checkAd

    Börsen-Zeitung  604  0 Kommentare Falsche Loyalität / Kommentar von Stefan Kroneck zur Festnahme von Audi-Chef Rupert Stadler

    Frankfurt (ots) - Erst fast drei Jahre nach den aufgeflogenen
    Dieselabgasmanipulationen zieht Volkswagen bei Audi endgültig die
    Reißleine. Die Absetzung des langjährigen Chefs der Ingolstädter
    Konzerntochter ist aber nicht das Ergebnis einer ausgereiften
    hausinternen Überlegung, sondern eine hektische Reaktion auf dessen
    Festnahme und Inhaftierung wegen des Verdachts auf Betrug. Dabei
    deutete sich an, dass die Tage von Rupert Stadler an der Spitze von
    Audi gezählt sind, nachdem die Strafverfolger eine Woche zuvor dessen
    Haus durchsuchen ließen. Spätestens dann war das Maß endgültig voll,
    obwohl natürlich auch für einen Spitzenmanager wie ihn nach deutschem
    Strafrecht die Unschuldsvermutung so lange gilt, bis ein Gericht ein
    Urteil gefällt hat oder die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen
    eine Geldbuße einstellt.

    In der jüngsten deutschen Wirtschaftsgeschichte ist die Causa
    Stadler einmalig. In der Bundesrepublik wurde bisher noch nie der CEO
    einer großen, börsennotierten Publikumsgesellschaft aus dem Amt
    heraus wegen Tatverdachts in Haft genommen. Der Fall des früheren
    Arcandor-Chefs Thomas Middelhoff lag anders. 1986 wurde Alfons
    Lappas, der einstige Chef der Gewerkschaftsholding BGAG, wegen seiner
    unrühmlichen Rolle beim Zusammenbruch der Co op AG in seinem
    Haus festgenommen. Vor zehn Jahren machte Klaus Zumwinkel, seinerzeit
    CEO der Deutschen Post, Schlagzeilen, als infolge einer Razzia die
    Ermittlungen gegen ihn wegen Steuerhinterziehung publik wurden.

    Im Fall Stadler haben die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch es
    versäumt, einen geordneten Übergang an der Spitze von Audi zu
    bewerkstelligen. Dafür wäre genug Zeit gewesen. Diese ließen sie
    verstreichen. Den Schaden daraus trägt nun die Premiummarke Audi, die
    auch aufgrund der Betrugsaffäre gegenüber den Wettbewerbern BMW und
    Daimler auf vielen Feldern ins Hintertreffen geraten ist. Aus
    falscher Rücksichtnahme und Loyalität gemischt mit Trotzreaktion
    hielten sie an dem CEO fest, obwohl er infolge der Dieselkrise
    faktisch längst nicht mehr tragbar war.

    Stattdessen versuchten sie, mit Bauernopfern die Kritiker an dem
    "Aufklärungskurs" in Sachen Dieselgate ruhigzustellen. Im vergangenen
    Jahr tauschten die privaten Großaktionäre fast den kompletten
    Audi-Vorstand aus. Stadler durfte vorerst bleiben. Diese Taktik
    fällt dem Konzern jetzt auf die Füße. Sie ist auch Ausdruck einer
    Corporate Governance im VW-Konzern, bei der seit langem
    Verbesserungsbedarf besteht.

    OTS: Börsen-Zeitung
    newsroom: http://www.presseportal.de/nr/30377
    newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

    Pressekontakt:
    Börsen-Zeitung
    Redaktion

    Telefon: 069--2732-0
    www.boersen-zeitung.de




    news aktuell
    0 Follower
    Autor folgen
    Verfasst von news aktuell
    Börsen-Zeitung Falsche Loyalität / Kommentar von Stefan Kroneck zur Festnahme von Audi-Chef Rupert Stadler Erst fast drei Jahre nach den aufgeflogenen Dieselabgasmanipulationen zieht Volkswagen bei Audi endgültig die Reißleine. Die Absetzung des langjährigen Chefs der Ingolstädter Konzerntochter ist aber nicht das Ergebnis einer ausgereiften …

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer