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    Börsen-Zeitung  418  0 Kommentare Im Bann des Handelsstreits, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

    Frankfurt (ots) - Noch überwiegt am Aktienmarkt die Hoffnung, dass
    im Handelskonflikt letztlich doch ökonomische Vernunft die Oberhand
    gewinnt und ein für die Weltwirtschaft verheerender Handelskrieg
    vermieden wird. Allerdings haben die jüngsten Ereignisse die
    Hoffnung nicht gerade bestärkt. Mit den von China und der EU
    verhängten Vergeltungszöllen hat sich der Konflikt weiter verschärft,
    und er droht sich noch weiter hochzuschaukeln, nachdem US-Präsident
    Donald Trump per Twitter Strafzölle auf Autos aus der EU ankündigt
    hat.

    Aus Sicht des Aktienmarktes hat der Konflikt nun durch eine
    weitere Entwicklung eine neue Stufe erreicht. Mit Daimler hat
    erstmals ein Unternehmen unter Hinweis auf den Handelskonflikt eine
    Gewinnwarnung ausgegeben. Vor allem aufgrund der von China verhängten
    Zölle auf in den USA produzierte Fahrzeuge, die den SUV-Absatz in der
    Volksrepublik zu beeinträchtigen drohen, geht das Unternehmen für das
    Gesamtjahr nun von einem Rückgang seines operativen Ergebnisses
    zwischen 2,5% und 10% aus. Ein Schock. Die Aktie fiel um bis zu 5,9%
    bis auf 58,68 Euro, der tiefste Stand seit dem Juli 2016. Die DZ Bank
    befürchtet noch mehr Ungemach für die Aktie. Das Institut stufte sie
    in der abgelaufenen Woche auf Verkaufen zurück und senkte den für den
    Titel veranschlagten Fair Value von 63 auf 49 Euro. In diesem sind
    nicht nur reduzierte Ergebnisschätzungen eingearbeitet, sondern auch
    eine erhöhte Risikoprämie.

    "Der zu erwartende anhaltende Newsflow zu den Themen Zölle und
    Diesel dürfte das Sentiment gegenüber der Branche und unter anderem
    nach der überraschenden Gewinnwarnung insbesondere Daimler belasten",
    so das Institut. Der gesamte Automobilsektor leidet unter dem
    Handelsstreit, sein Stoxx-Branchenindex sank zuletzt auf den tiefsten
    Stand seit dem September 2017. Denn es muss befürchtet werden, dass
    die USA die von Trump angekündigten Zölle auf Automobile aus der EU
    auch verhängen werden, was angesichts der Bedeutung des US-Marktes
    sehr negative Auswirkungen hätte.

    Auch auf Gesamtmarktniveau würde das stark bemerkbar werden.
    Allein auf die vier Unternehmen der Automobilbranche entfallen den
    Markterwartungen zufolge in diesem Jahr 45% der gesamten Erlöse und
    34% der Nachsteuergewinne der Dax-Unternehmen, hat die Commerzbank
    errechnet. Hinzu kommt, dass der Automobilsektor nicht die einzige
    Branche ist, die stark leiden wird, wenn sich die Spirale im
    Handelsstreit weiterdreht. Mit der jüngsten Eskalation im
    Handelskonflikt zwischen den USA und China seien die Abwärtsrisiken
    wieder ins Blickfeld gerückt, so die BayernLB. Der Dax sei aufgrund
    seiner zyklischen Sektorstruktur, der hohen Exportorientierung der
    Unternehmen und des hohen Automobil-Exposure besonders anfällig für
    eine Verschärfung des protektionistischen Kurses der amerikanischen
    Regierung. Noch kann das Schlimmste auf dem Verhandlungswege
    verhindert werden, und einstweilen sprechen ein recht solides
    Wachstum der Wirtschaft und der Gewinne und die niedrigen Zinsen für
    Dividendentitel.

    Doch der Handelsstreit droht sich hinzuziehen und damit letztlich
    über Stimmungseintrübung und Verunsicherung über kurz oder lang in
    der Realwirtschaft Schleifspuren zu hinterlassen. Für den Aktienmarkt
    bedeutet das wahrscheinlich einen volatilen Sommer und möglicherweise
    weiteren Kursdruck. In diesem Umfeld dürften Strategen, die zu einer
    defensiven Positionierung zulasten zyklischer Assets raten, bei den
    Investoren durchaus auf Gehör stoßen.

    Denn die potenziellen Risiken sind nicht zu unterschätzen. Die UBS
    glaubt zwar, dass es zu Verhandlungen und Kompromissen kommen wird.
    Allerdings veranschlagt sie die Wahrscheinlichkeit einer Eskalation,
    bei der die USA Strafzölle auf einer breiteren Basis, die größere
    Branchen der amerikanischen Wirtschaft einschließen, verhängen, mit
    20 bis 30%. Zwar wären die makroökonomischen Auswirkungen ihrer
    Einschätzung nach relativ überschaubar. Jedoch würden
    Vergeltungszölle der Handelspartner der Vereinigten Staaten die
    Gewinne großer US-Unternehmen und eventuell auch anderer großer, eng
    mit der amerikanischen Wertschöpfungskette verbundener
    multinationaler Konzerne drücken, so das Institut. Das, befürchtet
    die Schweizer Großbank, könnte an den weltweiten Aktienmärkten zu
    einer Korrektur zwischen 10 und 20% führen.

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