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    Wahlsieg  3862  0 Kommentare Erdogans Wachstum auf Pump führt Türkei in den Schuldensumpf

    Erdogans Wahlsieg täuscht nicht darüber hinweg, dass die türkische Wirtschaft vor massiven Problemen steht. Vor allem die hohen Auslandsschulden und die Kapitalflucht könnten das Wachstum auf Kredit stoppen und in eine türkische Insolvenz führen.

    Zwar legte die türkische Lira gegenüber dem Euro am Tag nach dem Wahlsieg Erdogans um über zwei Prozent zu. Marktbeobachter sehen darin aber nur eine kurzfristige Erholung, die nicht davon ablenken sollte, dass Erdogans Wirtschaftspolitik zwar zu Wachstum auf Kredit, aber nicht zu langfristiger Stabilität führt.

    Hohe Schuldenlast der Türkei
     
    Die Türkei hat laut Berechnungen der OECD Auslandsschulden i.H.v. Höhe von rund 50 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung. Die meisten Schulden muss der türkische Staat in Euro oder Dollar plus Zinsen zurückzahlen. Das wird immer schwieriger je mehr die türkische Währung an Wert verliert. Neue Kredite werden immer teurer, zumal die US-Notenbank auf Zinserhöhungskurs ist. Horrorszenario: Erdogan müsste immer mehr und teureres Geld am internationalen Kreditmarkt aufnehmen, um die Schuldenspirale zu bedienen. Am Ende könnte dem Land die Insolvenz drohen.

    Erdogans Politik ist auf Wachstumskurs: stolze 7,4 Prozent Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr. Die volkswirtschaftlich überaus wichtige Kontrolle der hohen Inflation liegt ihm dagegen nicht so sehr am Herzen. Die Inflationsrate ist im Mai auf über 12 Prozent gestiegen. Eigentlich müsste die türkische Zentralbank die Leitzinsen weiter erhöhen, um die wachsende Inflation einzudämmen. Der wiedergewählte türkische Präsident verfolgt aber die Politik, die Zinsen niedrig zu halten und übt dafür ständig starken Druck auf die türkischen Notenbanker aus. Die Unabhängigkeit der türkischen Notenbank wird durch Erdogans Manöver immer wieder in Frage gestellt. Immerhin haben es die türkischen Zentralbanker Ende Mai und Anfang Juni geschafft, die Leitzinsen anzuheben. Es ist fraglich, ob sich die türkische Notenbank gegenüber dem starken Präsidenten in nächster Zeit weiter durchsetzen wird.

    Direktinvestitionen auf dem Niveau vo 2009

    "Zwar könnte es zu einer kurzen, von den Wahlergebnissen getriebenen Entlastungsrallye kommen, aber wir erwarten, dass die türkischen Vermögenswerte unter Druck bleiben, wenn die politischen Maßnahmen nicht die hohe Inflation und die externe Abhängigkeit des Landes bekämpfen. Die Zentralbank hat die Zinsen nicht genug angehoben wie einige andere Länder, da sich die Regierung eher auf das BIP-Wachstum als auf Inflation oder Währungsstabilität konzentriert", meinte Neel Gopalakrishnan, Kreditanalyst bei der DBS Bank, gegenüber CNBC-Journalisten.

    Das Vertrauen der Wähler in Erdogan steht im Gegensatz zum Misstrauen des inländischen und ausländischen Kapitals. Laut einer Studie des südafrikanischen Analysehauses New World Wealth verließen in 2017 12 Prozent der türkischen Millionäre ihre Heimat - 6.000 vermögende Privatpersonen, deren Vermögen jeweils eine Million Dollar übersteigt. Sogar Teile der Mittelschicht würden ihre Häuser und andere Vermögenswerte verkaufen, um Unternehmensanteile oder Immobilien im Ausland zu kaufen, berichtet Bloomberg.

    Die politische Instabilität – nicht zuletzt angefeuert durch Erdogans riskante Auslandspolitik – belastet auch die begehrten Direktinvestitionen ausländischer Investoren. Das geht aus Bloomberg-Daten hervor. Das Volumen der Direktinvestitionen sei demnach auf das Niveau der Finanzkrise von 2009 zurückgegangen.

    Ladenhüter: Türkische Aktien und Anleihen

    Zudem kaufen Ausländer weniger türkische Aktien und Staatsanleihen. In diesem Jahr liegt das Volumen von ausländischen Investitionen in Aktien und Anleihen bislang nur bei 118 Millionen US-Dollar – ein Rückgang von 97 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr, so Bloomberg.

    Zählt man die Probleme zusammen, müsste Erdogan jetzt grundlegende Änderungen seiner Politik anstreben, um das Vertrauen von ausländischen Investoren zurückzubekommen. „Ich persönlich bin der Meinung, dass es einer Krise bedarf, um eine signifikante Änderung der Politik herbeizuführen", vermutet Neel Gopalakrishnan von der DBS Bank.

    Quelle: CNBC und Bloomberg





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