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    Marktkommentar  958  0 Kommentare Dr. Andreas Busch (BANTLEON): Gefährliche Gelassenheit an den Finanzmärkten

    Angesichts der Vielzahl an Störfeuern scheint es gefährlich, der Sommerpause zu gelassen entgegenzusehen.

    Der Koalitionskrieg in Deutschland und der schwelende Haushaltskonflikt in Italien sorgen für Bauchschmerzen. Hinzu kommt der eskalierende Handelsstreit zwischen den USA und China. Damit aber nicht genug an Krisenherden – jetzt geraten auch noch die aufstrebenden Volkswirtschaften unter Druck. Bislang zeigen sich die globalen Finanzmärkte von alldem weitgehend unbeeindruckt.


    18. Juni 2018

    »Der Sturm gewinnt Spiele, die Abwehr Meisterschaften.« An dieses Zitat fühlt sich derzeit so mancher Fussballfan  erinnert. Wenn es nämlich auf beiden Positionen harkt, wird es wohl weder mit dem Spielgewinn etwas, noch mit dem heissersehnten Titel.

    Aus einer umfassenderen Perspektive schlagen aber nicht nur die Fussballergebnisse auf die Stimmung. Genaugenommen brennt es aktuell an allen Ecken und Enden. So ist in Deutschland quasi aus dem Nichts ein Koalitionskrieg entflammt, der die Kraft besitzt, die mühsam gebildete Regierung zu Fall zu bringen. In Italien droht derweil ein Haushaltskrieg, der an den Eckpfeilern der europäischen Finanzpolitik rüttelt. Welches Störfeuer davon auf die Finanzmärkte ausgehen kann, war in den vergangenen Wochen eindrucksvoll zu beobachten, als die Risikoaufschläge italienischer Staatsanleihen auf langjährige Höchststände schossen.

    Es gibt aber noch weitere »Kriegsschauplätze«. Zwischen den USA und China ist es nun zur offenen Konfrontation gekommen. Ab dem 6. Juli gelten in den Vereinigten Staaten 25%ige Zölle auf Importe aus dem Reich der Mitte (im Umfang von 34 Mrd. USD). China hat keinen Moment gezögert, sondern sofort nach Bekanntwerden der Strafmassnahmen seinerseits Zölle in gleicher Höhe auf Einfuhren aus den USA verhängt. Darüber hinaus wurden die Zugeständnisse umgehend zurückgenommen, die Peking gemacht hatte, um das Handelsbilanzdefizit der USA gegenüber China durch umfangreichere Importe aus den Vereinigten Staaten zu reduzieren. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis die USA auf die Vergeltungsmassnahmen Chinas ihrerseits mit zusätzlichen Einfuhrzöllen reagieren – die Eskalation ist mithin in vollem Gange.

    Damit aber nicht genug an Unsicherheitsquellen. In den vergangenen Wochen sind – mehr oder weniger unbemerkt – die aufstrebenden Volkswirtschaften unter Druck gekommen. Die Währungen werten ab und die Aktienkurse gehen auf Tauchstation. Der MSCI-Emerging-Market-Index muss inzwischen einen Verlust von 13% seit seinem Höchststand im Januar hinnehmen. Es fehlt nur wenig, dann markiert er den tiefsten Stand seit Herbst vergangenen Jahres.

    Anfangs wurden vor allem hausgemachte Probleme für die Negativperformance verantwortlich gemacht (z.B. in Argentinien, der Türkei und Brasilien). Mittlerweile deutet sich aber an, dass mehr dahintersteckt. Offensichtlich wirken die gestiegenen US-Zinsen zunehmend als Belastung, die den Kapitalzufluss in die aufstrebenden Volkswirtschaften bremst. Des Weiteren dürfte die sich anbahnende Abkühlung im Welthandel ihre Schatten vorauswerfen. In weltwirtschaftlichen Schlechtwetterphasen sind es zumeist die aufstrebenden Volkswirtschaften, die am stärksten unter einer wachsenden Risikoaversion leiden.

    Bislang zeigen sich die globalen Finanzmärkte von dem Sammelsurium an Krisenherden ziemlich unbeeindruckt. Wenn die weltweite Konjunkturdynamik – wie von unseren Frühindikatoren bereits seit geraumer Zeit angekündigt – aber weiter nachlässt, dürfte es mit der Ruhe bald vorbei sein. In Anbetracht der vielfältigen Störfeuer gibt es daher aus unserer Sichte keinen Grund, der Sommerpause gelassen entgegenzusehen. Wir rechnen vielmehr mit wachsenden Spannungen an den Finanzmärkten und bevorzugen daher weiterhin eine defensive Ausrichtung der Asset Allocation.




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