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Pestizidbomben in Brasilien bald zugelassen?
In Brasilien wurde ein umstrittener Gesetzesentwurf zur Aufhebung der Beschränkungen von Pestiziden angenommen. Es gab zuvor heftigen Widerstand und 250.000 Menschen hatten eine Online-Petition unterzeichnet, denn immerhin sind von 121 Pestiziden, die allein für die Kaffeeproduktion zugelassen sind, bereits 30 in der EU verboten.
Angetrieben von einer mächtigen Agrarlobby, wird nun erwartet, dass der Entwurf in beiden Kongresshäusern verabschiedet und von Präsident Michel Temer bewilligt wird, bevor er Gesetz wird. "Das wirtschaftliche Interesse wird über der Gesundheit von Mensch und Umwelt stehen.", sagte Larissa Bombardi, Professorin für Geographie und Pestizide an der Universität von São Paulo.
Der Gesetzesentwurf hatte in Brasilien, einem der weltweit größten Lebensmittelproduzenten und größten Verbraucher von Pestiziden, heftigen Widerstand hervorgerufen. Die Gegner nannten es das "Giftpaket" und sagten, es würde zum wahllosen Einsatz gefährlicher Pestizide führen. Immerhin unterzeichneten 250.000 Menschen eine Online-Petition und es gab Widerstand von Umweltschützern, Staatsanwälten, Gesundheits- und Umweltministerien und sogar Sonderberichterstattern der Vereinten Nationen.
Von 121 Pestiziden, die in Brasilien für die Kaffeeproduktion zugelassen sind, sind bereits 30 in der Europäischen Union verboten, so "The Guadrian". Darunter findet sich auch das giftige Paraquat. Landwende schreibt: "Paraquat ist ein hochgiftiges Pestizid, das immer wieder zu Gesundheitsschäden und Todesfällen unter den Arbeiterinnen und Bauern führt. In der EU und in der Schweiz ist es daher seit langem verboten".
In einem Brief an Brasiliens Außenminister Aloysio Nunes beschrieben die Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen John H. Knox, Hilal Elver, Baskut Tuncak, Dainius Puras und Léo Heller Brasilien als "angeblich größten Verbraucher und Importeur von Pestiziden der Welt". Das Land lässt bereits ausländische Unternehmen seine niedrigeren Schutzstandards ausnutzen, sagten sie, "indem sie gefährliche Pestizide exportieren, die in ihren Heimatmärkten nicht verwendet werden dürfen, um in Brasilien verwendet zu werden".
Eine lange Liste von Organisationen und Fachgremien war mit dem Gesetzentwurf nicht einverstanden. Das Projekt wird "ernsthafte Verluste für den Schutz der menschlichen Gesundheit mit sich bringen", schrieb Ronald dos Santos, Präsident des Nationalen Gesundheitsrates des Gesundheitsministeriums.
Greenpeace griff die Gesetzgeber an, weil sie den Gesetzesentwurf angesichts des breiten Widerstands angenommen hat. "Sie wollen, dass ein giftiges Produkt weniger bedrohlich aussieht", sagte Marcio Astrini, von Greenpeace Brasilien. "Der giftige Müll, der im Rest des Planeten verboten ist, wird hier verkauft.", so Astrini.
Nach der bisherigen Gesetzgebung können Pestizide mit Elementen, die als teratogen, krebserregend, erbgutverändernd, hormonell störend oder das Fortpflanzungssystem gefährdend gelten, nicht registriert werden. Mit dem neuen Gesetz werden gefährliche Pestizide jedoch nur dann verboten, wenn ein "wissenschaftlich nachgewiesenes inakzeptables Risiko" besteht - eine Definition, die für die Gegner zu vage ist. Zudem können nach dem neuen Gesetz Pestizide vorübergehend registriert werden, wenn der Zulassungsprozess über zwei Jahre gedauert hat und es in drei Länder der OECD bereits genehmigt ist.
Quellen: