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    Business Angel im Interview  510  0 Kommentare
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    „Das Timing ist unheimlich wichtig“

    Dr. Christian Schultz investiert seit mehr als 20 Jahren in Startups. Als Gründer des Technologie-Unternehmens EN3 kennt er auch die andere Seite des Verhandlungstisches. Im Interview verrät er, wie er zum Crowdinvesting gekommen ist und worauf es für ihn bei Startup-Investments ankommt. 

     

    Tamo Zwinge: Wann haben Sie das erste Mal mit der Crowd und mit Companisto zu tun gehabt?

    Dr. Christian Schultz: Ich arbeite schon seit den Anfangszeiten mit Companisto zusammen. Ich kenne die Crowd sowohl aus Investorensicht wie auch aus Geschäftsführersicht eines finanzierten Unternehmens. Auch heute tausche ich mich regelmäßig mit dem gesamten Team zu Investitionen in Startups aus.

     

    Tamo Zwinge: Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit der Crowd und der Plattform?

    Dr. Christian Schultz: Für mich hat sich Companisto zu der Plattform mit dem nachhaltigsten Konzept entwickelt. Es existieren juristisch fair austarierte Verträge und ein effektives Marketing. Der Ablauf einer Finanzierung ist professionell und unkompliziert. Auch Folgefinanzierungen von Startups in bereits bestehende Crowdinvestings sind möglich. Hier wird sehr unternehmerisch gedacht.

    Meiner Ansicht nach bietet die Crowd neben dem reinen Mittelfluss von Geld einige weitere Vorteile. Einige Companisten haben zum Beispiel einen Ingenieurshintergrund. Durch Crowdinvesting bekommt man daher Zugang zu Experten, die zwar keine sehr großen Summen investieren, aber trotzdem über wertvolles Wissen und ein entsprechendes Netzwerk verfügen, dass sich durchaus sehr sinnvoll nutzen lässt.

     

    Tamo Zwinge: Welche Startups sind Ihrer Einschätzung nach für Crowdinvesting geeignet? Was muss gegeben sein?

    Dr. Christian Schultz: Grundsätzlich eignen sich alle Startups für die Finanzierung mit der Crowd, egal welches Geschäftsmodell oder in welcher Branche man sich bewegt. Man muss nur einen Weg finden, es der Allgemeinheit verständlich darstellen zu können.

     

    Tamo Zwinge: Wie sind Sie dazu gekommen, in Startups zu investieren?

    Dr. Christian Schultz: Neu aufkommende Technologien und Geschäftsmodelle und deren Umsetzung in neu gegründeten Unternehmen haben mich schon immer interessiert und so habe ich die ersten Investments ab 1997 getätigt.

    Ich glaube den Begriff Startup gab es damals vordergründig noch gar nicht. Dann kam die Zeit des „Neuen Marktes“ 1998/1999. Im Bereich der Medizintechnik hatte ich ein paar wissenschaftliche Arbeiten gemacht und da gab es zwei Unternehmen, die mich interessiert haben.

    Da bin ich mit damals überschaubaren Beträgen mit reingegangen, weil ich mich mit meinem fachlichen Knowhow einbringen konnte und mit Anteilen incentiviert wurde. Das eine Unternehmen hat den IPO geschafft und das andere wurde erfolgreich verkauft.

     

    Tamo Zwinge: Und wie finden Sie vielversprechende Unternehmen, in die Sie investieren?

    Dr. Christian Schultz: Ich versuche auf eine Perspektive von 3 bis 5 Jahren herauszufinden, welche Technologien und Märkte in der Zukunft interessant sein könnten und versuche ein grundsätzliches Verständnis dafür zu entwickeln. Das Timing ist unheimlich wichtig und man liegt selbstverständlich auch öfter mal daneben. Das heißt, ein Thema war zu früh, um es zu monetarisieren oder andere sind schneller und besser.

    Zu 80 Prozent spreche ich deshalb eher Unternehmen direkt an, als das ich auf die Vielzahl der Investmentangebote, die ich erhalte, überhaupt reagiere. Das soll jetzt nicht überheblich klingen, aber auch mein Tag hat nur 24 Stunden und sich mit Dingen auseinanderzusetzen, die man immer wieder neu zu durchdenken hat, macht wenig Sinn.

    Bei vielversprechenden Startups schaue ich dann, ob die Chemie zwischen mir und den Gründern passt und ob es für mich Möglichkeiten gibt, mich einzubringen. Manchmal entwickeln sich solche Dinge auch über persönliche Netzwerke.

     

     

    Tamo Zwinge: Auf welche Faktoren achten Sie bei Startups am meisten?

    Dr. Christian Schultz: Wichtig ist vor allem das Team, dann das Team und dann nochmals das Team. Ich setze grundsätzlich eher auf zwei oder drei Gründer statt auf Einzelgründer. Alleinstellungsmerkmale, die nicht so schnell kopierbar sind, sollten ebenfalls erkennbar sein.

     

    Tamo Zwinge: Wie bewerten Sie Unternehmen?

    Dr. Christian Schultz: Das sind in diesen frühen Unternehmensphasen zum einen Dinge, die bei jedem Business Angel auch etwas mit Bauchgefühl zu tun haben. Das Team ist, wie gesagt, der wichtigste Faktor. Es wäre weiterhin hilfreich, wenn ein nachvollziehbarer Proof existiert, wie die Vorstellungen zur späteren Marktbearbeitung aussehen und ob man insgesamt über die deutschen und europäischen Tellerränder hinausblickt.

    Dann schaue ich mir die Zahlen insbesondere für die ersten zwei Jahre an und gebe darauf einen kräftigen Abschlag von 50 Prozent, und schaue dann auf den notwendigen Kapitalbedarf. Das ist wichtig, um die Möglichkeiten der Weiterfinanzierung durch andere externe Investoren abschätzen zu können.

    Am Ende ist auch die Gestaltung der Verträge wichtig. Die Gründer müssen immer ausreichend Anteile besitzen, um optimal motiviert zu sein und gleichzeitig auch nach Verwässerung der Anteile noch ausreichend am Unternehmen beteiligt zu sein. Ich habe aber zum Beispiel kein Verständnis dafür, dass Gründer, die innerhalb der ersten drei Jahre aus dem Unternehmen ausscheiden, weiter am Unternehmenserfolg partizipieren.

     

    Tamo Zwinge: Vielen Dank für die Einblicke, Herr Dr. Schultz!

     

    Kennt beide Seiten des Verhandlungstisches: Gründer und Investor Dr. Christian Schultz.

    Zur PersonDr. Christian Schultz aus Mecklenburg-Vorpommern investiert seit 1997 in Startups. Er ist als Kieferorthopäde in seiner Praxis tätig, hat mehrere Fachbücher geschrieben und hält zahlreiche Patente in den Bereichen Medizintechnik, Nanotechnologie, Plasmaphysik und Pharmazie. Gleichzeitig betätigt sich der verheiratete Familienvater auch als Startup-Investor. Aktuell hält er Beteiligungen an Startups in den Bereichen MedTech, IT, SaaS und Big Data.

     

    Das komplette Interview und mehr gibt es auch in den aktuellen Companisto Deal-Lights zu lesen. Erfahren Sie mehr zum Thema Crowdfunding, Crowdinvesting und zu unterschiedlichen Anlagestrategien in der Companisto Investoren-Akademie und dem Companisto Blog.

    Tamo Zwinge
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    Tamo Zwinge leitet seit Juni 2012 als Gründer und Geschäftsführer die Crowdinvesting-Plattform Companisto, auf der Startups eine Schwarmfinanzierung von Mikroinvestoren, den sogenannten Companisten, erhalten können. Er arbeitete zuvor mehrere Jahre als Jurist bei CMS Hasche Sigle, einer der führenden wirtschaftsberatenden Anwaltssozietäten in Deutschland. Dort betreute er große Unternehmen in den Bereichen Gesellschaftsrecht, Unternehmenstransaktionen und Private Clients. Aufgrund dieser Kompetenzen verantwortet Tamo Zwinge im Besonderen die rechtliche Ausgestaltung von Companisto und die stetige Optimierung des Companisto-Modells auf Anschlussfinanzierungen durch Venture Capital-Gesellschaften.
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    Verfasst von Tamo Zwinge
    Business Angel im Interview „Das Timing ist unheimlich wichtig“ Dr. Christian Schultz investiert seit mehr als 20 Jahren in Startups. Als Gründer des Technologie-Unternehmens EN3 kennt er auch die andere Seite des Verhandlungstisches. Im Interview verrät er, worauf es bei Startup-Investitionen ankommt.