Pressemeldung
Franklin Templeton: Schwellenländer sind nicht gleich Schwellenländer
Mit dem Local Markets Resilience Index (LMRI) lassen sich Länder nach fünf unterschiedlichen Faktoren hinsichtlich ihrer Robustheit bewerten.
Innerhalb der Anlageklasse Schwellenländer gibt es erhebliche Unterschiede. Daher ist es wichtig, die stärkeren, robusteren Volkswirtschaften von den schwächeren, anfälligeren abzugrenzen.
Fünf Länder mit hohen LMRI-Bewertungen
Folgende Länder stehen auf unserer Rangliste ganz oben:
In Lateinamerika geben vor allem Argentinien und Brasilien Anlass zu Optimismus. Nach den jüngst gescheiterten populistischen Experimenten sind diese Länder zu einer eher orthodoxen Politik zurückgekehrt. Sie sind der Marktwirtschaft und einer konservativen Haushaltspolitik zugeneigt, achten auf eine glaubhafte Geldpolitik, ein förderliches Geschäftsklima und einen am Export orientierten Handel. Die wirtschaftlichen Risiken in diesen Ländern stehen eher im Zusammenhang mit den dort laufenden Reformen als mit den Ereignissen außerhalb.
In Brasilien bestehen die ergriffenen Maßnahmen in massiven strukturellen Veränderungen, die die inländischen Motoren zur Belebung der Wirtschaft in Gang setzen dürften. Die Zentralbank und das Finanzministerium des Landes sind heute technokratisch und konservativ, ergreifen angemessene Maßnahmen und verfolgen eine orthodoxe Linie. Einige Reformanstrengungen wurden durch die Korruptionsvorwürfe gegen Präsident Temer zwar gebremst, der längerfristige Reformkurs setzt sich jedoch fort. Der allgemeine politische Wille zur Umsetzung wichtiger struktureller Reformen ist heute sehr viel stärker als während eines Großteils des vergangenen Jahrzehnts, und die wirtschaftlichen Aussichten des Landes sind weiterhin stark.
Ein ähnliches Bild zeigt sich in Argentinien. Nach einem Jahrzehnt gescheiterter Politik hatte die Bevölkerung genug und setzte die Kirchner-Regierung ab. Die Nachfolge trat Präsident Mauricio Macri an, der auf eine orthodoxere Politik setzt. Die Macri-Regierung hat insbesondere die Wirtschaft von ihren Fesseln befreit, indem sie sie deregulierte, den Handel liberalisierte und die Manipulation der Wechselkurse und der Versorgerpreise beendete. Im Oktober 2017 konnte die politische Koalition Macris bei Wahlen eine ganze Reihe wichtiger Siege erringen. Hierdurch wurde die Position seiner Koalition in beiden Kammern des Kongresses gestärkt, was wiederum die Verabschiedung von Steuer- und Arbeitsmarktreformen in den kommenden Quartalen wahrscheinlicher macht.
Indien ist ein Beispiel für ein Land, das die Wende eingeleitet hat und in dem ein Anstieg der TGM-ESGI-Gesamtnote zu erwarten ist. 2014 wurde Narendra Modi mit dem Wahlkampfthema „wirtschaftliche Entwicklung“ zum Premierminister gewählt. Er treibt die Privatisierung und Liberalisierung der Wirtschaft voran und setzt Arbeitsmarktreformen und den Kampf gegen die Korruption um. Weitere wichtige Reformen waren u. a. die Vereinfachung von Gewerbeanmeldungen und Insolvenzverfahren sowie die Öffnung binnenwirtschaftlicher Sektoren für ausländische Investitionen. Infolgedessen kletterte Indien 2017 im Doing Business Index der Weltbank um 30 Plätze nach oben.
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Indonesien ist ebenfalls ein anschauliches Beispiel für ein robustes Schwellenland. Obwohl in den letzten Jahren die Rohstoffpreise eingebrochen und die Handelsvolumen zurückgegangen sind und das chinesische Wachstum sich verlangsamt hat, wuchs die indonesische Wirtschaft weiter um rund 5 % pro Jahr, und auch die Leistungsbilanz des Landes (einschließlich ausländischer Direktinvestitionen) blieb ausgewogen. Außerdem gerieten Staaten wie Indonesien auch 2015/2016, als die Währungen vieler Schwellenländer an Wert verloren, niemals in Bonitätsprobleme.
Mexiko hat vorbildlich die Lehren früherer Krisen beherzigt und nicht nur Maßnahmen gegen makroökonomische Anfälligkeiten ergriffen, sondern auch weitreichende Strukturreformen auf den Weg gebracht. Zudem ruht die Unabhängigkeit der Zentralbank auf einem soliden Fundament, und die Gewaltenteilung der mexikanischen Verfassung macht es für eine neue Regierung sehr schwierig, einseitig die finanzielle Verfassung des Landes zu ändern oder die Zentralbank zu missbrauchen. Dies ist nicht in jedem Land so, doch in Mexiko sind diese institutionellen Aufgaben fester in der Verfassung verankert. Außerdem dürften weder etwaige Zölle och Anpassungen des NAFTA die Robustheit der mexikanischen Wirtschaft gefährden.
Fazit: Bei Investitionen in Emerging Markets sollte Selektivität an erster Stelle stehen. Anleger sollten die Schwellenländer nicht als einheitliche Vermögensklasse betrachten, sondern gezielt zwischen den einzelnen Ländern differenzieren. Anleger, die entweder auf passive oder aktive, indexnachbildende Strategien setzen, sind potenzieller Volatilität und Kapitalverlusten unserer Einschätzung nach stärker ausgesetzt, da sie gezwungen sind, die Anlageklasse en masse und ohne Berücksichtigung der Fundamentaldaten und idiosynkratischen Risiken der einzelnen Länder zu halten.
Unseres Erachtens besteht der Schlüssel zu erfolgreichen Schwellenländeranlagen darin, einen uneingeschränkten, Research-intensiven, auf hoher Überzeugung beruhenden Ansatz auf das gesamte Spektrum an Regionen und Anlageklassen anzuwenden.