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    Börsen-Zeitung  549  0 Kommentare Aus feindlich wird freundlich / Kommentar zu Innogy von Christoph Ruhkamp

    Frankfurt (ots) - So schnell können sich die Dinge ändern: Noch im
    Mai hatte sich Innogy-Vorstandschef Uwe Tigges geweigert, seinen
    eigenen Aktionären die Annahme der 22 Mrd. Euro schweren Eon-Offerte
    zu empfehlen. Eine abschließende Beurteilung der relativen Höhe des
    Angebots sei aufgrund von nichtöffentlichen Vereinbarungen zwischen
    Eon und RWE nicht möglich. Der Innogy-Chef hatte eine Drohkulisse
    aufgebaut, um möglichst gute Konditionen für seine Leute auszuhandeln
    für die Zeit, wenn künftig 5000 von 70000 Stellen im neuen
    Eon-Konzern wegfallen sollen. Diese Konditionen hat er erreicht. Nun
    will Tigges die zügige Umsetzung der geplanten Transaktion
    unterstützen. Von dem Gasnetz in Tschechien, das Eon gern mit
    übernehmen will und das Innogy als Nickeligkeit vor Abschluss des
    Deals an Macquarie hätte verkaufen können, ist nicht mehr die Rede.

    Eon will nun bei der Übernahme, die aber dennoch kein
    Zusammenschluss zweier Gleicher ist, die "Mitarbeiter fair und
    möglichst gleich behandeln" und verzichtet auf betriebsbedingte
    Kündigungen. Auch sind "Prinzipien und Auswahlprozesse zur fairen
    Besetzung von Top-Führungspositionen vereinbart".

    Einerseits handelt Eon-Chef Johannes Teyssen mit den
    Zugeständnissen klug. Da der Prozess der Übernahme noch bis Ende 2019
    läuft, wäre er sonst Gefahr gelaufen, dass seine künftige Tochter
    Innogy auf dem Weg an Wert verliert. Es wäre schwer geworden, für
    Innogy neue Mitarbeiter anzuwerben, und viele der Besten wären
    angesichts der Unsicherheit davongelaufen.

    Andererseits zahlt Teyssen auch einen hohen Preis für die
    Einigung. Die Zugeständnisse an die Innogy-Mitarbeiter werden zu
    gleich hohen Forderungen der Arbeitnehmervertreter bei Eon und RWE
    führen, die noch in die rechtliche Form eines Tarifvertrages gegossen
    werden müssen. Ob Eon danach noch in der Lage sein wird, den
    Aktionären die versprochenen Synergien von bis zu 800 Mill. Euro zu
    liefern, wird sich ab 2020 zeigen. Die Zweifel der Investoren
    schlagen sich derzeit schon im stagnierenden Aktienkurs nieder.

    Das Risiko von Querschüssen durch das Innogy-Management ist
    jedenfalls deutlich geringer geworden. Das ist nicht zuletzt für die
    noch anstehenden kartellrechtlichen Genehmigungen von Bedeutung. Für
    Eon rückt ein Beherrschungsvertrag in den Fokus. In Kürze erhält Eon
    voraussichtlich den größten Teil des Innogy-Streubesitzes von 23%.
    Bis Mitte 2019 folgen dann die 77%, die RWE noch hält. Es wirkt
    derzeit nicht so, als könnte noch irgendetwas den fahrenden
    Fusionszug aufhalten - außer vielleicht die Kartellwächter.

    (Börsen-Zeitung, 20.07.2018)

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