Börsen-Zeitung
Aus feindlich wird freundlich / Kommentar zu Innogy von Christoph Ruhkamp
Frankfurt (ots) - So schnell können sich die Dinge ändern: Noch im
Mai hatte sich Innogy-Vorstandschef Uwe Tigges geweigert, seinen
eigenen Aktionären die Annahme der 22 Mrd. Euro schweren Eon-Offerte
zu empfehlen. Eine abschließende Beurteilung der relativen Höhe des
Angebots sei aufgrund von nichtöffentlichen Vereinbarungen zwischen
Eon und RWE nicht möglich. Der Innogy-Chef hatte eine Drohkulisse
aufgebaut, um möglichst gute Konditionen für seine Leute auszuhandeln
für die Zeit, wenn künftig 5000 von 70000 Stellen im neuen
Eon-Konzern wegfallen sollen. Diese Konditionen hat er erreicht. Nun
will Tigges die zügige Umsetzung der geplanten Transaktion
unterstützen. Von dem Gasnetz in Tschechien, das Eon gern mit
übernehmen will und das Innogy als Nickeligkeit vor Abschluss des
Deals an Macquarie hätte verkaufen können, ist nicht mehr die Rede.
Eon will nun bei der Übernahme, die aber dennoch kein
Zusammenschluss zweier Gleicher ist, die "Mitarbeiter fair und
möglichst gleich behandeln" und verzichtet auf betriebsbedingte
Kündigungen. Auch sind "Prinzipien und Auswahlprozesse zur fairen
Besetzung von Top-Führungspositionen vereinbart".
Mai hatte sich Innogy-Vorstandschef Uwe Tigges geweigert, seinen
eigenen Aktionären die Annahme der 22 Mrd. Euro schweren Eon-Offerte
zu empfehlen. Eine abschließende Beurteilung der relativen Höhe des
Angebots sei aufgrund von nichtöffentlichen Vereinbarungen zwischen
Eon und RWE nicht möglich. Der Innogy-Chef hatte eine Drohkulisse
aufgebaut, um möglichst gute Konditionen für seine Leute auszuhandeln
für die Zeit, wenn künftig 5000 von 70000 Stellen im neuen
Eon-Konzern wegfallen sollen. Diese Konditionen hat er erreicht. Nun
will Tigges die zügige Umsetzung der geplanten Transaktion
unterstützen. Von dem Gasnetz in Tschechien, das Eon gern mit
übernehmen will und das Innogy als Nickeligkeit vor Abschluss des
Deals an Macquarie hätte verkaufen können, ist nicht mehr die Rede.
Eon will nun bei der Übernahme, die aber dennoch kein
Zusammenschluss zweier Gleicher ist, die "Mitarbeiter fair und
möglichst gleich behandeln" und verzichtet auf betriebsbedingte
Kündigungen. Auch sind "Prinzipien und Auswahlprozesse zur fairen
Besetzung von Top-Führungspositionen vereinbart".
Einerseits handelt Eon-Chef Johannes Teyssen mit den
Zugeständnissen klug. Da der Prozess der Übernahme noch bis Ende 2019
läuft, wäre er sonst Gefahr gelaufen, dass seine künftige Tochter
Innogy auf dem Weg an Wert verliert. Es wäre schwer geworden, für
Innogy neue Mitarbeiter anzuwerben, und viele der Besten wären
angesichts der Unsicherheit davongelaufen.
Andererseits zahlt Teyssen auch einen hohen Preis für die
Einigung. Die Zugeständnisse an die Innogy-Mitarbeiter werden zu
gleich hohen Forderungen der Arbeitnehmervertreter bei Eon und RWE
führen, die noch in die rechtliche Form eines Tarifvertrages gegossen
werden müssen. Ob Eon danach noch in der Lage sein wird, den
Aktionären die versprochenen Synergien von bis zu 800 Mill. Euro zu
liefern, wird sich ab 2020 zeigen. Die Zweifel der Investoren
schlagen sich derzeit schon im stagnierenden Aktienkurs nieder.
Das Risiko von Querschüssen durch das Innogy-Management ist
jedenfalls deutlich geringer geworden. Das ist nicht zuletzt für die
noch anstehenden kartellrechtlichen Genehmigungen von Bedeutung. Für
Eon rückt ein Beherrschungsvertrag in den Fokus. In Kürze erhält Eon
voraussichtlich den größten Teil des Innogy-Streubesitzes von 23%.
Bis Mitte 2019 folgen dann die 77%, die RWE noch hält. Es wirkt
derzeit nicht so, als könnte noch irgendetwas den fahrenden
Fusionszug aufhalten - außer vielleicht die Kartellwächter.
(Börsen-Zeitung, 20.07.2018)
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Zugeständnissen klug. Da der Prozess der Übernahme noch bis Ende 2019
läuft, wäre er sonst Gefahr gelaufen, dass seine künftige Tochter
Innogy auf dem Weg an Wert verliert. Es wäre schwer geworden, für
Innogy neue Mitarbeiter anzuwerben, und viele der Besten wären
angesichts der Unsicherheit davongelaufen.
Andererseits zahlt Teyssen auch einen hohen Preis für die
Einigung. Die Zugeständnisse an die Innogy-Mitarbeiter werden zu
gleich hohen Forderungen der Arbeitnehmervertreter bei Eon und RWE
führen, die noch in die rechtliche Form eines Tarifvertrages gegossen
werden müssen. Ob Eon danach noch in der Lage sein wird, den
Aktionären die versprochenen Synergien von bis zu 800 Mill. Euro zu
liefern, wird sich ab 2020 zeigen. Die Zweifel der Investoren
schlagen sich derzeit schon im stagnierenden Aktienkurs nieder.
Das Risiko von Querschüssen durch das Innogy-Management ist
jedenfalls deutlich geringer geworden. Das ist nicht zuletzt für die
noch anstehenden kartellrechtlichen Genehmigungen von Bedeutung. Für
Eon rückt ein Beherrschungsvertrag in den Fokus. In Kürze erhält Eon
voraussichtlich den größten Teil des Innogy-Streubesitzes von 23%.
Bis Mitte 2019 folgen dann die 77%, die RWE noch hält. Es wirkt
derzeit nicht so, als könnte noch irgendetwas den fahrenden
Fusionszug aufhalten - außer vielleicht die Kartellwächter.
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