Marktbericht August 2018
Widersprüchliche Signale im Hochsommer - Seite 2
Mittlerweile erleben wir den verzweifelten Versuch, dem Finanzsystem die Liquidität wieder etwas zu entziehen. Als erste versucht die US Notenbank (FED) ihre Bilanzsumme in Höhe von etwa 4 Billionen US-Dollar etwas zu reduzieren, indem sie fällig gewordene Anleihen nicht mehr reinvestiert. Gleichzeitig hebt sie die kurzfristigen Zinsen an. Die Europäische Zentralbank und die japanische Notenbank dürften in absehbarer Zeit mit ähnlichen Versuchen beginnen – freilich mit wenig Aussicht auf Erfolg. Diesen Prozess als Zinswende zu bezeichnen erachten wir als absurd. Die Akteure in den Notenbanken befinden sich in einem Dilemma. Einerseits müssen sie den Anschein erwecken, dass sie das Heft des Handelns weiterhin fest in Händen halten und ihre Politik normalisieren können. Andererseits wissen Sie genau um die Fragilität des Systems. In einer Welt von exorbitanter Verschuldung benötigt das Finanzsystem Liquidität und niedrige Zinsen wie eine Droge. Versucht man die Droge zu reduzieren, verursacht man Entzugserscheinungen. Diese Entzugserscheinung in Ausprägung von höheren Schwankungen in einzelnen Anlageklassen sind für die kommenden Monate zu erwarten.
Handelskrieg oder nicht- die große Unbekannte.
Während vor kurzem noch die Entspannung im europäisch-amerikanischen Handelsstreit für positive Schlagzeilen sorgte, so führte das erneute Aufflammen an der chinesisch-amerikanischen Handelsfront zu weiterer Verunsicherung an den Kapitalmärkten. Der Konflikt zwischen den beiden Supermächten gewinnt an Schärfe. Jüngst rief US-Präsident Trump seinen Handelsminister Lighthizer an, eine Erhöhung der Zölle von 10 auf 25 Prozent zu prüfen, die dann im September eingeführt werden könnten. Konsequenterweise hat die chinesische Regierung für diesen Fall schon Gegenmaßnahmen angekündigt. Erste negative Folgeerscheinungen des Streits lassen sich schon erkennen: die gestiegene Unsicherheit führt zur Verschiebung von Investitionen und einzelne Branchen leiden schon unmittelbar unter den erhobenen Zöllen. Welche konkreten Auswirkungen verschärfte Zölle auf die Wirtschaft haben, ist schwer zu kalkulieren. Es ist unsicher, wann und welche Zölle erhoben werden. Genauso lassen sich über Gegenmaßnahmen der betroffenen Länder nur Vermutungen anstellen. So hat in den vergangenen Wochen die chinesische Währung Renminbi gegenüber dem US-Dollar deutlich an Wert (etwa 10 Prozent) verloren. Damit werden chinesische Produkte in den USA billiger und die erhobenen Zölle laufen teilweise ins Leere. Es ist durchaus zu vermuten, dass diese Entwicklung wohlwollend von der chinesischen Regierung zur Kenntnis genommen und wahrscheinlich sogar unterstützt wird.