Autobauer-Krise
Ford-Fiasko: Aktie am Boden – Angst vor Werkschließungen in Europa
Das US-amerikanische Management von Ford ist über die Entwicklung in Europa stark verärgert. In Deutschland geht die Angst vor Werkschließungen um.
Der Kurs der Ford-Aktie notierte am 15.08.2018 mit 8,29 Euro auf dem schlechtesten Stand seit fünf Jahren und es sieht nicht danach aus, als würde sich der Kurs erholen.
Martin Hennig, Betriebsratschef im Kölner Ford-Werk, in dem der Fiesta gebaut wird, berichtet laut Bonner "General-Anzeiger" von "gedämpfter Stimmung" im Unternehmen. Grund ist die massive Kritik
des Mutterkonzerns aus den USA. "Wir sind extrem unzufrieden mit unserer Leistung in Europa und China", sagte Vorstandschef Jim Hackett nach Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal. "Mit
derartigen Resultaten hatten wir nicht geplant", so der Ford-Boss.
Laut General-Anzeiger habe Ford 24.900 Mitarbeiter in Deutschland, davon 18.500 in Köln. Dort, in der Ford-Europa-Zentrale, fürchtet die Belegschaft drastische Einschnitte. "Ford muss ein
strukturelles Problem in Europa lösen und da ist alles denkbar und möglich", meinte Deutschlands Auto-Papst, Ferdinand Dudenhöffer. Der Branchenexperte könne sich sogar vorstellen, dass Ford die
Reißleine zieht, wie es der US-Rivale General Motors mit dem Verkauf der deutschen Tochter Opel vorgemacht habe: "Ich würde nicht ausschließen, dass in Dearborn auch Szenarien über einen möglichen
Ausstieg aus Europa diskutiert werden", sagte Dudenhöffer.
Bis 2022 sollen bei Ford 25,5 Mrd. US-Dollar (22,4 Mrd. Euro) eingespart werden. Geschäftsbereiche mit unterdurchschnittlicher Leistung erhalten schlichtweg kein Geld mehr, so Hackett. Von den
Einsparungen könnten die europäischen Werke betroffen sein, da sie zu den verlustreichsten Ford-Unternehmungen gehören: Im zweiten Quartal verschlechterte sich das operative Ergebnis im
Jahresvergleich um 195 Millionen US-Dollar. Der Quartalsverlust lag bei 73 Millionen US-Dollar. Für das Gesamtjahr 2018 erwartet Ford in Europa ein Minus.
Laut Dudenhöffer sei Ford im Massengeschäft unter den großen Herstellern in Europa abgeschlagen. Mit einer Gewinnspanne von 0,3 Prozent war Ford Europa im ersten Halbjahr das Schlusslicht in der
Profitabilitätsrangliste. Im zweiten Quartal hat sich die Lage nach Dudenhöffers Studien-Ergebnissen weiter verschlechtert: Pro verkauftes Fahrzeug ergab sich ein operativer Verlust von 165 Euro.
Zum Vergleich: In den USA erzielte Ford laut der Dudenhöffer-Analyse im ersten Halbjahr einen Gewinn von 1.977 Euro pro Fahrzeug, weltweit waren es 759 Euro.
Quellen:
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