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    ROUNDUP  417  0 Kommentare Grammer-Chef plant China-Ausbau unter Jifeng

    AMBERG (dpa-AFX) - Der Autozulieferer Grammer kann nach der geglückten Übernahme durch den chinesischen Partner Jifeng und dem Abschied eines störenden Großinvestors aufatmen. "Wir sind erleichtert, dass es so gekommen ist. Es ist jetzt eine positive Situation für uns, da wir unsere Strategie fortsetzen können, wie wir es wollen", sagte Vorstandschef Hartmut Müller der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Dienstag in Amberg. "Wir können uns jetzt wieder voll auf die Integration des US-Unternehmens TMD sowie den Ausbau des Geschäfts in China und den Vereinigten Staaten konzentrieren."

    Zuvor war bekannt geworden, dass Jifeng nach Abschluss der Übernahme 84,23 Prozent an Grammer hält. Anfang August hatte Grammer mitgeteilt, dass der frühere Großaktionär Hastor seine Beteiligung nahezu komplett verkauft hat und Jifeng die Übernahme geglückt ist. Zum damaligen Zeitpunkt hielt das chinesische Unternehmen 74 Prozent der Aktien. Seitdem hatten die Aktionäre, die sich noch nicht entschieden hatten, Zeit, ihre Anteile anzubieten. Dieses Angebot haben einige angenommen, sodass der Jifeng-Anteil die wichtige Schwelle von 75 Prozent überschritten hat. Nun kann kein anderer Investor mehr als 25 Prozent erwerben und damit wichtige Entscheidungen blockieren.

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    "Wir haben jetzt einen stabilen Ankerinvestor, der unsere Pläne unterstützt und uns beim Ausbau des Geschäfts in China hilft", sagte Müller. "Ich habe einen guten Draht zum neuen Eigentümer und telefoniere regelmäßig mit dem Senior-Chef Yiping Wang." Der Grammer-Chef zeigte sich froh, dass damit das unliebsame Kapitel mit dem Investor Hastor abgeschlossen ist. Die bosnische Unternehmerfamilie war vor zwei Jahren eingestiegen und hatte bei dem bayerischen Autozulieferer für viel Unruhe gesorgt. Da Hastor zuvor bereits bei den wichtigen Grammer-Kunden Daimler und Volkswagen für Probleme gesorgt hatte, wirkte sich das Engagement auch auf den Auftragseingang des SDax-Unternehmens aus.

    Damit soll jetzt Schluss sein. "Durch unseren neuen Eigentümer sollte die Unsicherheit bei den Kunden, die es durch die Beteiligung der Hastor-Familie gegeben hat, wieder weichen", sagte Müller, dem nach eigener Aussage trotz aller Bemühungen nie ein direkter Kontakt mit der Hastor-Famile gelungen war. "Ich gehe davon aus, dass sich die Lage bei den Auftragseingängen weiter normalisiert. Das erste Halbjahr 2018 lag schon deutlich über dem vergleichbaren Vorjahreswert, und wir sind auf dem Weg zu einem deutlich besseren Jahr als 2017. Es ist aber noch zu früh, um für das kommende Jahr eine konkrete Umsatzprognose abzugeben."

    Müller setzt darauf, dass Jifeng ein langfristiges Interesse an Grammer hegt und es nicht vor allem auf Patente oder Technologien des deutschen Herstellers abgesehen hat. "Ich sehe keine Gefahr eines Technologietransfers, da wir aufgrund der bei der Übernahme geschlossenen Vereinbarung weiter die volle Kontrolle haben", sagte er. "Jifeng ist zudem ein Familienunternehmen mit deutlich weniger Umsatz als wir. Daher gibt es auch kein Interesse, die vergleichsweise große Investition zu schädigen."

    Sein Vertrauen wird zudem durch die Erfahrung im Kampf gegen Hastor, der zwischenzeitlich fast ein Fünftel der Anteile gehalten hatte, gestärkt. "Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Aktionärsdemokratie in unserem Fall funktioniert hat und sich ein großer Investor mit seinen Interessen, die wahrscheinlich der Belegschaft und dem Unternehmen geschadet hätten, nicht durchsetzen konnte", sagte Müller, der seit 2010 an der Grammer-Spitze steht. "Dies war möglich, weil wir mit Jifeng schnell einen starken Partner an der Seite hatten und alle anderen Interessensvertreter wie die Gewerkschaften an einem Strang gezogen haben."

    Jifeng hatte 60 Euro je Grammer-Aktie geboten. Nach der Bekanntgabe der Anteile der Chinesen am Dienstag zog das Papier am frühen Nachmittag auf zuletzt 60,65 Euro an. Der bayerische Autozulieferer mit seinen 15 000 Mitarbeitern ist damit an der Börse knapp 765 Millionen Euro wert. Grammer stellt Mittelkonsolen und Kopfstützen für Autos her sowie Sitze für Baumaschinen und Traktoren.

    Müller setzt vor allem auf ein starkes Wachstum in China und eine erfolgreiche Integration des US-Unternehmens TMD. "Der Markt in den USA und in Asien wächst einfach schneller als der in Europa. In Europa werden wir 2022 mit rund 45 Prozent weniger als die Hälfte unseres Umsatzes erzielen. 35 Prozent oder mehr als 800 Millionen Euro sollen dann aus den USA kommen." In Asien und hier vor allem in China soll der Umsatz bis 2022 um mehr als 60 Prozent auf 450 Millionen Euro steigen - das wäre dann rund ein Fünftel des Gesamtumsatzes.

    Die TMD-Übernahme sei aber nicht nur wegen der zusätzlichen Erlöse der richtige Schritt gewesen. Der Zukauf sichere direkt vor den immer stärker werdenden Währungsschwankungen ab und könnte bei einer Verschärfung des Handelsstreits zwischen Europa und den Vereinigten Staaten helfen. "Durch TMD produzieren wir an deutlich mehr Standorten direkt in den USA und wären dann weniger von möglichen Zöllen oder anderen Handelsbarrieren betroffen." Die direkten Auswirkungen der Handelsstreitigkeiten zwischen den USA mit China und der EU für Grammer hielten sich also in Grenzen.

    Indirekt wäre Grammer aber wie die gesamte Branche und Wirtschaft durchaus betroffen. "Ein offener Handelskrieg zwischen den Parteien mit hohen Zöllen auf beiden Seiten würde die gesamte Autobranche und Wirtschaft erheblich belasten und wäre dann natürlich auch ein Problem für uns", sagte Müller, der den Glauben an eine Einigung noch nicht aufgegeben hat. "Ich hoffe natürlich dennoch, dass es nach all den jüngsten Unstimmigkeiten noch zu diplomatischen Lösungen kommt./zb/tav/fba

    --- Gespräch: Bernd Zeberl, dpa-AFX ---




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