Wenn die griechische Schuldenkrise ein Maulwurfhügel ist, dann ist die italienische der Mount Everest
Wenn die griechische Schuldenkrise ein Maulwurfhügel ist, dann ist die italienische der Mount Everest
Der Stiefel ist der kranke Mann Europas. Italien konnte in den letzten Jahren kaum mehr als Null-Komma-Wachstum erzielen. Leider macht die neue Regierung in Rom aus Fünf-Sterne-Bewegung und Lega keine Anstalten, diese Wirtschafts-Askese zu beenden. Doch wenn eine Volkswirtschaft nicht wächst, wachsen ihre Schulden. Denn an seinen Fixkosten kommt der Staat nicht vorbei. Schon heute schiebt Italien eine Staatsschuldenlast vor sich her, die mehr als dem 1,3-fachen der Wirtschaftsleistung entspricht. Ein Euro-Beitritt wäre heutzutage unmöglich. Und es geht munter weiter. Die Regierung hat ein garantiertes Grundeinkommen bis 800 Euro, Rentenerhöhungen und Steuersenkungen versprochen. Bei Umsetzung all dieser Maßnahmen würde das Haushaltsdefizit - drei Prozent sind erlaubt - bei etwa sieben Prozent liegen.
Der Finanzmarkt bezweifelt längst die Schuldentragfähigkeit Italiens
Während die Renditen von Staatsanleihen anderer Euro-Länder seit Jahren stabile Verhältnisse zeigen, sind die Renditen 10-jähriger italienischer Anleihen aktuell so hoch wie seit 2014 nicht mehr. Bemerkenswert ist auch, dass sich italienische und spanische Staatspapiere nicht mehr wie Zwillingskinder gleich entwickeln. Spanien ist eindeutig zum Lieblingskind der Anleger geworden.
Wenn demnächst auch noch die drei großen amerikanischen Rating-Agenturen die römische Kreditwürdigkeit herabstufen, wird Italien endgültig zum Sorgenkind. Schon heute ist Italien nur noch zwei Stufen vom Ramsch-Niveau entfernt ist.
Ein hoher Schuldenstand und hohe Neuverschuldung bei gleichzeitig steigenden Kreditzinsen sind der Gift-Cocktail, der langfristig zur Pleite eines Landes führt. Um sich vorzustellen, zu was ein Kreditausfall Italiens führte, braucht man keinen Katastrophen-Regisseur aus Hollywood. Die gewaltigen Kreditabschreibungen auf italienische Staatspapiere in Höhe von 2,3 Bill. Euro würden Europas Banken reihenweise in die Insolvenz treiben.
Dann würde auch das Damoklesschwert des Target-Überschusssaldos nicht nur über Finanz-Deutschland schweben, sondern fallen. Über das sogenannte Target2-System sollten sich Notenbanken im Euroraum ursprünglich bei zwischenzeitlichen Liquiditätsengpässen untereinander aushelfen. Diese treten auf, wenn Euro-Land X nach Euro-Land Y mehr exportiert als umgekehrt oder als Investitionsland gefragter ist. Dann hat X gegenüber Y einen zeitweisen Überschusssaldo, also eine Kreditforderung und Y gegenüber X umgekehrt eine -verbindlichkeit. Ein dauerhaftes Finanzierungsinstrument sollte daraus nie werden. Doch zu genau dem ist es geworden. Mit seinen permanenten Handelsbilanzüberschüssen und als begehrtes Zielland für flüchtiges Kapital - zuletzt auch aus Italien - hat Deutschland bei der Bundesbank mittlerweile „Dispositionskredite“ vor allem gegenüber der italienischen, aber auch anderen Zentralbanken von fast einer Billion Euro angesammelt. Eine Reduktion, geschweige denn ein Ausgleich dieses deutschen Kreditüberschusses ist gemäß real existierender Wirtschaftsverhältnisse illusorisch.
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