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     7139  0 Kommentare Goldpreis – 1300 US-Dollar zum Jahresende - Seite 2

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    Die Verkäufe seitens der Spekulanten wurden zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Durch den Goldpreisrückgang wurden weitere Spekulanten zu Short-Verkäufen animiert, was zu einem nochmaligen Abrutschen des Preises führte. Potenzielle Goldkäufer reagierten auf den Preisrückgang mit Kaufzurückhaltung bzw. verkauften sogar ebenfalls, da sich der Goldpreis zuletzt nicht so verhalten hat wie angesichts der zahlreichen Unsicherheitsfaktoren zu erwarten gewesen wäre. Zusätzlich gebremst wird die Goldnachfrage seit Anfang August durch USSanktionen gegen den Iran, weil diese dem Land den Erwerb von Gold erschweren sollen. Die Goldnachfrage des Iran lag im ersten Halbjahr laut World Gold Council mit gut 40 Tonnen nur knapp unter der in der Türkei. Man könnte daher von einer Vertrauens- bzw. Sinnkrise bei Gold sprechen. Die Meinung einiger Marktbeobachter, Gold sei deshalb kein sicherer Hafen mehr, teilen wir nicht. Anomalien bei der Goldpreisentwicklung hat es auch schon in der Vergangenheit gegeben. Ein Beispiel ist die Zeit kurz nach dem Ausbruch der großen Finanzkrise im Oktober 2008 (Grafik 5). Der Goldpreis fiel innerhalb von zwei Wochen um mehr als 200 USD auf weniger als 700 USD je Feinunze. Der Goldpreisrückgang ging dabei ebenfalls mit einer kräftigen Aufwertung des US-Dollar einher. Wer damals das Ende von Gold als sicherer Hafen ausgerufen hätte, sah sich schnell eines anderen belehrt. Gold machte nämlich die Verluste bis zum Jahresende 2008 wieder wett und setzte zu einem Höhenflug an. Im Dezember 2009 kostete Gold 1.200 USD je Feinunze, Ende 2010 erreichte der Preis 1.400 USD je Feinunze.

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    Es bedarf auch heute nicht viel, um einen kräftigen Preisanstieg auszulösen. Wenn die Spekulanten damit beginnen, ihre (Netto-)Short-Positionen glattzustellen, kann es mit dem Preis sehr schnell wieder nach oben gehen. Erinnert sei an den Jahreswechsel 2015/16, als zuletzt unter den spekulativen Finanzanlegern nennenswerte Netto-Short-Positionen bestanden. Damals stieg der Goldpreis begünstigt durch Short-Eindeckungen innerhalb von sechs Monaten um 300 USD je Feinunze. Ausgelöst wurde dies Anfang 2016 durch Sorgen vor einem Wachstumseinbruch in China. Zur Jahresmitte kam der überraschende Ausgang des BrexitReferendums hinzu. Vergleichbare Risikofaktoren gibt es auch heute zur Genüge. Die NettoShort-Positionen waren Ende 2015 verglichen mit heute sogar deutlich geringer. Ein möglicher Auslöser für Short-Eindeckungen könnte eine Korrektur der US-Aktienmärkte sein, die allerdings länger andauern müsste als nur ein paar Tage. Ein anderer wichtiger Aspekt ist die weitere Entwicklung des US-Dollar. Hier sehen unsere Währungsstrategen das Ende der Aufwertung nahezu erreicht. Für 2019 rechnen sie mit einer USD-Abschwächung, weil das Ende der FedZinserhöhungen näher rückt und die EZB allmählich aus ihrer ultra-lockeren Geldpolitik auszusteigen beginnt. Damit entfallen viele der oben genannten Belastungsfaktoren für Gold bzw. sie kehren sich sogar ins Gegenteil um.

    Der Goldpreis ist unseres Erachtens auf ein zu niedriges Niveau gefallen. Dieses spiegelt die zahlreichen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheitsfaktoren kaum wider. Die rekordhohen spekulativen Netto-Short-Positionen sprechen für eine spürbare Preiserholung noch in diesem Jahr. Aufgrund des niedrigeren Ausgangsniveaus senken wir unsere Preisprognose für das Jahresende aber auf 1.300 USD je Feinunze. Für 2019 rechnen wir weiterhin mit einem Anstieg auf 1.500 USD je Feinunze.

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    Daniel Saurenz
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    Der ehemalige FTD-Redakteur und Börse Online-Urgestein Daniel Saurenz hat zusammen mit Benjamin Feingold das Investmentportal „Feingold Research“ gegründet. Dort präsentieren die beiden Börsianer und Journalisten ihre Markteinschätzungen, Perspektiven und Strategien samt Produktempfehlungen. Im strategischen Musterdepot werden die eigenen Ideen mit cleveren und meist etwas „anderen“ Produkten umgesetzt und für alle Leser und aktiven Anleger verständlich erläutert. Weitere Informationen: Feingold Research.
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    Verfasst von Daniel Saurenz
    Goldpreis – 1300 US-Dollar zum Jahresende - Seite 2 Der Goldpreis ist im Sommer trotz zahlreicher Unsicherheitsfaktoren auf ein 19- Monatstief gefallen. Manche ziehen daher bereits die Rolle von Gold als sicheren Hafen in Zweifel. Soweit gehen die Experten der Commerzbank nicht. Der Goldpreisverfall …

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