Gold – Totgesagte leben länger
Gold hat kein gutes Jahr hinter sich. Notierte das Edelmetall zu Jahresanfang noch über 1.350 US-Dollar, so lag der Kurs in den vergangenen Tagen um 1.200 Dollar, immerhin ein Rückgang um 11 Prozent. Auch in Euro gerechnet, machte die Anlage in Gold keine Freude: rund sechs Prozent Verlust seit Jahresbeginn.
Kein Wunder, dass die Kritiker des Edelmetalls wieder Aufwind bekommen. Wann, wenn nicht in Zeiten von Handelskriegen, politischer Unsicherheit, anziehender Inflation und zurückkehrender Eurokrise sollte Gold als sicherer Hafen gesucht sein? Doch es ist es nicht. Ein Beweis dafür, dass es sich eben auch beim Gold um eine Blase handelt? Eine Blase, die nunmehr schon mehr als 6000 Jahre anhält?
Die größte Blase der Menschheitsgeschichte?
Genau diese These hat vor einiger Zeit der Chefökonom der Citibank, William Buiter, in einer Studie aufgestellt. Darin weißt er zu Recht darauf hin, dass der Wert von Gold, wie auch der Wert jeder Papierwährung, vom Glauben möglichst vieler Wirtschaftsakteure abhängig ist, dass es Wert besitzt. Kommen Zweifel auf, dass Gold den Wert behalten wird, werden Leute andere Wertaufbewahrungsmittel bevorzugen. Damit sinken der Umlauf und der Wert weiter – bis auf null. Gold ist für Buiter damit so gut und so schlecht wie alles andere, was Menschen zur Wertaufbewahrung verwenden. Nicht besser als die Steinscheiben, die einst auf der Pazifikinsel Yap als Währung verwendet wurden.
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Konsequent zu Ende gedacht, ist für Buiter der fundamental gerechtfertigte Gleichgewichtspreis von Gold und allen Papierwährungen null. Deshalb kann es auch keinen richtigen Wechselkurs zwischen beiden geben. Der Preis für Gold ist so gesehen immer willkürlich. Da können die Goldfans noch so sehr die explodierenden Bilanzsummen der Notenbanken und weltweiten Geldmengen anführen. Aus der Tatsache an sich, dass es von einem inhärent wertlosen Geld mehr gibt als von einem anderen ebenso inhärent wertlosen Geld, lässt sich nicht ableiten, dass der Preis des einen fallen und des anderen steigen muss. Auch hier wirken die Erwartungen der Marktteilnehmer stärker, was sich auch daran zeigt, dass Wechselkursprognosen regelmäßig schief liegen.