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     2195  0 Kommentare Die Türkei-Krise: Der erste Dominostein fällt

    Von Top zum Flop

    In den letzten zehn Jahren waren die Haupttreiber des Wachstums der Türkei das Baugewerbe und Dienstleistungen wie z.B. der Tourismus. Erdogan hat Großprojekte wie die dritte Bosporusbrücke, einen neuen Flughafen und das spektakuläre Kanalprojekt zur Umgehung von Istanbul vorangetrieben und damit seinen Anspruch unterstrichen, mit der Türkei eine führende Kraft in der islamischen Moderne zu sein.

    Und in der Tat war sie das auch für eine lange Zeit, seitdem die AKP an die Macht gekommen ist. Zwischen 2002 und 2007 hatte die Türkei z.B. eine Wachstumsrate von 7,5% pro Jahr. Man fühlte sich wahrhaftig in dem Wirtschafts-Elite-Club der Welt angekommen. Nicht umsonst rief der ehemalige Außenminister Ahmet Davutoglu aus, dass die Türkei aufgrund ihrer Größe, ihrer Bevölkerung, ihrer tiefen Geschichte und kulturellen Macht einen Platz neben Brasilien, Indien und China als eine der neuen Mächte des globalen Systems einnehmen könne.

    Wir schreiben 2018 und von den Worten ist nicht mehr viel übrig geblieben. Seit 2010 verliert die Lira gegenüber dem Dollar (und auch Euro) konstant an Wert. Die Lage spitzte sich im August besonders zu als die türkische Währung in nur einem (!) Monat mehr als 25% an Wert gegenüber dem Dollar verlor und zeitweise die Schallmauer von sieben Lira pro USD durchbrach.

    Eins vorweg: Bei der gegenwärtigen Krise in der Türkei geht es nicht um Staatsschulden.

    Was die Wirtschaft antreibt, ist ein Boom des privaten Sektors, der durch eine extensive private Kreditvergabe angeheizt wird. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Banken der Türkei und ihrem großen Bestand an Auslandsverschuldung (Abbildung 1). Sie sind der Hauptgrund, warum sich die Währungskrise der Türkei in eine Finanzierungskrise verwandeln könnte, mit einem Ausfall der Türkei als potenzielles Resultat.

    Abbildung 1: Die Abbildung zeigt die Schuldverschreibungen (SV) der Türkei gegenüber dem Ausland. Der graue Bereich markiert annualisierte Werte für die Monate in 2018. Auffällig ist, dass die Banken teilweise deutlich mehr SV aufnehmen, als der Staat.

    Gründe für die Türkei-Krise

    Erdogan hat die Türkei in den letzten Jahren ökonomisch gesehen zwar weit nach vorne gebracht, aber auch enorm viel an Unabhängigkeit eingebüßt. Denn anders als viele europäische Länder, winkt die Türkei nicht mit besonderen Exporten (= Leistungsdefizit) oder niedrigen Löhnen, was ein Land z.B. für Outsourcing attraktiv macht. Auch Direktinvestitionen in das Land sind eher mau, sodass der Boom des Landes nur durch externe Kapitalzuflüsse gestemmt werden konnte (Abbildung 2).

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    Arthur Vott
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    Arthur ist bei Fundamental zuständig für das Wachstum der Firma. Er schafft die Brücke zwischen der Unternehmensentwicklung und der quantitativen Forschung. Schon früh faszinierten ihn daten-getriebene Hedge-Fonds aus den USA und er machte sich zur Aufgabe ihren Erfolg auf den Grund zu gehen. In seinem Studium beschäftigte er sich vor allem mit der Kombinatorik von Value- und Momentum Strategien und deren Alpha-Potential. Nach diversen Stationen im Business Development in der Bau- und Finanzindustrie gründete er Fundamental mit der Vision, erfolgreiche und hochtechnologische Anlagelösungen zu entwicklen.
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    Verfasst von Arthur Vott
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