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     1515  1 Kommentar 10-Jahres-Gedächtnis der Lehman-Pleite - Was sind die Lehren aus der Finanzkrise? - Seite 2

    Die Mutter aller Anlageblasen ist allerdings die Anleiheblase als Gegenstück der Schuldenblase. Obwohl die Verschuldung heute dramatisch höher als vor der Finanzkrise ist, sind die Zinsen völlig bonitätsfremd deutlich niedriger. Wenn das nicht beste Zutaten für einen Renten-Crash, für ein Platzen sind.

    Gern würden die Notenbanken den Luftdruck in der Rentenblase senken, um weiteren Fehlinvestitionen entgegenzuwirken. Heutzutage ist doch für jeden Unsinn genügend zinsgünstige Liquidität da. Vor allem ist es der EZB ein Dorn im Auge, dass sie reformunwilligen Ländern billiges Geld als Blankoschecks ohne Gegenleistungen in den Rachen werfen muss. Das Auseinanderklaffen von Verschuldung und Wirtschaftsentwicklung in Italien beweist überdeutlich, dass die guten Zinszeiten nicht für Standortverbesserungen genutzt wurden. Die Nachhilfe in Rom war umsonst.

    Stabilitätsmoralisch hätten also Fed, EZB & Co. sicherlich allen Grund, den Sündenpfuhl der Verschuldung mit scharfen Zinserhöhungen und Liquiditätsverknappungen trockenzulegen.

    Historisch gab es noch bei keiner Anlageblase ein Happy End. Schon im Mittelalter fand die Tulpenzwiebel-Hausse ein jähes Ende. Und in der Neuzeit sei an die Verfünffachung der Leitzinsen der Fed zwischen 2004 und 2006 erinnert, die das Bersten der Immobilienblase erst möglich machte.

    Wenn die Geldpolitik nicht mehr aufbläst, sondern absaugt

    Ginge der Rentenblase die Luft aus, weil sich Kreditzinsen wieder an marktwirtschaftlichen und Bonitätsfakten orientieren, stellt sich für unser Finanzsystem die Existenzfrage. Wie will sich denn das Land der unbegrenzten Schulden-Möglichkeiten, Amerika, mit Staatsschulden von über 20.000 Mrd. US-Dollar refinanzieren? Auch die amerikanischen Kreditkartenverbindlichkeiten, Auto- und Studentenkredite befinden sich auf Höchstständen.

    Überhaupt, mittlerweile ist die Liste der in Schuldenschönheit erstarrten Länder länger als die Wunschliste von Kindern an Weihnachten. Die Welt ist mit ungefähr 250 Bill. US-Dollar verschuldet. Als mit Abstand größte Anlageklasse machen sich Zinspapiere bei allen Kapitalsammelstellen, Versicherungen und Pensionsfonds breit wie Unkraut auf der Streuobstwiese. Bei scharfer zins- und liquiditätspolitischer Schubumkehr kommt es bei Anlegern erneut zu einer „Cash is King“-Haltung, die der nächsten weltweiten Schuldenkrise Geburtshilfe leistet und Aktien- und Gütermärkten den Garaus macht.

    Haben beim Platzen der Immobilienblase die Dämme des Finanzsystems noch geradeso gehalten, würden sie beim Bersten der Mega-Blase Staatsanleihen final brechen. Die Geschichte des Platzens von Anlageblasen darf sich also nicht fortsetzen. Die alte römische Weisheit „Wehret den Anfängen“ gilt auch für Notenbanken. Die Rückkehr zu geldpolitischer Stabilitätsromantik - so sehr auch ich mir das wünsche - ist unmöglich, denn die Fallhöhe ist klar größer als 2008. Selbst eine Rezession können wir uns heute nicht mehr leisten, geschweige denn eine neue Finanzkrise.

    Man kann die heutige Überschuldung und Instabilität unserer Finanzwelt mit einer hässlichen Schmeißfliege vergleichen, die sich auf einer Vase breitgemacht hat. Wie gerne würde man sie mit einer Klatsche erledigen. Doch dann ist nicht nur die Fliege hin.

    Das ist die bittere Lehre aus der Finanzkrise.

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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
    10-Jahres-Gedächtnis der Lehman-Pleite - Was sind die Lehren aus der Finanzkrise? - Seite 2 10-Jahres-Gedächtnis der Lehman-Pleite - Was sind die Lehren aus der Finanzkrise? Die Pleite der Lehman-Bank am 15. September 2008 war wohl der entscheidende Nagel, der die damalige Immobilienblase platzen ließ. Dieser Urknall führte zu einem …