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     472  0 Kommentare EZB-Präsident Draghi sieht Preisauftrieb durch steigende Löhne

    (neu: Aussagen Draghis über den Reformbedarf in Europa)

    BRÜSSEL (dpa-AFX) - EZB-Präsident Mario Draghi hat am Montag mit Aussagen zur Preisentwicklung in der Eurozone Hinweise auf ein baldiges Ende der extrem lockeren Geldpolitik geliefert. In einer Anhörung vor dem Wirtschaftsausschuss des Europäischen Parlaments nannte er die Entwicklung der Verbraucherpreise ohne schwankungsanfällige Komponenten wie Energie und Nahrungsmittel "relativ kräftig". In der Vergangenheit war die Inflation im gemeinsamen Währungsraum trotz rekordtiefer Zinsen und einer beispiellosen Geldflut durch die Notenbank lange Zeit ungewöhnlich niedrig gewesen und stieg erst in den vergangenen Monaten wieder stärker an.

    Draghi erwartet in den kommenden Monaten einen weiteren Anstieg der sogenannten Kerninflation, bei der Energie und Nahrungsmittel nicht berücksichtigt werden. Der Notenbankpräsident begründete diese Einschätzung mit einem anziehenden Arbeitsmarkt, der auch zu einem stärkeren Lohnwachstum führe. Der Preisdruck verstärke sich und gewinne an Breite, sagte Draghi bei der Anhörung.

    Zuletzt hatte die EZB deutlich gemacht, dass die Leitzinsen noch bis über den Sommer 2019 hinaus auf dem aktuellen Rekordtief bleiben werden. Außerdem kündigte die Notenbank zum Jahreswechsel das Ende der Anleihekäufe an.

    Außerdem versicherte Draghi vor den Abgeordneten, dass die EZB mögliche Risiken für die Stabilität der Finanzmärkte intensiv beobachte. In diesem Zusammenhang verwies der Notenbankpräsident auf den Preisanstieg im Immobiliensektor, der in "einigen Teilen der Eurozone signifikant sei". Ferner wies er noch einmal auf die Gefahren durch einen zunehmenden Protektionismus hin.

    Draghi äußerte sich auch zum bevorstehenden Austritt Großbritanniens aus der EU. Er machte deutlich, dass die EZB einen geregelten Brexit wolle, der den gemeinsamen Binnenmarkt nicht gefährde.

    Die Aussagen von Draghi sorgten für starke Ausschläge an den Finanzmärkten. Der Kurs des Euro stieg deutlich über 1,18 US-Dollar und erreichte bei 1,1815 Dollar den höchsten Stand seit Mitte Juni. Ein Teil der Gewinne verpuffte allerdings im Anschluss schnell wieder. Am Markt für Euro-Staatsanleihen kam es am Nachmittag zu einem kräftigen Anstieg der Renditen. Besonders stark legten sie bei italienischen Anleihen zu.

    Zum Schutz vor künftigen Finanzkrisen sieht Draghi weiter erheblichen Reformbedarf in Europa. "Heute, zehn Jahre nach dem Start der Finanzkrise, gibt es immer noch wichtige unerledigte Aufgaben, wenn es darum geht, den finanzpolitischen gesetzlichen Rahmen zu verbessern", sagte er.

    Die EU-Staaten diskutieren unter anderem darüber, den Euro-Rettungsschirm ESM zu einem Europäischen Währungsfonds mit größeren Befugnissen auszuweiten. Strittig ist zudem seit längerem die Einführung eines gemeinsamen Sicherungssystems für Bankeinlagen. Die Gelegenheit für Reformen vor den Europawahlen im kommenden Mai müsse nun genutzt werden, sagte Draghi./tos





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