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Gute Konjunktur drückt öffentliche Schulden
WIESBADEN (dpa-AFX) - Die gute Konjunktur hat die Schulden der öffentlichen Haushalte in Deutschland im ersten Halbjahr dieses Jahres weiter gedrückt. Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherung einschließlich aller Extrahaushalte waren Ende Juni mit rund 1,93 Billionen Euro verschuldet. Das waren 2,3 Prozent oder 46,5 Milliarden Euro weniger als im selben Zeitraum des Vorjahres, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch auf der Basis vorläufiger Erhebungen mitteilte. Im Vergleich zum Ende des ersten Quartals dieses Jahres verringerte sich der Schuldenstand um 0,8 Prozent oder um 14,7 Milliarden Euro.
Zu den zahlreichen Extrahaushalten gehören unter anderem Bad Banks und Servicedienstleister. Aber auch alle Unternehmen, Einrichtungen und Sondervermögen, an denen Bund, Länder, Kommunen und Gemeinden mindestens 50 Prozent der Anteile haben. Eine "Bad Bank" (englisch für "schlechte Bank") ist ein Institut, das Risikopapiere übernimmt, die stark an Wert verloren haben und derzeit nicht handelbar sind.
Die Verschuldung des Bundes sank gegenüber dem Ende des zweiten Quartals 2017 um 21,0 Milliarden Euro oder 1,7 Prozent auf 1,22 Billionen Euro. Der Bund baute seine aufgenommenen Kassenkredite um 9,9 Milliarden Euro (minus 34,7 Prozent) ab, seine Kredite um 1,4 Milliarden Euro (minus 3,4 Prozent) und seine Wertpapierschulden um 9,6 Milliarden Euro (minus 0,8 Prozent).
Einen prozentual stärkeren Rückgang schafften die Länder. Sie standen zur Jahresmitte mit 574,5 Milliarden Euro in der Kreide. Dies entspricht einer Abnahme um 3,6 Prozent oder 21,4 Milliarden Euro gegenüber dem gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Den stärksten Abbau gab es in Sachsen (minus 19,5 Prozent), gefolgt von Baden-Württemberg (minus 15,9 Prozent) und Bayern (minus 13,1 Prozent). Hamburg (plus 2,0 Prozent) und Schleswig-Holstein (plus 1,5 Prozent) hatten dagegen höhere Schulden. Ein wesentlicher Grund waren den Statistikern zufolge neue Schulden im Zusammenhang mit der HSH Nordbank.
Der Schuldenstand der Gemeinden und Gemeindeverbände verringerte sich gegenüber dem Vorjahresquartal um 2,9 Prozent oder 4,1 Milliarden Euro auf 136,5 Milliarden Euro. Mit Ausnahme von Baden-Württemberg und dem Saarland haben die Gemeinden aller Länder Schulden reduziert. Am stärksten war der prozentuale Rückgang in Mecklenburg-Vorpommern (minus 10,1 Prozent).
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Die Sozialversicherung war mit 403 Millionen Euro verschuldet. Das waren 7,1 Prozent oder 31 Millionen Euro weniger als am Ende des ersten Halbjahres 2017./irs/DP/stw