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Bei Gerry Weber endet Epoche - Kein Familienmitglied mehr im Vorstand

HALLE/WESTFALEN (dpa-AFX) - Ende einer Epoche beim strauchelnden Modehändler Gerry Weber : Der noch vor kurzem das operative Geschäft führende Firmen-Mitgründer Gerhard Weber zieht sich jetzt ganz zurück. Auch sein Sohn Ralf Weber, der ihn erst Anfang 2015 als Vorstandschef abgelöst hatte, hat künftig viel weniger zu sagen. Zudem zieht ein auf die Sanierung von Unternehmen spezialisierter Experte in das Vorstandsgremium ein.

Ralf Weber tritt Ende Oktober als Vorsitzender des Vorstandschefs zurück und wechselt in das Aufsichtsratsgremium, wie das Unternehmen am Dienstagabend in Halle (Westfalen) mitteilte. Im operativen Geschäft hat künftig Johannes Ehling, der bisher im Vorstand den Verkauf und die Digitalaktivitäten verantwortet, das Ruder in der Hand.

"Darüber hinaus wurde Florian Frank mit sofortiger Wirkung als Chief Restructuring Officer (CRO) zum Mitglied des Vorstands bestellt", hieß es weiter. Der Manager soll die Sanierung des Unternehmens managen. "Seine Berufung ist bis zum 31. Dezember 2019 befristet." Zudem soll es bald einen Vorstand geben, der sich als Produktvorstand um die Positionierung der Gerry-Weber-Marken, ihrer Produkte sowie um die Beschaffung kümmert.

Weiter offen ist die Position des Finanzvorstands. Hier gehe die Suche nach einem Nachfolger für Jörg Stüber, der das Unternehmen Anfang August nach nur wenigen Monaten im Amt wieder verlassen hatte, unvermindert fort. Es werde eine zeitnahe Besetzung des freien Postens angestrebt.

Der Modehändler kämpft derzeit an vielen Fronten - unter anderem einem schwachen Digitalgeschäft, einer schlechten Positionierung der Marken sowie einem starken Konkurrenz durch andere Unternehmen der Branche wie Esprit, H&M und der Inditex-Tochter Zara. Das Unternehmen hatte erst vor eineinhalb Wochen ein Sanierungsgutachten in Auftrag gegeben.

An der Börse kam der Vorstandsumbau gut an. Die Gerry-Weber-Aktie legte nach der Bekanntgabe des Vorstandsumbaus nachbörslich zweistellig zu. Dies ist jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn nachdem bekannt geworden war, dass Gerry Weber ein Sanierungsgutachten beauftragt hat, hatte sich der Kursverfall des Papiers beschleunigt.

Seitdem - also gerade mal innerhalb von sieben Handelstagen - sank der Aktienkurs noch einmal um ein Drittel auf 2,685 Euro. So billig war das Papier seit 2003 nicht mehr. Seit dem Rekordhoch der Aktie von fast 40 Euro im Sommer 2014 war der Börsenwert um mehr als 90 Prozent auf zuletzt nur noch rund 123 Millionen Euro gefallen.

Von diesem Verfall ist vor allem der Firmenmitgründer Gerhard Weber betroffen, der noch knapp 30 Prozent der Aktien besitzt. Auch sein Sohn Ralf hält knapp vier Prozent der Anteile. Nach Gerhard Weber ist die Erbengemeinschaft des anderen Mitgründers Udo Hardieck mit 17,4 Prozent der zweitgrößte Anteilseigner./zb/stw/tih