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Airbus macht Faury zum Nachfolger von Konzernchef Enders
PARIS/TOULOUSE (dpa-AFX) - Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus will seinen Verkehrsflugzeug-Chef Guillaume Faury laut Insidern zum Nachfolger von Konzernchef Tom Enders machen. Der Verwaltungsrat solle die Entscheidung noch an diesem Montag treffen, zitierte die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag eine mit der Sache vertraute Person. In seiner neuen Funktion werde Faury auch weiter die Verkehrsflugzeugsparte führen. Zuvor hatte die französische Tageszeitung "Le Figaro" darüber berichtet. Damit würde die Entscheidung weit vor der vom Konzern selbst gesetzten Frist fallen.
Ein Airbus-Sprecher wollte den Bericht nicht kommentieren und auch nichts zur Tagesordnung der Verwaltungsratssitzung sagen. Doch am Finanzmarkt kamen die Neuigkeiten gut an. An der Pariser Börse legte der Kurs der Airbus-Aktie am Vormittag um 1,02 Prozent auf 105,06 Euro zu und war damit Spitzenreiter im französischen Leitindex Cac-40 .
Zu der Aktienreaktion könnte allerdings auch die gestiegene Zahl ausgelieferter Verkehrsflugzeuge beigetragen haben. Der Hersteller hatte am Freitagabend seine Zahlen für September veröffentlicht. Airbus muss wegen Problemen mit Zulieferern bereits seit 2016 darum ringen, seine Produktionsziele zu erfüllen. In diesem Jahr will der Hersteller rund 800 Verkehrsflugzeuge ausliefern. In den ersten neun Monaten waren es erst 503 Stück.
Faury war 2013 vom französischen Autobauer PSA (Peugeot, Citroen) zu dem Luftfahrt- und Rüstungskonzern gekommen. Bis Anfang 2018 leitete er die Hubschrauber-Sparte. Im Februar übernahm er von Fabrice Brégier die Führung des größten Airbus-Geschäftsbereichs. Damit galt er bereits als Kronprinz für den Gesamtkonzern, der unter einem jahrelangen Korruptionsskandal im Verkehrsflugzeug-Geschäft leidet, dessen finanzielle Folgen noch offen sind.
Brégier hat Airbus bereits verlassen. Enders und Finanzchef Harald Wilhelm haben ihren Abschied für kommenden April angekündigt. Dann sollen andere Manager die Führung übernehmen. Bereits im März hatte Airbus angekündigt, über die Enders-Nachfolge bis Ende 2018 zu entscheiden. Bis dahin werde das Unternehmen keine Gerüchte zu diesem Thema kommentieren.
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Der von Korruptionsermittlungen erschütterte Flugzeugriese hatte Ende 2017 einen personellen Neuanfang eingeleitet. Welche Folgen die Ermittlungen haben, ist noch offen. Enders hatte vor der Möglichkeit "erheblicher Strafen" gewarnt. Eine britische Behörde geht schon länger dem Verdacht auf Betrug, Bestechung und Korruption bei Geschäften der zivilen Luftfahrtsparte nach, Auslöser war eine Selbstanzeige des Unternehmens. Auch die französische Finanz-Staatsanwaltschaft ermittelt./stw/nas/jha/