Schuldenspirale
Italien: Geld leihen wird viel teurer, aber Regierung immer frecher
Die italienische Regierung versucht vom eigentlichen Problem, der hohen Staatsverschuldung und deren immens wachsenden Kosten abzulenken. Derweil kommt auch der Euro unter Druck.
Es wird für den italienischen Staat immer teurer, dringend benötigtes Geld am Kapitalmarkt aufzunehmen. Die Investoren verlieren zunehmend das Vertrauen in das Schuldenmanagement der italienischen Regierung, die den nach Griechenland zweithöchsten Schuldenberg in der Euro-Zone abtragen muss.
Italien ist bei der Platzierung von Staatsanleihen dazu gezwungen, deutlich höhere Zinsen anzubieten, um an frisches Geld für den Staatshaushalt zu kommen. Heute musste der italienische Staat bei der Emission neuer Staatsanleihen teilweise mit den höchsten Zinsen seit fünf Jahren locken, um seine Anleihen Investoren schmackhaft zu machen. Italien verkaufte Staats-Bonds im Volumen von 6,5 Milliarden Euro und musste dafür bei den am längsten laufenden Papieren hohe 3,79 Prozent an Zinsen bieten, berichtet "Reuters".
Unterdessen steigt der Risikoaufschlag ("Spread") zu deutschen Staatsanleihen. Der Spread misst somit das Vertrauen der Finanzmärkte in die Stabilität Italiens. Heute notierte er zeitweise schon fünf Basispunkte über der für Investoren wichtigen 300 Basispunkte-Marke. Bankanalysten weisen auf einen Zusammenhang zwischen der Rendite-Entwicklung bei den Anleihen und dem Euro-Kurs hin. Vergrößere sich der Renditeabstand zwischen italienischen und deutschen Staatsanleihen um 0,1 Prozentpunkte, werte der Euro um 50 Cent ab, habe die US-Investmentbank JPMorgan ermittelt, berichtete boerse.ard.de.
Die Pläne italienischer Spitzenpolitiker tragen nicht dazu bei, das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. Marktbeobachter erkennen hingegen, dass sie die Schuld für die angestrengte finanzielle Lage Italiens in Richtung EU-Kommission abschieben wollen. So will der parteilose italienische Europaminister Paolo Savona die Grundidee der EU neu verhandeln. Dazu legte er ein Konzeptpapier vor, dessen Ziel weniger Stabilitätsmechanismen, aber mehr Investitionen sei, berichtet die "Welt". Auf der Grundlage seines Konzepts hatte die italienische Regierung ihren umstrittenen Haushaltsentwurf verfasst. Der Entwurf war von der EU-Kommission wegen des Abweichens von den vorgegebenen Haushaltszielen kritisiert worden. Bis zum 15. Oktober muss Rom den vollständigen Entwurf für den Haushalt 2019 nach Brüssel übermitteln.
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Die italienische Lage könnte sich weiter zuspitzen, wenn die großen Ratingagenturen die Bonitätsnote Italiens herunterstufen würden. Noch liegen die Ratingnoten im unteren Investment Grade-Bereich. S&P und Moody's könnten schon Ende Oktober ihre Ratings für Italien überarbeiten. Sollten sie die Noten senken, so dass sie in den Non-Investment Grade-Bereich ("Ramschniveau") geraten, würde Italien noch mehr Investoren-Vertrauen verlieren und große Abflüsse hinnehmen müssen. Es würde dann immer schwieriger, die Märkte zu beruhigen und eine handfeste Schuldenkrise mit Auswirkungen auf die Euro-Zone zu verhindern.
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