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    Interview  4086 DEAG: "Die Aussichten für das Weihnachtsgeschäft sind gut"

    Mit Hilfe einer Anleihe will DEAG, die Deutsche Entertainment, bis zu 25 Millionen Euro an frischem Kapital ins Unternehmen holen. Die Verzinsung des Papiers steht noch nicht endgültig fest, die Zinsspanne liegt zwischen 5,25 Prozent und 6,0 Prozent. Klar ist hingegen, dass die Anleihe eine Laufzeit von fünf Jahren haben wird. 

    Ralph Quellmalz, der Finanzvorstand von DEAG, spricht mit unserer Redaktion über die Hintergründe der Anleihe. Er setzt trotz Brexit weiter stark auf Großbritannien, hat aber auch andere Wachstumsjoker im Ärmel. Die Prognose für 2018 und Zeitreisen in europäischen Metropolen sind weitere Themen im Gespräch mit CFO Quellmalz.

    DEAG kennen viele Investoren vor allem als Konzertveranstalter. Welche Künstler haben sie derzeit unter Vertrag?

    Quellmalz: In diesem Jahr gehörten zu den absoluten Highlights mit Sicherheit die sehr erfolgreiche Open-Air-Saison mit sehr populären Künstlern wie beispielsweise Ed Sheeran, Iron Maiden oder Andreas Gabalier und Events mit Till Brönner, Joja Wendt, Diana Krall oder Rolando Villazón. Zudem haben wir die exklusive Zusammenarbeit mit den Klassik-Stars Anna Netrebko und Yusif Eyvazov bis 2022 verlängert. 

    DEAG ist heute aber nicht nur erfolgreicher Konzertveranstalter. Vielmehr haben wir uns in den vergangenen Jahren zu einem diversifizierten Live-Entertainment-Dienstleister mit fünf Geschäftsfeldern weiterentwickelt. Neben den Events in unseren Kerngeschäftsfeldern Rock/Pop und Classics + Jazz bieten wir heute in den Geschäftsfeldern Arts+Exhibitions und Family-Entertainment auch Veranstaltungen wie die sehr erfolgreichen Weihnachtsformate „Christmas Garden“ mit schätzungsweise rund 350.000 Besuchern in diesem Jahr oder „Disney on Ice“ mit über 150.000 verkauften Tickets in 2017 an. Unseren erstklassigen Content vermarkten wir seit 2014 zusätzlich in unserem fünften Geschäftsfeld Ticketing über die DEAG-eigene Plattform MyTicket. 

    Zwar sind sie eigentlich eine Unterhaltungsgesellschaft, werden aber nun auch zum Immobilienunternehmen. Rund um die Frankfurter Jahrhunderthalle werden sie Grundstücke vermarkten. Der Buchwert dieser Grundstücke liegt bei 5,3 Millionen Euro. Das ist ein zu niedriger Ansatz, oder?

    Quellmalz: Wie sich die Grundstückspreise in deutschen Innenstädten in den letzten Jahren entwickelt haben, ist allgemein bekannt. Bisher hatten störfallrechtliche Bedenken im Hinblick auf die Nachbarschaft zum Industriepark Hoechst konkrete Planverfahren blockiert. Anfang des Jahres haben die Stadt Frankfurt sowie die Industrieparkbetreiber jedoch endlich eine Einigung getroffen. Daher stufen wir die Schaffung von Baurecht mittelfristig als realistisch ein. Und ja, im Falle einer positiven und erfolgreichen Entwicklung der Grundstücke könnte durchaus auch ein zusätzlicher Gewinn über den Buchwert von 5,3 Millionen Euro hinaus generiert werden.

    Auf dem Equity Forum im September sprachen sie davon, dass der Umsatz 2018 um mindestens 20 Prozent zulegen soll, beim EBIT soll es ein Plus von mindestens 40 Prozent geben. Bleibt es bei dieser Prognose?

    Quellmalz: Wir sehen uns nach dem ersten Halbjahr 2018 voll auf Kurs. Der Umsatz des DEAG-Konzerns ist im ersten Halbjahr 2018 um rund 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 118,0 Millionen Euro gestiegen. Das EBIT stieg von 2,2 Millionen Euro auf 8,1 Millionen Euro. Wir erwarten, dass wir den Wachstumskurs auch im zweiten Halbjahr weiter fortsetzten können. Mit der gut gefüllten Pipeline an Veranstaltungen mit bereits über zwei Millionen fest verkauften Tickets verfügt die DEAG über eine solide Basis für die weitere operative Entwicklung im Geschäftsjahr 2018. Insbesondere die Bereiche Family-Entertainment und Arts+Exhibitions, letztere vor allem im vierten Quartal, sollten die erwartet starke Rolle spielen. Insbesondere die Christmas-Garden-Formate werden aufgrund der positiven Resonanz bei den Besuchern in Deutschland von einer im vergangenen Jahr auf drei Veranstaltungen in 2018 ausgeweitet.

    Mittels dieser Anleihe wollen sie sich frisches Geld besorgen. Warum eine Anleihe und kein Bankkredit?

    Quellmalz: Mit dem Kapitalmarkt haben wir bislang sehr gute Erfahrungen gemacht. Die geplante Anleihe mit einem Gesamtvolumen bis zu 25 Millionen Euro und einer Laufzeit von fünf Jahren sichert uns eine langfristige Finanzierung zur Umsetzung unserer Unternehmensstrategie mit klarem Fokus auf profitables Wachstum. Gleichzeitig können wir mit der Anleiheplatzierung unsere Finanzierungsstruktur zusätzlich diversifizieren. Wir sind überzeugt davon, dass zum jetzigen Zeitpunkt eine Anleihe die passende Finanzierungsform für die DEAG ist. 

    Wie soll das frische Geld eingesetzt werden?

    Quellmalz: Der Erlös aus der Anleihe soll das geplante interne und externe Wachstum der DEAG in den Kernmärkten finanzieren und gleichzeitig unsere Finanzierungsstruktur optimieren. Neben soliden Wachstumsaussichten in Rock/Pop und Classics + Jazz, sehen wir ausgezeichnete Potenziale in den Geschäftsfeldern Arts+Exhibitions, Family-Entertainment und Ticketing. Das umfasst die Ausweitung etablierter, profitabler Formate, die Einführung neuer Formate sowie die selektive Nutzung attraktiver M+A-Opportunitäten.

    Im Geschäftsfeld Family-Entertainment verfügen wir über einen attraktiven Content mit etablierten Formaten, die ein vielversprechendes Angebot für 2018 und darüber hinaus bieten. Die DEAG kann hier von einer breiten und zuverlässigen Zielgruppe, der Internationalisierung durch Lizenzmodelle sowie steigenden Ticketverkäufen – vor allem auch im Vertrieb über die eigene Ticketing-Plattform – profitieren. Mit Veranstaltungsformaten wie „Disney on Ice“ treffen wir den Nerv der Zeit. 2017 konnten für „Disney on Ice“ beispielsweise rund 150.000 Tickets verkauft werden – Tendenz steigend. Bis 2020 sind 360.000 verkaufte Tickets nach unserer Einschätzung realistisch. Sehr gute Wachstumschancen sehen wir zudem auch bei Arts+Exhibitions. Sehr erfolgreiche Veranstaltungsformate wie „Christmas Garden“ planen wir sukzessive auf weitere Standorte auszubauen. Profitale Wachstumsmöglichkeiten eröffnen zudem etwa das Sommerformat „Potsdamer Schlössernacht“ oder auch unsere Beteiligung an der TimeRide GmbH, einem Anbieter im Bereich Virtual Reality (VR) Entertainment.

    Mit unseren Veranstaltungen setzen wir jährlich mehr als fünf Millionen Tickets um. Diese Tickets besitzen für die DEAG hohes und stetig steigendes zusätzliches Ertragspotenzial, insbesondere wenn sie über die konzerneigene Ticketing-Plattform MyTicket vertrieben werden. MyTicket zeichnet sich dabei dadurch aus, dass die Plattform stetig hochattraktiven Content aus dem eigenen Haus bekommt. Aber auch die Attraktivität von MyTicket für Dritt-Content nimmt insgesamt stetig zu. Die Anzahl der über MyTicket vertriebenen Tickets wollen wir in Zukunft fortlaufend erhöhen.

    Was sind für sie somit derzeit interessante Akquisitionsziele?

    Quellmalz: Seit jeher sind wir erfolgreich mit unseren M+A-Aktivitäten unterwegs und verfügen über umfassendes Know-how bei der Übernahme und Integration aus zahlreichen erfolgreich abgeschlossenen Transaktionen. Dabei verfolgen wir immer das Ziel, Synergiepotenziale zu heben. Etwa indem wir eine höhere Effizienz in den Geschäftsprozessen schaffen, die Kernkompetenzen der jeweiligen Gesellschaften weiter stärken, durch die Einführung von Ticketing-Deals die Wertschöpfung erweitern oder neue Projekte initiieren, unterstützen und realisieren. Diese Erfolgsgeschichte wollen wir weiter fortsetzen.

    Sie sind relativ stark in Großbritannien engagiert, haben auf der Insel Gesellschaften übernommen. Wie bewerten sie die dortige Situation?

    Quellmalz: Wir sehen die Situation in Großbritannien für unseren Konzern nach wie vor positiv, wiewohl man die möglichen Auswirkungen des anstehenden „Brexit“ wird abwarten müssen. Ich kann aus Erfahrung berichten, dass das Geschäftsfeld Live Entertainment ein sehr emotionales Produkt ist, das als höchst individuelles Erlebnis eine überdurchschnittlich hohe Entkopplung von volkswirtschaftlichen Entwicklungen aufweist. Die Nachfrage der Konsumenten im Live-Entertainment-Markt ist also weniger von der aktuellen konjunkturellen Lage geprägt, sondern vielmehr von der jeweiligen Attraktivität des Events abhängig. 

    Sie müssen ihre Erwartungen an den britischen Markt also nicht herunterschrauben?

    Quellmalz: Nein, mit unserem Top-Content sind wir sehr gut aufgestellt und beabsichtigen, auch in Großbritannien weiter zu wachsen.

    Derzeit sind sie in die fünf Geschäftsfelder Rock/Pop, Classics + Jazz, Family-Entertainment sowie Arts+Exhibitions aufgeteilt, wobei übergreifend das Ticketing-Geschäft betrieben wird. Wird dies so bleiben oder streben sie weitere Sparten an?

    Quellmalz: Wie bereits angesprochen, sehen wir uns mit diesen fünf Geschäftsfeldern sehr gut positioniert. Konzerte sind seit 40 Jahren unsere Kernkompetenz. In den Feldern Arts+Exhibitions, Family-Entertainment und Ticketing sehen wir überproportionale Wachstumschancen. In unseren Augen bieten diese fünf Geschäftsfelder ausreichend Potenzial, um in der Zukunft auch weiterhin profitabel wachsen zu können. 

    Könnte der Bereich TimeRide/Virtual Reality der Wachstumstreiber der Zukunft bei ihnen werden?

    Quellmalz: VR-Live-Entertainment ist ein absolut spannendes und zukunftsträchtiges Thema. Durch die Beteiligung an der TimeRide GmbH haben wir uns bereits frühzeitig in diesem Bereich positioniert. TimeRide ist erstmalig seit dem vierten Quartal 2017 am Standort Köln aktiv. Die Resonanz in den ersten drei Monaten war mit rund 40.000 verkauften Tickets hervorragend. Für 2018 rechnen die Organisatoren mit rund 100.000 TimeRide-Besuchern in Köln. Bis 2020 sollen bis zu 14 solcher Zeitreisen in europäischen Metropolen für über eine Million Besucher jährlich angeboten werden. Sie sehen also das mögliche Potenzial, das sich hier noch verbirgt.

    In Deutschland hatten sie mit dem Festival-Geschäft einigen Ärger. In Schottland haben sie nun das Belladrum Festival erworben. Wie passt das zusammen und was versprechen sie sich von dem neuen Event?

    Quellmalz: Wir wollen den Fokus auf unseren zweiten Heimatmarkt Großbritannien weiter stärken. Daher haben wir die Rechte am erfolgreichen schottischen Festival „Belladrum“ erworben, das in diesem Jahr bereits zum neunten Mal in Folge lange im Voraus ausverkauft war. Belladrum ist seit langem fest mit unserem Tochterunternehmen Kilimanjaro verbunden. Seit acht Jahren bucht Kilimanjaro exklusiv Künstler für das Festival, das jedes Jahr ein Programm aus nationalen Stars und lokalen Nachwuchstalenten präsentiert. So nutzten bereits Künstler wie die britischen Indie-Rockbands „Bastille“ und „Catfish and the Bottlemen“ sowie der britische Sänger Ed Sheeran diese Bühne als Sprungbrett für eine internationale Karriere und gehen seither mit Kilimanjaro auf Tour. Insofern lässt sich das Risikoprofil der Aktivitäten in der Vergangenheit mit Belladrum heute absolut nicht vergleichen.

    Das vierte Quartal ist für die DEAG immer von besonderer Bedeutung – nicht nur wegen der Christmas Garden. Können sie schon eine erste Indikation hinsichtlich des Weihnachtsgeschäfts abgeben?

    Quellmalz: Die Aussichten für das Weihnachtsgeschäft sind gut. Verschiedene etablierte Formate wie etwa die von Ihnen angesprochenen „Christmas Garden“ versprechen erneut sehr gute Besucherzahlen. Die Weihnachtszeit ist aber auch die Zeit für Veranstaltungen für die gesamte Familien, hier profitieren wir mit unserem Angebot im Geschäftsfeld Family Entertainment. Aber auch klassische Konzerte sind in dieser Jahreszeit sehr beliebt. Insofern erwarten wir auch in diesem Jahr wieder unseren Saisonhöhepunkt im vierten Quartal. 

    Wäre es eine Idee, den Bereich Ticketing auszugliedern und eigenständig an die Börse zu bringen?

    Quellmalz: Die DEAG ist ein Entertainment-Dienstleister mit integriertem Geschäftsmodell. Unser Ziel ist es, sowohl Veranstaltungen als auch das Ticketing-Geschäft erfolgreich zu betreiben. Der Verkauf der Tickets über die konzerneigene Ticketing-Plattformen bietet uns stetig steigendes, zusätzliches Ertragspotenzial. Dabei bietet unser attraktiver Content weitere Wachstumspotenziale für das Ticketing-Geschäft. Wir sind von den guten Zukunftsaussichten für unsere Ticketing-Aktivitäten überzeugt und verfolgen insofern keine Pläne, unsere Strategie an dieser Stelle zu verändern.

    Wo sehen sie die Highlights im kommenden Jahr?

    Quellmalz: Wir sehen uns in unserer strategischen Ausrichtung auf ein diversifiziertes Geschäftsmodell mit fünf Geschäftsfeldern durch das erzielte Umsatz- und Ergebniswachstum im ersten Halbjahr 2018 bestätigt. Gleichzeitig sehen wir, dass unsere Kernmärkte noch weitere Potenziale bieten, die wir nutzen möchten. Unsere Profitabilität wollen wir konsequenterweise auch im kommenden Jahr wie auch darüber hinaus weiter steigern. Hierfür sehen wir uns sehr gut positioniert.

    Das Interview ist eine Kooperation von wallstreet:online mit der Redaktion von 4investors






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