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    Börsen-Zeitung  444  0 Kommentare Gedankenspiele / Kommentar von Isabel Gomez zu Porsches IPO-Überlegungen

    Frankfurt (ots) - Wenn der Finanzvorstand von Porsche erzählt,
    dass er die Tendenz zu neuen Strukturen und Teil-Börsengängen in der
    Autoindustrie für sinnvoll hält und dies auch bei der Konzernmutter
    Volkswagen hinterlegt habe, dann ist das beachtlich. Lutz Meschke hat
    einen Pflock in den Boden gerammt, der signalisiert: Ohne VW wäre
    Porsche wohl besser dran.

    Die hochprofitable Marke geht bisher relativ sauber aus dem
    Abgasbetrug hervor, weil Porsche ihre Diesel-Motoren von Audi
    bezieht. Porsche hat keinen Abgas-Malus, wie er auf dem VW-Kurs
    lastet. Zudem hat sich Porsche konzernweit die bisher kompletteste
    und sichtbarste Elektrostrategie verpasst. In sie fließen 6 Mrd.
    Euro, das jährliche IT-Budget soll auf bis zu 1 Mrd. Euro verdoppelt
    werden.

    VWs Lkw-Tochter Traton soll an die Börse gebracht werden, weil nur
    so das Ziel, den Lkw-Marktführer Daimler weltweit anzugreifen,
    finanzierbar ist. Meschke indes will die Investitionen aus dem
    Cash-flow stemmen. Ihm dürfte wichtiger sein, dass eine eigenständige
    Porsche nicht mehr jedes Jahr Milliarden an VW abführen müsste.

    Aber nicht er, sondern der VW-Aufsichtsrat würde über ein IPO
    entscheiden. Und mindestens eine Person im Gremium dürfte daran kaum
    Interesse haben: Wolfgang Porsche, Oberhaupt der Familie Porsche, die
    gemeinsam mit dem Piëch-Stamm 52,2% an VW hält. Er ist - außer bei
    Traton - kein Verfechter von Trennungen, sprach sich 2017 etwa gegen
    einen Verkauf der Motorradmarke Ducati aus. Wolfgang Porsche hat eine
    enge Bindung zu der Marke, deren Namen er trägt. Und es gibt keinen
    Automatismus, über den die Familie bei einem Börsengang Zugriff auf
    Porsche-Aktien erhielte. Um sich ohne Machtverlust einzukaufen,
    müsste eine Sperrminorität von 25% erworben werden, die - wenn man
    die 60 Mrd. Euro Bewertung ansetzt, die Meschke für möglich hält - 15
    Mrd. Euro kosten würde.

    Als Ferdinand Piëch Ende 2017 seine 22,5 Millionen VW-Aktien für
    rund 1,1 Mrd. Euro an die Familie verkaufte, ging aus
    Pflichtmitteilungen hervor, dass für den Deal dieselbe Anzahl Aktien
    im Rahmen eines Kreditgeschäfts verpfändet wurde. Da scheint es
    unwahrscheinlich, dass die Familie dazu beitragen könnte, Porsche
    sozusagen freizukaufen. Es deutet stattdessen vieles darauf hin, dass
    ein Börsengang nur dann mehr als ein Gedankenspiel wird, wenn es
    finanziell keine andere Option für VW gibt. Auch wenn der steigende
    Aktienkurs am Montag gezeigt hat, dass einige Investoren eine
    Entzerrung des VW-Imperiums begrüßen würden.

    (Börsen-Zeitung, 16.10.2018)

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