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    Einzelhandel  1651  0 Kommentare Wenn der Verbraucher mit den Füßen abstimmt: Die Causa real,-

    Die Digitalisierung verändert das Einkaufsverhalten. Kunden sind immer besser informiert und suchen nach schnellen, bequemen und interessanten Einkaufsorten. Wie schwer sich SB-Warenhäuser mit den wandelnden Kundenanforderungen tun, zeigt die Causa real,- im ansonsten boomenden Lebensmitteleinzelhandel.

    Die Metro glaubt an die Qualität ihrer SB-Warenhaustochter Real: „Wir sind überzeugt vom Potenzial unseres Unternehmens und seinen Entwicklungsmöglichkeiten.“ Trotz boomender Immobilienmärkte und rekordverdächtigem Konsumklima hat Metro allerdings nicht die Absicht, die Früchte der Restrukturierung selber einzufahren, sondern will Real verkaufen. Trauen die Metro-Vorstände ihren eigenen Prognosen nicht? Was Anleger und Immobilienmanager jetzt wissen müssen.

    Digitalisierung verändert Einkaufsverhalten

    Immobilien und Konsum – die viele Jahrzehnte gewinnbringende Liaison hat Risse bekommen. Denn die Digitalisierung verändert die Art und Weise unseres Einkaufsverhaltens. Kunden sind immer besser informiert und suchen nach schnellen, bequemen und interessanten Einkaufsorten. Real mit seiner breiten Produktpalette bietet beste Voraussetzungen für einen interessanten Einkauf. Schnelligkeit gehört nicht zu den Stärken.
    Auch die Ansprüche an die Nahversorgung und den Lebensmitteleinkauf sind höher geworden. Es soll nicht mehr vor allem billig sein, sondern ein gutes Gefühl geben. Ob Bio, Regional oder Convenience: angetrieben durch die Lust auf mehr Frische und mehr Qualität legten die Filialisten im Lebensmitteleinzelhandel in den vergangenen 10 Jahren um bis zu 60 % zu. Umsatztreiber ist der Erlebniseinkauf, zu dem die Verbraucher mit neuem Ladenbau, verführerischen Sortimenten und gastronomischen Ergänzungen angeregt werden. Bisher konnte Real nur unzureichend an diese Entwicklung anknüpfen.

    Erfolgsfaktor Nähe und Bequemlichkeit

    Mit der allgegenwärtigen Nutzung des Smartphones haben wir uns an die Erfüllung von Bedürfnissen im Hier und Jetzt gewöhnt. Lange Anfahrten, Umwege oder Wartezeiten werden von den demografischen Trendgruppen der nächsten 20 Jahre nicht mehr akzeptiert. Dafür gewinnen Standorte in Wohnortnähe oder an Knotenpunkten des öffentlichen Lebens deutlich an Zuspruch.
    Schon aufgrund ihrer Größe sind SB-Warenhäuser meistens in Gewerbegebieten anzutreffen und stehen für den geplanten Vorratseinkauf, während die modernen wohnortnahen und leistungsstarken Konzepte der Wettbewerber immer mehr Umsatzpotenzial aus den Einzugsgebieten der SB-Warenhäuser schneiden. Allerdings hat die Großfläche weiterhin dort Berechtigung, wo die Versorgungsdichte geringer ist und aufgrund der Siedlungs- und Bevölkerungsstruktur längere Fahrtzeiten in Kauf genommen werden.

    Wer kauft Real?

    Eines ist klar: Ein Käufer muss das Filialnetz in der Breite schnellstens modernisieren, sowohl bau- als auch ausstattungsseitig, was Produktivitätszuwächse erforderlich macht. Bevor aufwändige Entwicklungs- und Genehmigungsprozesse gestartet werden, muss das Filialnetz eine kritische Würdigung erfahren und jeder Standort individuell auf seine langfristige Eignung als Großfläche überprüft werden – Schließungen nicht ausgeschlossen. Da das Kartellamt eine Übernahme durch Edeka, Rewe oder der Schwarz Gruppe vereiteln dürfte, ebenso wie die Gewerkschaften eine 1-Euro-Übernahme und Zerschlagung durch Immobilienjongleure zu verhindern wissen, blieben nur noch ausländische Kaufinteressenten, denen wiederum die negativen Erfahrungen von Walmart noch in abschreckender Erinnerung geblieben sind. So bleibt allein die Fantasie, dass Amazon seine Portokasse bemühen könnte, um sich mit Real ein Netz von Lebensmittellägern in Deutschland zu verschaffen, um aus der urbanen Nische der deutschen Millionenstädte herauszukommen.
    Allerdings zeigt Amazon bereits im Heimatland USA, wie konzertierte Preisaktionen von Walmart und Aldi das Geschäft verderben und amazon fresh bereits wieder zum Rückzug aus der Provinz bewogen haben. Hinzu kommt: SB-Warenhaus- und Discounterkunden sind auch nicht ganz so interessante Datenlieferanten wie das White-Collar-Publikum der kürzlich von Amazon übernommenen Supermarktkette Whole Foods.


    Manuel Jahn
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    Manuel Jahn entwickelt für die Habona, einem Anbieter alternativer Immobilieninvestments mit dem Fokus Nahversorgung und Kindergärten, zukunftsgerichtete Fondsstrategien, die auf die gesellschaftlichen Megatrends und deren Auswirkungen auf Handel und Konsum reagieren. In den letzten 20 Jahren mit Stationen bei Projektentwicklung, Finanzierung und Konsumforschung hat er europaweite Beratungsmandate im Einzelhandelssektor betreut und dabei Expertenstatus erlangt. Manuel Jahn stellt der Immobilienwirtschaft seine Erfahrung schon seit Jahren durch vielfältiges Engagement zur Verfügung, u.a. im Rat der Immobilienweisen, als Beiträger des Frühjahrsgutachtens der Immobilienwirtschaft, beratend für die HypZert sowie als Dozent in der ZIA-Akademie.
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    Verfasst von Manuel Jahn
    Einzelhandel Wenn der Verbraucher mit den Füßen abstimmt: Die Causa real,- Die Metro glaubt an die Qualität ihrer SB-Warenhaustochter Real: „Wir sind überzeugt vom Potenzial unseres Unternehmens und seinen Entwicklungsmöglichkeiten.“ Trotz boomender Immobilienmärkte und rekordverdächtigem Konsumklima hat Metro allerdings nicht die Absicht, die Früchte der Restrukturierung selber einzufahren, sondern will Real verkaufen. Trauen die Metro-Vorstände ihren eigenen Prognosen nicht? Was Anleger und Immobilienmanager jetzt wissen müssen.