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    Börsen-Zeitung  273  0 Kommentare Sturm und Drang / Kommentar zum Kurssturz von Fresenius und FMC von Walther Becker

    Frankfurt (ots) - Groß war die Erleichterung vor gut zwei Wochen,
    als ein US-Gericht entschied, dass Fresenius den amerikanischen
    Medizinhersteller Akorn nicht kaufen muss. CEO Stephan Sturm, der
    den Deal auf Herz und Nieren geprüft hatte, zog die Reißleine,
    nachdem er im Frühjahr Hinweise auf mögliches Fehlverhalten des
    US-Zieles erhalten hatte. Die geplante 4 Mrd. Euro schwere Übernahme
    galt als teurer Fehler des M&A-erprobten Managers, der bis dato in
    dieser Causa mit einem blauen Auge davonkommt. Doch jetzt gerät
    Sturm, der Chef des erfolgsverwöhnten Gesundheitskonzerns, in
    Bedrängnis. Investoren sehen erstmals tiefrote Balken vor den Kursen
    der beiden Dax-Emittenten.

    Ins Kontor hauen dabei die Abstriche, die von der Tochter
    Fresenius Medical Care (FMC) vorgenommen werden. Die schlagen bei der
    Mutter durch, wenn sie auch fast aufgefangen werden. Fresenius
    spielt den Konglomeratsvorteil aus - neben der Dialyse von FMC
    gehören Krankenhäuser, Medikamente und Projektgeschäft zur Gruppe.
    Trotz des Trends zu mehr ambulanter Behandlung und damit schwächerem
    Wachstum der Klinikkette Helios hält Fresenius die Guidance mit Ach
    und Krach.

    Doch Investoren wurden in dem Fall der Wachstums- und
    M&A-Maschine, die zu den Dividenden-Aristokraten an der Frankfurter
    Börse zählt, erst recht auf dem falschen Fuß erwischt. Schließlich
    ist der Gesundheitskonzern als defensiver, wenig zyklischer Wert
    bekannt, dessen Management lange einlöste, was es versprach, und
    eher mal eine Schippe draufgelegt hat. Die Folge der Enttäuschung:
    Die Aktien des Dialysespezialisten brachen mit 17% so stark ein wie
    bisher nie. Und die Papiere der Mutter verloren in der Spitze 13%.

    Dass Fresenius Medical Care die Wachstumsziele 2018 mehr als
    halbiert, deutet auf ein schwaches Schlussquartal hin und lässt
    nichts Gutes für den Wachstumsausblick auf nächstes Jahr erahnen.
    Sicherlich arbeitet der Konzern nicht in Planwirtschaften, und so
    manche Blütenträume scheitern an der Realität. Das gehört zur
    Marktwirtschaft. Doch so ganz überraschend kommen die aktuellen
    Probleme von FMC nicht. Insofern haben es Sturm und seine Mannschaft
    versäumt, Investoren frühzeitig und behutsam auf eine Abschwächung
    einzustimmen. Fand nicht erst jüngst die Mitgliederversammlung der
    deutschen Investor-Relations-Vereinigung in den Räumen von Fresenius
    statt? Das Treffen habe "viel Spaß" gemacht, hieß es anschließend.
    Der ist Investoren nach der verpatzten Übernahme und einer
    Gewinnwarnung später gründlich vergangen.

    (Börsen-Zeitung, 18.10.2018)

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