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    Marktkommentar  721  0 Kommentare Dr. Daniel Hartmann (BANTLEON): Phase der Unsicherheit dürfte anhalten

    Der jüngste Kursrutsch an den Aktienbörsen kam einerseits völlig überraschend – einen unmittelbaren Auslöser gab es dafür nicht.

    Andererseits ist der Rückgang jedoch fundamental gerechtfertigt. In weiten Teilen der Welt hat sich die wirtschaftliche Dynamik 2018 spürbar abgeschwächt. Dies gilt nicht zuletzt für die Eurozone. Der konjunkturelle Abwärtstrend ist hier zwar bereits weit vorangeschritten, dennoch sehen wir unverändert Abwärtsrisiken und bleiben entsprechend gegenüber Risikoassets skeptisch. Die sicheren Häfen sollten dagegen von der Unsicherheit profitieren.

    Die weltweite Aktienbaisse der vergangenen Tage weist Parallelen zu den Kursstürzen vom Februar auf. Auf der einen Seite war die Korrektur überfällig. Auf der anderen Seite kam sie, was den Zeitpunkt anbetrifft, völlig überraschend. Einen unmittelbaren Auslöser gab es jedenfalls nicht. Die wenigen – meist zweitrangigen – Konjunkturdaten der vergangenen Woche haben sogar leicht positiv überrascht. Dies galt für die Industrieproduktion der Eurozone (August: 1,0% versus Juli, Konsensus: 0,5%) ebenso wie für die chinesischen Exporte (September: 14,5% im Vorjahresvergleich, Konsensus: 8,2%). Die US-Inflationszahlen vom September lagen wiederum leicht unter den Erwartungen und haben damit eigentlich die grassierenden Zinsängste gedämpft.

    Im politischen Umfeld gab es gleichfalls wenig Neues, sieht man von den üblichen Scharmützeln im Handelsstreit und dem anhaltenden Geplänkel über den italienischen Staatshaushalt ab. Aus den Kreisen der Brexit-Verhandler drangen sogar lange Zeit positive Botschaften nach aussen – ein Durchbruch schien greifbar nahe (wurde am Wochenende dann aber doch kassiert). Es half alles nichts. Die Negativspirale an den Börsen war zur Wochenmitte nicht mehr aufzuhalten.

    Fundamental ist der Einbruch durchaus gerechtfertigt. In den Schwellenländern und Europa hat sich seit Jahresbeginn das Expansionstempo spürbar verlangsamt. Dies hat sich zwar zum Teil an den Aktienbörsen niedergeschlagen. Die Hausse des vergangenen Jahres kam zum Stillstand. Dessen ungeachtet konnte der Eurostoxx50 sein Niveau von Anfang 2018 lange Zeit einigermassen verteidigen. Mit dem jüngsten Rückschlag hat sich die Performance des laufenden Jahres auf -7% verschlechtert (ausgehend vom Hochpunkt sind es -11%). Üblich sind als Folge eines solchen »Mid-cycle‑Slowdown« indessen Kursrückschläge von 15% bis 20%.

    Die US-Wirtschaft – und mit ihr der US-Aktienmarkt – war bis zuletzt von der weltweiten Abkühlung abgeschirmt und konnte auf eine boomende Konjunktur verweisen. Aber selbst dort scheint nunmehr der Zenit bei den Stimmungsindikatoren erreicht. Drehen die Barometer erst einmal eindeutig nach unten, wovon wir spätestens Anfang 2019 ausgehen, nimmt der Gegenwind für die Aktienbörsen auch in den USA weiter zu.

    In der Eurozone ist in den vergangenen drei Quartalen bereits viel passiert. Das Wachstum hat sich seit Jahresbeginn von knapp 3,0% auf 1,5% (jeweils annualisierte Raten) nahezu halbiert. In den nächsten Monaten rechnen wir nur noch mit einer geringfügigen zusätzlichen Expansionsverlangsamung. Die Gefahr negativer Überraschungen nimmt von dieser Seite ab. Dennoch überwiegen aus unserer Sicht nach wie vor die Abwärtsrisiken – sowohl für die Konjunktur als auch die Risikoassets der Eurozone. Dies gilt umso mehr als die politischen Krisen (Handelskrieg, Italien, Brexit, Schwellenländer) weiter schwelen und die sich abzeichnende zyklische Verlangsamung in den USA auf Europa ausstrahlen könnte. Eine selektive Herangehensweise an den Aktienmärkten bleibt daher der Schlüssel zum Erfolg.

    Die sicheren Häfen – wie Bundesanleihen – sollten dagegen von den Unsicherheiten profitieren. Wir rechnen daher bis Anfang 2019 mit fallenden Bund-Renditen, auch wenn der Ausstieg der EZB aus den Wertpapierkäufen eine gewisse Gegenkraft darstellt.


     



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