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     1552  0 Kommentare Strumpflos in den Abschwung

    Ich bin immer wieder erstaunt, wie weitverbreitet und manifest gewisse Modeströmungen sind. Das betrifft oft die gesamte Bevölkerung und zieht sich einige Zeit hin.

     

    Derzeit amüsiere ich mich immer wieder darüber, dass nicht nur junge Leute, sondern sogar ältere keine normalen Socken mehr tragen, sondern allesamt diejenigen, bei denen es aussieht, als laufe man barfuß in seinen Schuhen. Das sieht natürlich auch unheimlich lässig aus.

     

    Warum ist das allerdings vorher nicht so gewesen? Und wird es irgendwann demnächst einmal anders sein? Bei Letzterem bin ich ganz sicher. Einen Grund für solche Entwicklungen kann ich hingegen nicht erkennen.

     

    Ich denke, das läuft einfach nach dem immergleichen Schema ab, dass irgendjemand sich das ausdenkt, dann ein paar Promis und einflussreiche Leute damit anfangen und es zum Schluss bei der letzten Großmutter ankommt.

     

    Fällt Ihnen dabei etwas auf?

     

    Ich denke, dass es an der Börse durchaus ähnlich läuft. Auf- und Abschwünge haben natürlich stets rationale Hintergründe und wirtschaftliche Ursachen, es gibt jedoch oft genug rationale Hintergründe und wirtschaftliche Ursachen für eine Entwicklung – und trotzdem passiert nichts.

     

    Ich denke daher, dass Haussen und Baissen in gewissem Sinne auch Modeerscheinungen sind. Einer fängt an, sich die Strümpfe auszuziehen – und die anderen machen es nach. Und so geht die gesamte Meute dann strumpflos in den Abschwung.

     

    Und irgendwann, wenn die Füße dann richtig kalt sind, dreht sich dann alles wieder um.

     

    Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass heftige Börsenbewegungen immer in Zeiten passieren, in den es draußen entweder kalt oder warm wird: Das ist bei Sell in May and go away genauso der Fall wie bei den berühmten Herbstkrisen im September und Oktober.

     

    Vielleicht kommt ja bald die Zeit für warme Socken. Und vielleicht geht es uns dann allen wieder besser an der Börse.

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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