ROUNDUP/Aktien Europa Schluss
Streit um Italiens Haushalt vermiest die Stimmung
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Börsen haben trotz anfänglicher Gewinne einen schwachen Wochenstart hingelegt. Letztlich hätten der Konflikt zwischen Italien und der Europäischen Union (EU) über den italienischen Haushaltsplan sowie die geopolitischen Spannungen die Anleger veranlasst, Aktien abzustoßen, schrieb Analyst David Madden vom Broker CMC Markets UK. Von der richtungslosen Wall Street kam ebenfalls kein Schwung für die hiesigen Märkte.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rutschte am Montag nach einem freundlichen Handelsauftakt sukzessive ab und schloss 0,65 Prozent im Minus bei 3190,09 Punkten. Nicht besser erging es den anderen Indizes: Der Pariser Cac 40 verlor letztlich 0,62 Prozent auf 5053,31 Punkte und der Mailänder FTSE MIB sank um 0,60 Prozent auf 18 966,22 Punkte. Der Londoner FTSE 100 hielt sich mit einem Minus von 0,10 Prozent auf 7042,80 Zähler etwas besser - ihn begünstigte das schwache Pfund, welches britische Produkte für ausländische Käufer verbilligen kann.
Am Vormittag hatten die Anleger offenbar noch auf eine Annäherung der Konfliktparteien im Streit über Italiens Haushalt gehofft. Dieser droht nun aber zu eskalieren, da Rom trotz aller Kritik an der geplanten höheren Neuverschuldung festhält. Mit dem weiter schwelenden Handelsstreit zwischen den USA und China und den internationalen Spannungen nach der Tötung eines regierungskritischen saudi-arabischen Journalisten gibt es zudem weitere Unsicherheiten für die Märkte.
Im europäischen Branchenvergleich kamen am Montag vor allem die Aktien von Öl- und Gaskonzernen unter die Räder: Der Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 sank um 1,47 Prozent. Der vormittags noch freundliche Banken-Index zollte mit minus 0,69 Prozent den jüngsten Nachrichten Tribut.
Dagegen führte der Index der Chemiekonzerne mit plus 0,31 Prozent die kurze Gewinnerliste im Branchentableau an. Ihn stützte der deutliche Kursanstieg der Linde-Aktie , nachdem die US-Kartellbehörde die Fusion des deutschen Industriegaseherstellers mit dem US-Konkurrenten Praxair unter hohen Auflagen genehmigt hatte.
Grund zur Freude hatten auch die Anteilseigner von Fiat Chrysler : Dass der Autobauer seine Zuliefertochter Magneti Marelli für 6,2 Milliarden Euro an den japanischen Rivalen Calsonic Kansei verkaufen will, bescherte den Aktie ein Plus von 2,98 Prozent.
Die Titel von Ryanair gewannen 4,26 Prozent, obwohl die Billigfluggesellschaft erstmals seit fünf Jahren einen rückläufigen Halbjahresgewinn berichtete. Als Gründe nannten die Iren die Streiks, hohe Kerosinpreise, geringere Ticketpreise und Ersatzzahlungen wegen der EU-Fluggastrechte. Nach der jüngsten Prognosesenkung Anfang Oktober kamen diese Nachrichten für Investoren aber nicht überraschend. Sie sahen nach dem Kursrutsch der vergangenen Wochen nun offenbar eine Kaufgelegenheit gekommen.
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Frustriert zeigten sich dagegen die Anleger bei Philips . Nach den Quartalszahlen des Herstellers von Medizintechnik fielen die Papiere um 8,69 Prozent auf 31,725 Euro - das bedeutete sowohl den letzten Platz im EuroStoxx als auch den niedrigsten Kurs seit April. Das Unternehmen habe die Erwartungen zwar nur moderat verfehlt, schrieb Analyst Scott Bardo von der Privatbank Berenberg. Vor allem im Konsumentengeschäft aber sei die Erholung nicht so stark ausgefallen wie erwartet. Hier verkauft Philips unter anderem Zahnbürsten, Küchengeräte und Rasierer, aber auch Hilfen für die Schlaf- und Atemtherapie./gl/she