Spaltung
Das schwarze Gold sprudelt aber die Bevölkerung verzweifelt
Der Irak entwickelt sich immer schneller zu einem globalen Ölkraftwerk. Er hat in diesem Jahr Kanada als viertgrößten Produzenten der Welt abgelöst. Somit gewinnt das vom Krieg verwüstete Land an Bedeutung in der OPEC. Auf der anderen Seite liegen in Mossul ganze Stadtviertel in Trümmern. Laut UNICEF haben in Mossul 750.000 Kinder keinen Zugang zu medizinischen Einrichtungen.
Während die Rohölmärkte nach Saudi-Arabiens blicken und sich fragen, ob dort die Produktion - vor dem Hintergrund der US-Sanktionen gegen den Iran - gesteigert werden kann, hat der Irak die Lieferungen nach Asien, Europa und in den Mittelmeerraum bereits erhöht.
Der Irak produziert eine Rekordmenge von 4,78 Millionen Barrel Öl pro Tag, sagte der Ölminister des Landes, Jabbar Al-Luaibi. Die Produktion wird 2019 auf 5 Millionen Barrel pro Tag und 2024 auf 7,5 Millionen Barrel steigen, so der Minister. Viele gehen davon aus, dass die Produktion in den nächsten sechs Jahren schneller wachsen wird als in allen anderen Öl-Nationen - außer den USA.
Trotz des Erdölreichtums fehlt es im Irak an einer stabilen Stromversorgung. Die lokale Wirtschaft kommt nicht in Gang und es entstehen keine neuen Arbeitsplätze. In Mossul, der zweitgrößten Stadt des Irak, liegen Stadtteile in Trümmern und für die Kinder gibt oftmals keine medizinische Versorgung. "Eine Steigerung der Produktion ist eine gute Nachricht, aber der Irak kann seinen Bürgern immer noch keine Grundversorgung mit sauberem Wasser und Strom bieten, auch nicht in Basra, wo das meiste Öl gewonnen wird", sagte Ziad Daoud, Bloombergs-Chefökonom im Nahen Osten. Jüngst hatte sich Siemens um einen Milliarden-Auftrag zur Stromversorgung im Irak beworben. Der Deal stand kurzzeitig auf der Kippe, weil die US-Regierung zugunsten von General Electrics intervenierte. Nun haben Siemens und das irakische Elektrizitätsministerium eine Absichtserklärung unterzeichnet: "Siemens versprach dem Land neben der Schaffung Tausender Arbeitsplätze auch Unterstützung beim Kampf gegen Korruption und beim Bau von Schulen und Krankenhäusern", so "Deutschlandfunk".
Unterdessen hat sich der Ölpreis seit 2016 verdoppelt und so die Finanzen des Irak gestärkt. Jedoch ist der Aktienindex des Landes im gleichen Zeitraum um 30 Prozent gefallen. Laut den Daten der Vereinten Nationen sind in den letzten fünf Jahren mehr als 32 Milliarden US-Dollar an ausländischen Direktinvestitionen aus dem Land abgezogen worden.
Internationale Ölgesellschaften sind für zwei Drittel der aktuellen Produktion des Irak verantwortlich. Ihr Kapital und ihre Technologie sind entscheidend für die Aufrechterhaltung und Steigerung der Produktion, sagte Ian Thom, Wood Mackenzie's Hauptanalyst für den Nahen Osten.
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