Hessen-Wahl
Crash-Gegengift Merkel: Besser, wenn "Mutti" bleibt, aber danach sieht's nicht aus
Wenn jetzt nach der Hessen-Wahl die GroKo kippen würde, käme mit einem möglichen Merkel-Ende für Europas Finanzmärkte ein weiterer schwergewichtiger Unsicherheitsfaktor hinzu - besser für die Aktienanleger, wenn das Krisen-Fass in Europa nicht überläuft.
Anleger mögen keine Unsicherheiten. Zurzeit nerven aber vor allem der Handelskrieg, der Brexit und die italienischen Schuldenkönige. Zudem sacken an den Weltbörsen die Kurse – trübe Stimmung auf den Finanzmärkten. Wenn jetzt weitere Störsender aus Europa hinzukämen, würde es auf den Finanzmärkten schlimmstenfalls zu noch schwereren Verwerfungen kommen. Die Belastungsfähigkeit des europäischen Finanzsystems würde auf ihre bislang härteste Probe gestellt.
Schon am kommenden Sonntag wird bei der Hessenwahl darüber entschieden, ob die Finanzmarktakteure mit noch unruhigeren Zeiten zurechtkommen müssen. Denn in Hessen wird indirekt auch über die GroKo und Bundeskanzlerin Angela Merkel abgestimmt.
Ob man nun Merkel-Freund oder -Feind ist, muss man feststellen: Käme es zu einem schnellen Ende der Ära Merkel, würde in Europa neben dem französischen Staatspräsidenten Jean-Michel Frédéric Macron und der lockeren, aber wachstumsfreundlichen Politik von EZB-Präsident Mario Draghi mit Merkel einer der drei wichtigsten Stabilisatoren für das europäische Euro-Finanzsystem wegbrechen.
Eine Kanzlerinnen-Dämmerung hätte in manchen Krisenszenarien arge Folgen für die europäischen Anleger: Denkbar sind Instabilitäten der europäischen Gemeinschaftswährung und auf dem Markt für deutsche Staatsanleihen sowie zu hohe, nervöse Schwankungen auf den Aktienmärkten. An diesen Fronten sollte es lieber ruhiger zugehen, damit z. B. nicht zu viel Geld nach Übersee in den vermeintlich stabileren US-Dollar abwandert.
"Die deutsch-französische Achse ist neben der EZB das wichtigste Instrument, um in Europa den Laden am Laufen zu halten, Investoren einen verlässlichen Wirtschaftsraum zu bieten", formuliert treffend Daniel Saurenz, Mitgründer des Finanzportals "Feingold Research" und wallstreet:online-Gastautor, auf "Welt.de". "Angela Merkel wird dort noch gebraucht", schreibt Saurenz im Hinblick auf eine "handlungsfähige Führung in Europa".
Wenn aber Merkels Mann Volker Bouffier (CDU), Hessens derzeitiger Ministerpräsident, und das SPD-Team um Thorsten Schäfer-Gümbel von den Wählern abgewatscht werden, könnten die Wahlschlappen die GroKo in Berlin in schwere Wetter manövrieren – fraglich, ob der leckschlagene GroKo-Kahn diesen Sturm überstehen könnte.
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Laut den Umfrageergebnissen stehen die Zeichen bereits auf Sturm: Die Grünen liegen laut dem am Donnerstagabend veröffentlichten ZDF-Politbarometer mit 20 Prozent gleichauf mit der SPD auf dem
zweiten Platz. Die CDU käme auf 28 Prozent. Linke und FDP können mit jeweils acht Prozent rechnen. Die AfD zöge mit zwölf Prozent in den Wiesbadener Landtag ein.
Mit diesem Ergebnis hätte von den politisch denkbaren Bündnissen lediglich eine Regierung aus CDU, Grünen und FDP - ein sogenanntes Jamaika-Bündnis - eine sichere Mehrheit im Landtag. Die
amtierende schwarz-grüne Koalition stünde ebenso auf der Kippe wie eine Koalition aus CDU und SPD, eine Koalition aus SPD, Grünen und FDP oder Rot-Rot-Grün, berichtet "Reuters". Übrigens: Fast 40
Prozent der Befragten gaben an, sie wüssten noch nicht sicher, wen sie wählen sollten.
Quellen: