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    ROUNDUP 2  406  0 Kommentare Thyssenkrupp-Teilung wird teuer - Kerkhoff grüßt von der Baustelle

    (neu: Aussagen aus der Pressekonferenz, Aktienkurs und mehr Details)

    ESSEN (dpa-AFX) - Der Stahl- und Industriekonzern Thyssenkrupp hat ein Seuchenjahr hinter sich. Zwist mit den Großaktionären, abrupte Managementwechsel und mehrere Gewinnwarnungen prägten das Geschehen. Zudem kann das geplante Stahlgemeinschaftsunternehmen mit Tata Steel immer noch nicht seine Arbeit aufnehmen, da die EU-Wettbewerbsbehörden mehr Zeit für die Prüfung benötigen. Und als würde das nicht reichen, hat sich der neue Konzernchef Guido Kerkhoff noch den umfassenden Umbau auf die Fahne geschrieben.

    "Willkommen auf der Baustelle", sagte Kerkhoff daher am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens. "Denn genau das ist Thyssenkrupp aktuell und davon wird auch das laufende Geschäftsjahr geprägt sein." Dabei sieht der Manager "den größten Bauabschnitt" bei der Teilung. Thyssenkrupp will sich in zwei Teile spalten: In ein Unternehmen für die Industriebereiche, sowie ein weiteres für die Werkstoffgeschäfte. Über die Spaltung soll die Hauptversammlung im Januar 2020 abstimmen. Der von Thyssenkrupp vorgesehene Zeitplan sieht dabei vor, dass die neuen Unternehmen zum 1. Oktober 2019 weitgehend operativ selbstständig aufgestellt werden sollen.

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    Thyssenkrupp erhofft sich durch die Teilung eine Wertsteigerung der einzelnen Geschäfte, etwa durch die Hebung stiller Reserven im Aufzuggeschäft. Zudem sollen die Unternehmen einzeln wettbewerbsfähiger werden und schneller Entscheidungen treffen können. Der Zeitplan sei "ehrgeizig, aber machbar", so Kerkhoff. Die Aktionäre um den schwedischen Investor Cevian hatten den Schritt begrüßt, hatten sie die Konzernspitze doch immer wieder zu einem rascheren Umbau gedrängt. Der langjährige Vorstandschef Heinrich Hiesinger hatte im Juli deswegen das Handtuch geworfen, Aufsichtsratschef Ulrich Lehner folgte wenig später. Auch die langjährige Großaktionärin, die Krupp-Stiftung, zeigte sich einverstanden.

    Doch die geplante Aufspaltung kostet zunächst erheblich. Im neuen Geschäftsjahr 2018/19 (per Ende September) würden der Jahresüberschuss sowie der freie Mittelzufluss nach vorläufigen Berechnungen mit einem höheren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag belastet, teilte das Unternehmen mit.

    Doch auch operativ liegt bei dem Essener Traditionskonzern Einiges im Argen: Im vergangenen Geschäftsjahr sank das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) von 1,72 auf 1,55 Milliarden Euro. Dabei erreichte der Konzern mit 890 Millionen Euro höhere Einsparungen als ursprünglich mit 750 Millionen Euro geplant. Der Jahresüberschuss nahm bereinigt um die verkauften Stahlaktivitäten in Amerika von 271 Millionen auf 60 Millionen Euro ab. Die Aktionäre sollen trotzdem eine unveränderte Dividende von 0,15 Euro je Aktie erhalten.

    Die derzeitigen operativen Schwierigkeiten in den Sparten insbesondere im Industriegeschäft zählt Kerhoff daher ebenfalls zu seinen Baustellen. Probleme bei Projekten im Anlagen- und Schiffbau, Qualitätsprobleme bei der Komponentensparte, hohe Rohstoffkosten bei Aufzügen sowie Rückstellungen für das laufende Stahl-Kartellverfahren waren der Grund für den deutlichen Gewinnrückgang.

    So schrieb der Anlagenbau rote Zahlen. "Wir haben in der Vergangenheit zu viel auf Wachstum gesetzt, zu komplexe Strukturen gebaut und Aufträge angenommen, die jetzt nur eine geringe oder gar keine Marge bringen", räumte der Thyssenkrupp-Chef ein. Schwächen in der Projektabwicklung sorgten vor allem bei Großprojekten dafür, dass Kosten aus dem Ruder liefen. Kerkhoff will als Konsequenz den Bereich verschlanken. Bei dem angekündigten Stellenabbau liege der Konzern im Plan. So seien 900 der avisierten 2000 Stellen bereits abgebaut worden.

    Auch das renditeträchtige Aufzugsgeschäft ist zur Baustelle geworden. Insbesondere im Schlussquartal schnitt der Bereich schwächer ab. Als Grund machte Kerkhoff zu hohe Kosten aus - insbesondere in der Verwaltung in Europa aufgrund fragmentierter Strukturen. Dies will Kerkhoff nun mit einem neuen Management in den Griff bekommen. Ein Börsengang, wie zuletzt mehrfach spekuliert, steht nicht auf der Agenda.

    Kerkhoff geht davon aus, im neuen Geschäftsjahr in allen Geschäftsbereichen weitere Fortschritte zu erzielen. Und er verbreitete Optimismus für die weitere Zukunft. "Wenn wir in einem Jahr wieder zusammenkommen, sollten wir eine ganze Reihe von Themen bereits voran gebracht haben." So geht er davon aus, dass "der Anlagenbau das Gröbste" überstanden haben sollte. Auch die nicht näher bezifferten Qualitätsprobleme im Komponentengeschäft will das Management behoben haben. Und die Teilung des Konzerns soll dann auch Gestalt angenommen haben.

    Trotz der Belastungen erwartet Thyssenkrupp für 2018/19 einen deutlich höheren Jahresüberschuss im Vergleich zum Vorjahr. Ergebnissteigerungen der fortgeführten Geschäfte sowie positive Effekte aus dem erwarteten Abschluss des Stahl-Gemeinschaftsunternehmen mit Tata Steel sollen die Belastungen überkompensieren, hieß es. In der Prognose für das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) sind die Ergebnisse des Stahlgeschäfts nicht mehr enthalten. Das Gemeinschaftsunternehmen, dessen Genehmigung durch die europäische Wettbewerbsbehörde immer noch aussteht, sieht Thyssenkrupp dabei im Plan. Im fortgeführten Geschäft erwartet Thyssenkrupp für das bereinigte Ebit einen Anstieg von vergleichbar 706 Millionen auf mehr als 1 Milliarde Euro. Zu der Steigerung sollen auch die geplanten Einsparungen beitragen.

    Die Aussagen riefen am Aktienmarkt wechselhafte Reaktionen hervor. Nach anfänglichen Verlusten drehte die Aktie wieder deutlich ins Plus, gab die Gewinne dann wieder ab und schwankt aktuell um den Vortagsschluss. Investoren haben sich in diesem Jahr frustriert von dem Papier abgewandt. Die Euphorie nach dem Bekanntwerden der Aufspaltung entpuppte sich rasch als kurzes Strohfeuer. Seit der zweiten Gewinnwarnung hat die Aktie wieder erheblich verloren. Die Entwicklung seit Jahresbeginn liest sich desaströs: Rund ein Drittel des Aktienwertes wurden vernichtet./nas/mne/jha/




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