Italien-Krise
Italiener verschmähen Patrioten-Anleihe, aber feiern den Euro als Gemeinschaftswährung
Die italienischen Privatanleger scheinen ihrer Regierung immer weniger zu vertrauen. Derweil genießt die europäische Gemeinschaftswährung unter den Italienern ein hohes Ansehen.
Die neue so genannte italienische "Patrioten-Anleihe" verkauft sich unter den Italienern schlechter als bei bisherigen ähnlichen Emissionen, berichtet "CNBC". Frühere Verkäufe hätten der Staatskasse meist hohe Summen, teils zweistellige Milliardenbeträge in Euro eingebracht.
Die Kaufaufträge zur Mitte des zweiten von vier Verkaufstagen (von Montag bis Donnerstag) lagen nur bei rund 646 Millionen Euro. Zum Vergleich: Bei der vorherigen Emission im Mai dieses Jahres wurden schon am Mittag des ersten Verkaufstages Aufträge im Wert von über einer Milliarde Euro verzeichnet. Das war noch vor den Plänen der neuen italienischen Regierung, die Neuverschuldung ansteigen zu lassen, um den Staatshaushalt zu finanzieren.
Die "Patrioten-Anleihe" ist eine italienische Staatsanleihe namens "BTP Italia", die sich vor allem an Privatanleger richtet. Solche Anleihen werden seit 2012 vom italienischen Staat in regelmäßigen Abständen auf den Markt geworfen. Die neue, vierjährige "BTB Italia" hat mit 1,45 Prozent einen höheren Mindestkupon als die alte Anleihe (0,55 Prozent), die mit acht Jahren doppelt so lang lief.
Marktbeobachter werten die geringere Nachfrage von meist inländischen Investoren als eine Art Misstrauensvotum gegen die Finanzpläne der italienischen Regierung, die von der EU-Kommission heute
eine endgültige Absage für ihre Budgetpläne bekommen hat.
Nachdem sich immer mehr ausländische Investoren aus italienischen Staatspapieren zurückgezogen haben und die EZB bald keine italienischen Papiere mehr aufkaufen wird, könnte ein Rückzug der
Privatanleger die angespannte finanzielle Situation Italiens weiter verschärfen, was schlimmstenfalls zu einem erheblichen Problem für die ganze Euro-Zone werden könnte.
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Derweil äußern sich 57 Prozent der Italiener positiv auf die Frage, ob der Euro gut oder schlecht für Ihr Land sei – ein zwölfprozentiger Anstieg im Vergleich zu entsprechenden Umfragewerten aus dem letzten Jahr. Auf der anderen Seite sprechen sich 30 Prozent der Italiener aktuell gegen den Euro aus. Das geht aus einer Umfrage der EU-Kommission ("Eurobarometer") hervor, bei der jedes Jahr rund 17.000 Menschen in den Ländern der Eurozone befragt werden.
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