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    Marktkommentar  840  0 Kommentare Stephan Rieke (Oddo BHF): Aktienmärkte im Schatten politischer Belastungen

    Die anhaltenden Belastungen aus dem politischen Raum dürften der Hauptgrund für die trübe Stimmung an den Aktienmärkten sein.

    Positive Wirtschaftsmeldungen waren in den letzten Tagen Mangelware, insbesondere die aus den USA kommenden Daten (u.a. Wohnungsbaumarkt, Auftragseingänge langlebiger Güter) lagen überwiegend unter den Erwartungen. Hauptgrund für die trübe Stimmung an den Aktienmärkten dürften aber die aus dem politischen Raum kommenden anhaltenden Belastungen sein. (Brexit-Risiken, Streit um italienische Haushaltspläne, Handelskonflikt zwischen USA und China).

    Freitag, 22.11.2018

    Aktienmärkte:

    Im Brexit -Zusammenhang deutet sich ein Verhandlungserfolg zwischen der EU und Großbritannien an, wenngleich die letzten offenen Fragen (v.a. Fischfang-Rechte, Gibraltar) einiges an Konfliktpotenzial enthalten. Für das Wochenende ist ein Sondertreffen der EU-Regierungschefs ins Auge gefasst. Damit allerdings wäre die Kuh noch nicht vom Eis. Das größte Hindernis ist die Zustimmung des Unterhauses. Eine Abstimmung dort dürfte es vermutlich erst Anfang Dezember geben. Zu den jüngsten Entwicklungen im Handelskonflikt zwischen den USA und China findet sich weiter hinten ein Ausblick auf das bevorstehende G20-Treffen Ende nächster Woche.

    An den Euro -Börsen hielten in den letzten Tagen weiterhin die Verkäufer das Heft in der Hand, auch am gestrigen Handelstag dominierten wieder die roten Zahlen. Die Zwischenbilanz der laufenden Woche sieht für die EWU -Leitindizes (Euro STOXX 50: -1,7%, DAX 30: -1,8%, CAC: -1,7%) durchwegs negativ aus, unter den Sektoren zeigen nur Reise&Freizeit- ( 1,0%) und Autowerte ( 0,3%) das erwünschte Vorzeichen; die stärksten Kursrückgänge verzeichnen konjunktursensitive Branchen (Grundstoffe: -2,8%, Chemie: -3,1%) und der Technologiesektor (-3,0%).

    Unübersehbare Bremsspuren zeigen sich wieder einmal an der Börse Athen (-4,3%); der griechische Banksektor musste diese Woche Abschläge von -8,9% hinnehmen, im laufenden Jahr verloren die unter „faulen Krediten“ von etwa 89 Mrd. Euro leidenden Banken bereits über die Hälfte ihrer Marktkapitalisierung. Hinter den Kulissen arbeiten Regierung und Notenbank an Plänen für eine Bad Bank oder eine von staatlichen Garantien gestützte Zweckgesellschaft in die etwa die Hälfte der Problemkredite verschoben werden soll.

    Der US -Kassamarkt für Aktien blieb gestern feiertagsbedingt (Thanksgiving Day) geschlossen, heute folgt eine verkürzte Sitzung; der (am offenen Terminmarkt gehandelte) Dezember-Kontrakt auf den S&P 500-Future verlor - 0,6%. Mit - 3,2% (S&P 500 Index) sieht die Zwischenbilanz der laufenden Woche wenig erfreulich aus. Alle Hauptsektoren des S&P 500 zeigen rote Zahlen, am stärksten in Mitleidenschaft gezogen wurden Gebrauchsgüter- (-3,9%) und Technologiewerte (-5,3%); letztere zeigen nach dem erneuten Rücksetzer für das Gesamtjahr 2018 nur mehr einen bescheidenen Zuwachs von 2,3%. Vergleichsweise gut behaupten konnten sich diese Woche die defensiven und von den leicht rückläufigen Renditen am US-Staatsanleihemarkt unterstützten Marktsegmente Immobilien (-1,1%) und Versorger (-1,5%).

    An den asiatischen Leitbörsen herrscht heute Morgen ein durchwachsenes Bild, der Nikkei 225 konnte 0,7% zulegen und beschloss die Handelswoche damit praktisch unverändert; der südkoreanische KOSPI 200 verlor per Saldo - 2,0%, der chinesische CSI 300 liegt - 3,5% unter Vorwochenniveau.

     

    Renten und Währungen:

    Das gestern veröffentlichte EZB -Protokoll der Oktobersitzung zeichnet trotz zuletzt etwas schwächerer Daten das Bild eines anhaltenden und breit abgestützten Aufschwungs. Eine Verlängerung der EZB-Wertpapierkäufe über das Jahresende hinaus erscheint damit als wenig wahrscheinlich. Bei der Dezember-Sitzung des EZB-Rates soll allerdings die Wiederanlagestrategie diskutiert werden. 10J.-EWU-Staatsanleihen konnten diese Woche von der Schwäche des Aktienmarkts nur sehr selektiv profitieren, der Euro (aktuell: 1,141 US-$) pendelte orientierungslos um die Marke von 1,4 US-Dollar.

     

    Edelmetalle und Rohstoffe:

    Gold (aktuell: 1226 US-$/Unze) legte im Wochenverlauf nochmals leicht zu, während Rohöl (Brent-Future aktuell: 62,0 US-$) angesichts weiter steigender US-Lagerbestände und anhaltender Zweifel an den diskutierten Förderkürzungen der OPEC erneut deutliche Abschläge hinnehmen musste und damit wieder auf das Niveau vom Februar diesen Jahres zurückfiel.

     

    Konjunkturelles Umfeld:

    Aus der Eurozone wurde gestern ein rückläufiges Verbrauchervertrauen (November vorläufig: -3,9 nach -2,7) gemeldet. Aus Deutschland kamen heute Morgen die aufgeschlüsselten Daten zum (schon veröffentlichten) BIP-Wachstum des 3. Quartals (-0,2%, jew. ggü. Vq.), Hauptbremsfaktoren waren der private Konsum (-0,3%) und der Außenhandel (Exporte -0,9%, Importe: 1,3%). Aus der Eurozone (e: 52,0) und den Vereinigten Staaten (e: 55,7) erwarten uns heute noch die vorläufigen November-Einkaufsmanagerindizes der Industrie.

     

    Showdown in Buenos Aires

    Die kommende Woche trumpft mit einem wichtigen Termin im sino-amerikanischen Handelskonflikt auf: US -Präsident Trump und sein chinesischer Amtskollege Xi treffen im Rahmen des diesjährigen G20-Gipfels in Argentinien aufeinander. Der Gipfel, der vom 30. November bis zum 1. Dezember stattfindet, strebt einen Konsens hinsichtlich einer fairen und nachhaltigen Entwicklung an, so zumindest das Motto. Die Aufmerksamkeit gilt jedoch fast ausschließlich dem Treffen der beiden Streitparteien, nachdem Präsident Trump vor einigen Wochen Hoffnung auf Verhandlungsfortschritte aufkommen ließ. Angesichts des Säbelrasselns im Vorfeld des Gipfels erscheint ein versöhnliches Ende des Handelsstreits unwahrscheinlich.

    Deutlich wurde dies zum einen während des Gipfels des Asiatisch -Pazifischen Wirtschaftsforums (APEC) diese Woche, dem Präsident Xi und US-Vizepräsident Mike Pence neben Regierungsvertretern der verbleibenden 19 Staaten beiwohnten. Beide Seiten griffen sich in ihren Reden scharf an: Präsident Xi kritisierte die US-Handelspolitik und forderte ein „Nein“ zu Protektionismus und Unilateralismus während Pence drohte, die aktuellen Zölle gegen China in Höhe von 220 Milliarden Euro mehr als zu verdoppeln. Somit wundert es nicht, dass keine gemeinsame Abschlusserklärung aller Teilnehmer zustande kam, wie es sonst üblich für den APEC-Gipfel ist.

    Zum anderen sendet der durchgesickerte Entwurf der G20-Verlautbarung Warnsignale. Der Tradition gewordene Schwur gegen Protektionismus - der bisher in keinem G20-Statement fehlte - ist im Entwurf nicht zu finden. Zwar wird über den Entwurf noch verhandelt, im Kontext der Entgleisungen während des APEC-Gipfels ist der Entwurf jedoch kein Zeichen für eine Entwarnung Handelsstreit.





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