Rezession 2019? Ein Jahr des Stillstands - Seite 2
Abbildung 1: Seit einiger Zeit hat das Jahreswachstum der Vergabe von Immobilienkrediten sowie Krediten für Gewerbe & Industrie abgenommen. Historisch gesehen ist ein solcher Trend ein Frühindikator (roter Pfeil) für potentielle Rezessionen (grauer Bereich).
Abbildung 1 zeigt hierzu den Verlauf von zwei wichtigen Kreditarten: Immobilienkredite sowie gewerbliche & industrielle Kredite. Wir sehen schnell, gemäß unseren Erwartungen ist seit der Finanzkrise von 2008 das Kreditwachstum wieder zu einem normalen Level zurückgekehrt. Dieser Vergleich erzählt in Wirklichkeit jedoch nur die halbe Geschichte. Der Trend der Erholung lässt sich nämlich in zwei Phasen staffeln. Bis Mitte 2016 bewegte sich das Kreditwachstum mit einem jährlichen Anstieg von 10%, und damit im Rahmen des durchschnittlich erzielten Jahreswachstums (von 1974 rund 7% p.a.). Doch ab Mitte 2016 hat sich die Wachstumsrate drastisch verändert. Bis zum heutigen Tag warten wir auf den 10%-Anstieg.
Auch wenn die Raten kürzlich angezogen haben, vergleicht man das historische Level, so kommt man zum Schluss, dass die derzeitigen Kreditwachstumsraten eher jenen Zeiten ähneln, die vor allem von einem gedämpften Wirtschafts- umfeld geprägt sind und in denen das BIP eher schrumpft als wächst (oder auch langsamer wächst). Hier lässt sich im Übrigen auch ein deutlicher Unterschied der aktuellen Lage zu bisherigen Vor-Krisensituationen beobachten. Während in früheren Situationen die Wirtschaft sich mit zu hohem Kreditwachstum „verbrannt“ hat, kämpfen wir heutzutage mit einer zu hohen absoluten Schuldenlast (Monthly Markets #5).
In einer starken Wirtschaft werden Häuser gebaut
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Vor allem das Wachstum der Immobilienkredite befindet sich auf einem historischen Niedrigstand und signalisiert uns deutlich: Wenn die Wirtschaft boomen würde, würden die Menschen Häuser kaufen und bauen. Viele von ihnen. Dass das aber nicht passiert, sehen wir besonders in Abbildung 2, welche die Wachstumsraten der Baugenehmigungen zeigt. Die Baugenehmigungen liegen 8% von ihrem Höchststand im März 2018 entfernt und befinden sich in einem deutlichen Abwärtstrend. Dabei ist die Wachstumsrate bei der Anzahl der Baugenehmigungen seit über drei Jahren rückläufig und liegt nun bei über -5% im Jahresvergleich. Dieser Rückgang signalisiert uns vor allem, dass in den kommenden Monaten weniger Häuser gebaut werden, was historisch gesehen zu niedrigeren Beschäftigungsraten und Gesamtlöhnen führt.