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    Börsen-Zeitung  462  0 Kommentare Zinswende abgehakt, ein Marktkommentar von Kai Johannsen

    Frankfurt (ots) - An die von vielen Finanzmarktakteuren erwartete
    Zinswende, die bei so manchem wohl eher ein frommer Wunsch angesichts
    des Null- und Negativzinsumfeldes war als eine realistische
    Kapitalmarktprognose, kann nun endgültig ein Haken gemacht werden.
    Denn die Zeichen, die von den Kapitalmärkten kommen, sprechen eine
    sehr klare Sprache. Die US-Renditestrukturkurve - abgeleitet aus den
    Staatsanleihen - hat sich praktisch das gesamte Jahr über verflacht.

    Das bedeutet, dass sich die kurz- und langfristigen Bondrenditen -
    gemessen im Laufzeitenband von zwei bis zehn Jahren - immer stärker
    angenähert haben. Verflacht die Kurve immer mehr, woraus sich eine
    zunehmende Skepsis bzw. Sorge über die Konjunkturentwicklung
    schlussfolgern lässt, kommt die Kurve folgerichtig irgendwann an den
    Punkt, dass lang- und kurzfristige Zinsen auf dem gleichen Niveau
    liegen. Dann steht die Kurve kurz vor der Inversion.

    Eine Inversion der Kurve liegt vor, wenn die kurzfristigen
    (zweijährigen) Zinsen über den langfristigen (zehnjährigen)
    Bondrenditen liegen. Für die inverse Zinsstrukturkurve lautet die
    lehrbuchmäßige Lesart: Die Akteure auf dem Bondmarkt stellen sich
    darauf ein, dass die wirtschaftliche Aktivität abkühlen wird und die
    Notenbank der Wirtschaft mit Zinssenkungen unter die Arme greifen
    muss. Genau diese auf längere Sicht erfolgenden Zinssenkungen nimmt
    der Staatsanleihemarkt bereits in der Gegenwart über diese
    niedrigeren längerfristigen Bondrenditen vorweg. Umgekehrt lautet die
    Lesart der bislang vorherrschenden normalen Zinsstrukturkurve: Die
    Wirtschaft läuft rund, und die Zentralbank muss Überhitzungen der
    Konjunktur und damit womöglich einhergehenden Inflationsgefahren auf
    längere Sicht mit höheren Zinsen vorbeugen.

    Die Renditestrukturkurve in den USA ist nun dabei zu invertieren.
    Im Laufzeitenband von zwei bis zehn Jahren ist die Kurve noch nicht
    invertiert. Aber im kürzeren Fälligkeitenbereich von zwei und drei
    Jahren sowie von drei und fünf Jahren konnten in diesen Tagen
    Inversionen der Kurve beobachtet werden. Es kam demzufolge vor, dass
    die zweijährige US-Staatsanleiherendite über dem dreijährigen Satz
    lag, und die dreijährigen Bondrenditen lagen zeitweise über den
    fünfjährigen Sätzen. Ohne Frage muss man zum jetzigen Zeitpunkt
    festhalten, dass der US-Staatsanleihemarkt bei der Herausbildung
    einer inversen Kurve erst ganz am Anfang steht. Mit ein wenig Abstand
    betrachtet liegen die Renditen von zwei- bis fünfjährigen
    US-Staatsanleihen praktisch auf dem gleichen Niveau. Inversionen
    erreichen Ausmaße von wenigen Basispunkten. Tatsache ist aber auch,
    dass es die erste Inversion der US-Zinskurve seit gut einer Dekade
    ist.

    Warum kommt dieser Inversion eine so große Beachtung zu? Das liegt
    an ihrer Prognosegüte. Kurveninversionen sind sehr gute Signalgeber
    für die künftige wirtschaftliche Entwicklung. "In den USA ging jeder
    der fünf vergangenen Rezessionen eine Inversion der Renditekurve -
    die Zweijahresrendite lag dabei also über der Zehnjahresrendite -
    voraus. Allerdings dauerte es nach einer ersten Inversion noch ein
    bis zwei Jahre, ehe die Wirtschaft in eine Rezession rutschte", sagt
    Bernd Weidensteiner, Volkswirt bei der Commerzbank. Die
    US-Kurveninversion signalisiert derzeit also, dass der Wirtschaft
    nach ihren zehn fetten Jahren nun eine magere Zeit bevorstehen wird.

    Darüber sorgen sich Kapitalmarktteilnehmer. Denn dann sind am
    langen Ende der Kurve auch künftig keine auskömmlichen Zinserträge zu
    verdienen, was angesichts des jahrelangen Niedrig-, Null- und
    Negativzinsumfeldes sicher für viele Assetmanager in Pensionsfonds
    und Versicherungen keine rosige Perspektive ist. Aber auch für die
    Unternehmen brechen härtere Zeiten an. Denn im Abschwung lässt sich
    bekanntlich nicht so gut verdienen. Die schlechtere Ertragslage
    quittieren die Aktien dann gern mit Kursrückgängen. Also sind
    lukrative Alternativen gefragt. Und die sind rar gesät.

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