checkAd

     1151  0 Kommentare Lieber Gott, lass Pelle wachsen!

    Die Situation ist arg, die Wahl in der CDU deutet nicht auf Veränderung. Und da gleichzeitig die CSU-Oberen Kreide gefressen haben, wird wohl alles noch extremer werden. Zum Glück ist wenigstens ist bald Weihnachten.

     

    Ich weiß nicht, ob jemand die Geschichte von der Gänsepelle kennt, in meiner Familie gehörte sie früher jedenfalls zum Standard in der Weihnachtszeit: Das Küchenpersonal der reichen Familie bereitet die Weihnachtsgans vor. Als sie bereits lange im Ofen ist, sieht sie so lecker aus, dass der Lehrjunge ein kleines Stück von der krossen Haut abschneidet. Das merkt und sieht ja keiner. Und sie schmeckt einfach wunderbar.

     

    An dieser Stelle kommen natürlich sofort Assoziationen zur Politik der Gegenwart auf, oder?

     

    Und wie dort, so geht es hier ebenfalls weiter: Der Lehrjunge kann nicht aufhören, schneidet noch ein Stück ab und noch eins, bis es nicht mehr zu übersehen ist, was er getan hat. Jetzt wird alles ans Licht kommen.

     

    Und was macht er? Er sendet ein Stoßgebet zum Himmel und murmelt immer wieder: „Lieber Gott, lass Pelle wachsen!“

     

    Ganz so weit ist unsere Politik heute noch nicht. Ich tippe, das kommt, wenn die nächste wirklich ernste Wirtschaftskrise uns erreicht. Dann wird AKK, den Sozen und erst recht den Grünen nichts anderes mehr übrig bleiben, als zu flehen: „Lieber Gott, lass Pelle wachsen!“

     

    Bis dahin, so denke ich, wird man sich im täglichen Geschäft mit dem Gänsebrust-Trick helfen, den ich jetzt gerade zwei Mal in verschiedenen Lokalen selbst miterleben durfte.

     

    Jedes Jahr, wenn es im November mit dem Gänsebraten losgeht, ist dieser wieder teurer geworden, mal fünfzig Cents, mal einen Euro. Doch plötzlich hat diese Entwicklung gestoppt. Ich denke, bereits im letzten Jahr, in diesem jedoch ganz sicher. Eine merkwürdige Entwicklung, habe ich anfangs gedacht, schließlich zieht doch gerade die Inflation nach langen Jahren des Ausbleibens erstmals wieder leicht an.

     

    Doch es ist nichts mit Preisstabilität, ganz im Gegenteil. Das sieht man allerdings erst, wenn man auf den Teller schaut. Denn die Gänsebrust ist deutlich kleiner geworden. Deutlich! Ich denke, man macht heute aus zweien drei.

     

    Hier ahmen die Gastwirte die Politik nach, nehmen deren Modell der kalten Progression und machen daraus gleichsam eine warme, nämlich den Gänsebrust-Trick.

     

    So rettet man sich über die Zeit, bis man schließlich den finalen Stoßseufzer gen Himmel schicken muss: „Lieber Gott, lass Geld regnen!“

     

    Wobei ich bei den Gastwirten weit optimistischer bin als hinsichtlich der Politik.

     

    Lassen Sie es sich trotzdem gut schmecken!

     

     

     

     


    Bernd Niquet
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

    Mehr anzeigen
    Verfasst von Bernd Niquet
    Lieber Gott, lass Pelle wachsen! Ein Stoßgebet zum Himmel als letzte Möglichkeit