Klaus Kaldemorgen
Motivation für Anleger: Kelly-Formel hilft gegen Angst
DWS-Fondsmanager Klaus Kaldemorgen setzt auf kühle Mathematik als Beruhigungs- und Motivationsmittel für Anleger, die Verlustrisiken und hohe Schwankungen von Aktieninvestments fürchten.
Kaldemorgen arbeitet seit 35 Jahren als Fondsmanager für die DWS. Einer der DWS-Investmentfonds trägt seinen Namen. In seinem aktuellen Gastbeitrag für das "Handelsblatt" stellt der Manager fest, dass die Deutschen bei Aktien viel zu viel Angst vor dem Verlustrisiko und den unausweichlichen Kursschwankungen haben. Den Ängsten hält er eine mathematisch fundierte Beispielrechnung entgegen.
Kaldemorgen baut folgende "Versuchsanordnung" auf: Unter der Voraussetzung, dass es für die Aktienmärkte eine positive Ertragserwartung von beispielswese zehn Prozent gibt und an der Volatilität gemessene Schwankungen von etwa 15 Prozent, ergibt sich pro Jahr eine Verlustwahrscheinlichkeit von rund 25 Prozent.
"Testen Sie sich selbst", fordert der Aktienfreund auf: "Würden Sie bei einer Regenwahrscheinlichkeit von 25 Prozent ihre Wohnung ohne Regenschirm verlassen? Wenn ja, sind Sie vermutlich kein ängstlicher, aber doch ein eher vorsichtiger Typ. Auf den Aktienmarkt übertragen bedeutet dies, dass es für Sie keine Frage sein sollte, ob Sie in Aktien investieren, sondern wie viel Ihres Vermögens Sie darin investieren".
Um die Frage, wie viel seines gesamten Vermögens ein Anleger beim oben genannten Beispiel einsetzen soll, zu beantworten, zieht Kaldemorgen eine mathematische Formel des Wissenschaftlers John Larry Kelly Jr. aus der Schublade: Die "Kelly-Formel" hilft bei der Berechnung der Gewinnmaximierung von Wetten mit positiver Gewinnerwartung. Demnach sollten Anleger auf Basis der "Kelly-Formel" im Falle des beschriebenen Beispiels 25 Prozent ihres Vermögens in Aktien investieren.
Kaldemorgen fasst zusammen, dass Anleger auf dem Aktienmarkt zwar auf kürzere Sicht Verlustrisiken hinnehmen müssen, längerfristig die Gewinnerwartung aber positiv ist. Zudem können die Einsätze
beliebig lange stehen gelassen werden. "Die Höhe des eingesetzten Vermögens hängt dabei von der geplanten Dauer des Einsatzes ab. Je länger der Einsatz stehen bleiben kann, desto höher darf er
ausfallen", meint der Fondsexperte.
"Derzeit hat der typische deutsche Anleger übrigens weniger als zehn Prozent seines Vermögens in Aktien investiert. Selbst ein doppelt so hoher Anteil würde also noch weit unter einem mit der
Kelly-Formel berechneten Optimum liegen", schließt Kaldemorgen.
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