Dax auf Klettertour – Deeskalation im Handelskonflikt als Steigbügel
Auch zur Wochenmitte geht es für den Dax zunächst stramm aufwärts, nachdem er bereits am Vortag deutlich Boden gut machen konnte. Die Gegenbewegung läuft und
Anleger hoffen vor diesem Hintergrund auf eine nachhaltige Erholung.
Die Chancen stehen gar nicht so schlecht. Technisch lag mit dem jüngsten Zweijahrestief, bedingt durch das fulminante Korrekturausmaß, eine massiv überverkaufte Marktlage vor. Damit meldeten sich
erste Investoren zurück, die die derzeitigen Preisniveaus unter einem langfristigen Anlagehorizont als attraktive Einstiegschance einschätzen. Kurzfristig orientierte Marktteilnehmer, sprich Trader
spekulieren wiederum auf eine zumindest technische Aufwärtskonsolidierung innerhalb des Abwärtstrends und für Investoren, die auf weiter fallende Kurse gesetzt hatten, gilt es nun ihre
Short-Positionen einzudecken, was die derzeitige Klettertour nochmals forciert.
Als übergeordneter Kurstreiber fungieren Entspannungssignale im Handelskonflikt zwischen den USA und China. Der Zollstreit zwischen den zwei weltweit größten Volkswirtschaften gilt als maßgeblicher
Belastungsfaktor für die zuletzt arg unter die Räder gekommenen Aktienmärkte. So ist die kürzlich in Kanada verhaftete Finanzchefin der chinesischen Technologiekonzerns Huawei zumindest auf
Kautionsbasis wieder auf freiem Fuß. Zudem scheinen die telefonischen Verhandlungen zwischen beiden Seiten Fortschritte zu machen. Demnach plant nun China die Zölle auf US-Automobilimporte
signifikant zu senken sowie, nach Aussagen Donald Trumps, den Kauf "enormer Mengen" an US-Sojabohnen. In diesem Kontext seien weitere Treffen zwischen amerikanischen und chinesischen Repräsentanten
aussichtsreich.
Entsprechend positiv fallen die Vorgaben aus dem fernen Osten aus. Japan, China und Korea schlossen in der Hoffnung auf eine baldige Beilegung des Handelsstreits hinter durchweg positiven
Vorzeichen. In diesem Windschatten kann auch der Dax deutlich zulegen und nimmt am späten Nachmittag die Marke von 10.900 Punkten ins Visier. Wie nachhaltig die momentan zu beobachtenden
Kursgewinne ausfallen, wird sich zeigen. Zuletzt wurden die Hochs sämtlicher Gegenbewegungen relativ zeitnah wieder abverkauft, um in der Folge neuerliche Tiefs anzusteuern.
Denn in der alten Welt sind die geopolitischen Rahmenbedingen weiterhin von von erheblicher Unsicherheit geprägt: noch keiner der Brandherde wurde hierzulande gelöscht, im Gegenteil. So lässt es
Italien auf eine Eskalation des Budgetstreits mit Brüssel ankommen. Die Neuverschuldung seines Haushaltes will der Mittelmeeranrainer lediglich um 0,3 Prozent von 2,4 auf 2,1 Prozent senken. Kaum
vorstellbar, dass sich die EU-Kommission damit abfinden wird. Die englische Premierministerin May sieht sich derweil, angesichts massiven parlamentarischen Widerstandes gegen ihren
Brexit-Entwurf, mit einem Misstrauensantrag konfrontiert. Im Falle einer Niederlage stünde der für Ende März geplante und vor allem geordnete Ausstieg aus der Europäischen Union zur
Disposition.
Last but not least blicken Anleger im weiteren Handelsverlauf auf eine Vielzahl zur Veröffentlichung anstehender US-Konjunkturdaten. In den Fokus rücken der Reihe nach: 14:15 Uhr - 14:30 Uhr ADP
Beschäftigungsänderung, Lohnstückkosten & Arbeitsproduktivität ex Agrar / 15:45 Uhr – 16:00 Uhr Markit PMI Dienstleistungen, Markit PMI Geamtindex & ISM nicht-verarbeitendes Gewerbe /
16:00 Uhr Rede von Fed-Chef Jerome Powell USA / 20:00 Uhr Fed Beige Book.