Gore auf der UN-Klimakonferenz
Für Verzweiflung keine Zeit
KATTOWITZ (dpa-AFX) - In einem leidenschaftlichen Appell hat der frühere US-Vizepräsident Al Gore die UN-Klimakonferenz in Polen dazu aufgerufen, schnell und entschlossen die von Treibhausgasen verursachte Erhitzung der Erde einzudämmen. Der Klimawandel sei voll im Gange, mit verheerenden Folgen wie kaum erträglichen Hitzewellen, teils jahrelangen Dürren, Überschwemmungen und extremen Stürmen, sagte er am Mittwoch in Kattowitz (Katowice).
Eine Folge sei, dass mehr Menschen ihre Heimat verlassen müssten. Ganze Regionen Afrikas und des Nahen Osten könnten unbewohnbar werden, wenn die Erde sich weiter so stark aufheize wie derzeit. Gore zitierte Schätzungen, wonach es bis zum Ende des Jahrhunderts eine Milliarde Klimaflüchtlinge geben könnte.
Gore sagte, dass der Stopp der Erderhitzung die wichtigste moralische Entscheidung sei, vor der die Menschheit je gestanden habe. Aufzugeben sei keine Option, man dürfe den kommenden Generationen keine "Hölle auf Erden" hinterlassen. Die Zeit dränge sehr. "Für Verzweiflung haben wir keine Zeit."
Auch die Gefahren der vielerorts extremen Luftverschmutzung und Hitzeperioden für die Gesundheit seien immens, sagte Gore. Im Gastgeberland Polen, wo viel Kohle in Kraftwerken und in Haushalten verbrannt wird, gebe es jährlich rund 47 000 vorzeitige Todesfälle infolge der Luftverschmutzung. Und in Pakistan würden inzwischen im Frühjahr regelmäßig vorsorglich Massengräber für die vielen hundert Hitzetoten im Sommer ausgehoben.
Mit Blick auf die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, der aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen will, sagte Gore, dies ein Nachfolger sofort rückgängig machen. Er ließ durchblicken, dass er auf eine Abwahl des Republikaners hofft.
Lesen Sie auch
Der Friedensnobelpreisträger, der seit Jahren für mehr Klimaschutz kämpft, ist regelmäßig zu Gast auf UN-Klimagipfeln. Viele der Vertreter aus fast 200 Staaten standen auf, um Gore zu applaudieren./toz/DP/jha