Börsen-Zeitung
Andere gefragt, Kommentar zur EZB von Mark Schrörs
Frankfurt (ots) - Der Schritt war lange avisiert und ist doch auf
keinen Fall geringzuschätzen. Im Gegenteil: Der Beschluss des
EZB-Rats, ab Januar den Nettokauf von primär Staatsanleihen zu
stoppen, ist ein Meilenstein in der Geschichte der Europäischen
Zentralbank (EZB).
Dass sich der Rat auch durch die sich abkühlende Euro-Wirtschaft
und Sorgen um Italien sowie Frankreich nicht vom Kurs hat abbringen
lassen, ist vor allem aber auch absolut richtig: Im sechsten Jahr des
Aufschwungs und bei Inflationsraten nahe des EZB-Zielwerts sind
Notstandsmaßnahmen wie breite Anleihekäufe schlicht aus der Zeit
gefallen.
keinen Fall geringzuschätzen. Im Gegenteil: Der Beschluss des
EZB-Rats, ab Januar den Nettokauf von primär Staatsanleihen zu
stoppen, ist ein Meilenstein in der Geschichte der Europäischen
Zentralbank (EZB).
Dass sich der Rat auch durch die sich abkühlende Euro-Wirtschaft
und Sorgen um Italien sowie Frankreich nicht vom Kurs hat abbringen
lassen, ist vor allem aber auch absolut richtig: Im sechsten Jahr des
Aufschwungs und bei Inflationsraten nahe des EZB-Zielwerts sind
Notstandsmaßnahmen wie breite Anleihekäufe schlicht aus der Zeit
gefallen.
Was die Bilanz des Anleihekaufprogramms (Quantitative Easing, QE)
betrifft, ist es für ein finales Urteil zu früh. Sicher, die Folgen
auf die Euro-Renditen, viele Vermögenspreise, die Kreditzinsen und
den Euro-Wechselkurs sind offensichtlich. Der Effekt auf Wachstum und
Inflation ist aber weit weniger klar und höchst unsicher. QE scheint
in Krisenzeiten als eine Art Schockabsorber geeignet, um Schlimmeres
zu verhindern. Als Initialzündung für Wachstum, erst recht aber zur
Feinsteuerung der Inflation, taugt es aber wohl weniger. QE sollte
deshalb kein normales geldpolitisches Instrument sein, sondern für
absolute Ausnahmesituationen vorbehalten sein. Das gilt zumal in
einem Konstrukt wie der Eurozone.
Entscheidend für das Urteil über QE und andere geldpolitische
Großexperimente wie den EZB-Negativzins wird auch sein, wie der
Ausstieg gelingt. Mit dem Ende der QE-Nettokäufe scheint nun ein
erster Schritt auf dem Weg der geldpolitischen Normalisierung ohne
Marktturbulenzen gelungen. Der Weg ist aber noch sehr lang, und er
wird steinig. Dass die EZB dabei vorsichtig agiert, ist verständlich.
Auch dass sie sich aktuell angesichts der weltweit großen
Unsicherheiten alle Optionen offen hält, ist nachvollziehbar. Die EZB
darf bei aller Angst vor einer zu frühen und zu schnellen
Normalisierung aber auch die Gefahr eines zu späten und zu
zögerlichen Exits nicht unterschätzen - oder ignorieren.
Wenn sich nun die Euro-Wirtschaft abschwächt, ist daran zu
erinnern, dass die EZB-Geldpolitik auch nach dem Ende der
QE-Nettokäufe noch immer ultraexpansiv ist. Mehr geht nicht. Ohnehin
sind längst andere gefragt: Die Politik muss die Unsicherheiten wie
den Brexit oder den Handelsstreit abräumen. Es braucht
Strukturreformen und eine sinnvolle Stärkung der Währungsunion, um
für ein wachstumsfreundliches Umfeld und neue Zuversicht zu sorgen.
Notfalls gilt es, mit kluger Fiskalpolitik Impulse zu setzen. Es
sollten sich nicht gleich wieder alle Blicke auf die EZB und die
Notenbankpresse richten.
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www.boersen-zeitung.de
betrifft, ist es für ein finales Urteil zu früh. Sicher, die Folgen
auf die Euro-Renditen, viele Vermögenspreise, die Kreditzinsen und
den Euro-Wechselkurs sind offensichtlich. Der Effekt auf Wachstum und
Inflation ist aber weit weniger klar und höchst unsicher. QE scheint
in Krisenzeiten als eine Art Schockabsorber geeignet, um Schlimmeres
zu verhindern. Als Initialzündung für Wachstum, erst recht aber zur
Feinsteuerung der Inflation, taugt es aber wohl weniger. QE sollte
deshalb kein normales geldpolitisches Instrument sein, sondern für
absolute Ausnahmesituationen vorbehalten sein. Das gilt zumal in
einem Konstrukt wie der Eurozone.
Entscheidend für das Urteil über QE und andere geldpolitische
Großexperimente wie den EZB-Negativzins wird auch sein, wie der
Ausstieg gelingt. Mit dem Ende der QE-Nettokäufe scheint nun ein
erster Schritt auf dem Weg der geldpolitischen Normalisierung ohne
Marktturbulenzen gelungen. Der Weg ist aber noch sehr lang, und er
wird steinig. Dass die EZB dabei vorsichtig agiert, ist verständlich.
Auch dass sie sich aktuell angesichts der weltweit großen
Unsicherheiten alle Optionen offen hält, ist nachvollziehbar. Die EZB
darf bei aller Angst vor einer zu frühen und zu schnellen
Normalisierung aber auch die Gefahr eines zu späten und zu
zögerlichen Exits nicht unterschätzen - oder ignorieren.
Wenn sich nun die Euro-Wirtschaft abschwächt, ist daran zu
erinnern, dass die EZB-Geldpolitik auch nach dem Ende der
QE-Nettokäufe noch immer ultraexpansiv ist. Mehr geht nicht. Ohnehin
sind längst andere gefragt: Die Politik muss die Unsicherheiten wie
den Brexit oder den Handelsstreit abräumen. Es braucht
Strukturreformen und eine sinnvolle Stärkung der Währungsunion, um
für ein wachstumsfreundliches Umfeld und neue Zuversicht zu sorgen.
Notfalls gilt es, mit kluger Fiskalpolitik Impulse zu setzen. Es
sollten sich nicht gleich wieder alle Blicke auf die EZB und die
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