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    Marktkommentar  800  0 Kommentare Stephan Rieke (Oddo BHF): Politisch turbulente Woche

    Bevor die Marktteilnehmer den Wirrungen der Märkte entfliehen können, stehen noch einige hochkarätige Ereignisse auf der Tagesordnung.

    Politische Turbulenzen überlagerten die im Wochenverlauf hereinkommenden Wirtschaftsdaten.

    Freitag, 14.12.2018

    Aktienmärkte:

    Eine abgesagte Brexit-Abstimmung im britischen Parlament, ein gescheiterter innerparteilicher Misstrauensantrag gegen die Vorsitzende der Torys, massive Proteste der „Gelbwesten“ in Frankreich, leichte Entspannungssignale im Streit um den italienischen Haushaltsentwurf und anscheinend konstruktive chinesisch-amerikanische Hintergrundgespräche über den Handelskonflikt überlagerten die im Wochenverlauf hereinkommenden Wirtschaftsdaten. Teilweise erratische Intraday-Bewegungen bei vglw. hohem Transaktionsvolumen führten zu per Saldo steigenden Aktienkursen.

    Die EWU -Leitindizes (Euro STOXX 50: 1,8%, DAX 30: 1,3%, CAC: 1,7%) konnten sich durchwegs befestigen. Unter den Stoxx-Sektoren ragen diese Woche schwankungsfreudige Marktsegmente wie Grundstoffe ( 3,4%) und Technologie ( 2,9%), vor allem aber die zinssensitiven Versorger ( 3,6%) hervor, nennenswert „unter Wasser“ stehen nur die Einzelhandelswerte (-1,1%).

    Der S &P 500 schloss gestern praktisch unverändert, die Zwischenbilanz der laufenden Woche weist einen Zuwachs von 0,7% aus; auf der Gewinnerseite stehen dabei die Sektoren Technologie ( 2,5%), Gesundheit ( 1,6%) und Kommunikationsdienstleister ( 1,5%). Unter Abgabedruck standen Immobilienwerte (-1,6%) und der Finanzsektor (-2,5%).

    An den asiatischen Leitbörsen dominieren heute Morgen angesichts der etwas enttäuschenden chinesischen Konjunkturdaten die roten Zahlen. Der Nikkei 225 verlor im Lauf der Handelswoche - 1,4%, der südkoreanische KOSPI 200 -1,0%; der chinesische CSI 300 liegt - 0,5% unter Vorwochenniveau. 

    Renten und Währungen:

    Wie erwartet kündigte die EZB am Donnerstag an, ihre umstrittenen Anleihekäufe zum Jahresende zu beenden und ließ ihre Leitzinsen unverändert. Mehr Aufmerksamkeit erhielten die aktualisierten makroökonomischen Projektionen der EZB-Volkswirte. Die Wachstumsschätzungen für den Euroraum wurden für 2018 und 2019 jeweils um -0,1 Prozentpunkte nach unten korrigiert (BIP 2018: 1,9%, 2019: 1,7%, 2020 unverändert: 1,7%, erstmalige Schätzung für 2021: 1,5%). Die im Wochenverlauf spürbar werdende Entspannung an den Finanzmärkten sorgte für eine gegenläufige Entwicklung an den EWU -Staatsanleihemärkten, rückläufige Renditen bei den Hochschuldenländern bei zugleich anziehenden Renditen der als sicher eingestuften Kernmärkte . Der Euro (aktuell: 1,135 US-$) schwächte sich gegenüber dem US-Dollar ab, ebenso das von politischen Turbulenzen getriebene britische Pfund. 

    Edelmetalle und Rohstoffe:

    Gold (aktuell: 1242 US-$/Unze) konnte sich diese Woche knapp behaupten, Rohöl (Brent-Future aktuell: 61,1 US-$) schloss in Fortsetzung seines Bodenbildungsprozesses praktisch unverändert. 

    Konjunkturelles Umfeld:

    Aus den Vereinigten Staaten wurden gestern (16. 12 ) die deutlich niedriger als erwartet ausfallenden wöchentlichen Erstanträge für Arbeitslosenhilfe (206.000 nach 233.000) gemeldet.

    Aus China kamen schon die November-Daten der Industrieproduktion ( 5,4% nach 5,9%, jew. ggü. Vj.), der Einzelhandelsumsätze ( 8,1% nach 8,6%) und der Sachanlageinvestitionen ( 5,9% nach 5,7%, kum. ggü. Vj.). In Japan wurde der vierteljährlich erhobene Geschäftsklimaindex der großen Industrieunternehmen (Tankan Report Q4: 19 nach 19) sowie der vorläufige Einkaufsmanagerindex der Industrie für Dezember (52,4 nach 52,2) veröffentlicht. Die entsprechenden PMIs der Eurozone (e: 51,9) und der Vereinigten Staaten (e: 55,1) folgen im Laufe des Tages. Aus den USA werden zudem die Einzelhandelsumsätze (e: 0,2%, jew. November ggü. Vm.) und die Industrieproduktionszahlen (e: 0,3%) erwartet. 

    US -Fed: Falken im Tiefflug?

    Nach der Sitzung der EZB am 16.12.  steht die Geldpolitik auch in der kommenden Woche im Fokus. Am Dienstag und Mittwoch versammelt sich der geldpolitische Ausschuss der Fed (Federal Open Market Committee (FOMC)) um zinspolitische Maßnahmen zu beschließen und anschließend der Öffentlichkeit kundzutun. Besonders wichtig an dieser FOMC-Sitzung ist neben der Entscheidung, ob das Zielband der Federal Funds Rate ein weiteres Mal angehoben wird oder nicht, die Zinsprojektion der US-Währungshüter.

    Galt ein Anstieg des Zielbands auf 2,25-2,5% noch als sicher, rechnen die Märkte implizit mit einer Wahrscheinlichkeit von 28%, dass es in der Dezembersitzung zu keinem weiteren Zinsschritt kommt und der Leitzins auf seinem aktuellen Niveau bleibt (2-2,25%). Das dovishere Bild der Fed wurde durch die Aussage des Fed-Chefs Jerome Powell Ende November genährt, wonach sich der Notenbankzins nur noch knapp unter dem inflationsneutralen Niveau befinde, nachdem Powell noch im Oktober einen weiten Weg zu jenem neutralen Zins sah. Ein Blick in die Statements der Zinsentscheidungen zeigt, dass die US-Währungshüter ihre Geldpolitik bereits im September nicht mehr als akkommodierend wahrnahmen. Dennoch gehen wir davon aus, dass die Zinserhöhung vollzogen wird. Auch hierfür geben die FOMC-Statements Aufschluss: Zwar änderte sich die Einschätzung der geldpolitischen Ausrichtung der Notenbank, die Indikatoren der US-Wirtschaft schätzen die Währungshüter nach wie vor positiv ein. Angesichts der konjunkturellen Einschätzung lässt sich ein Ausbleiben der Zinserhöhung von der fundamentalen Seite her nicht rechtfertigen – in einer expandierenden Wirtschaft dürfte der neutrale Zins wohl kaum fallen.

    Die Zinserhöhung dürfte sich insbesondere bei US-Staatsanleihen mit kürzerer Laufzeit, sprich 2 und 3-jährige US-Treasuries, bemerkbar machen. Denn 28% der Anleger preisen den Zinsschritt nicht ein, folglich dürfte ein höherer Leitzins die Renditen am kurzen Ende des Laufzeitspektrums erhöhen, sollte sich der Anteil von 28% nicht wesentlich verringern. Die Inversion der US-Zinsstrukturkurve im Bereich der 2/3-5j. Treasuries könnte sich somit verschärfen. Auf dem Devisenmarkt sollte das höhere Zinsniveau dem US-Dollar Aufwind geben – zumindest kurzfristig.

    Mit dem Statement des geldpolitischen Ausschusses werden die Konjunktur - und Zinsprojektionen der Notenbank veröffentlicht. Auch wenn die Fed den Zins erhöhen wird, dürfte sich der seitens des FOMC erwartete längerfristige Zinspfad abflachen. Das würde bedeuten, dass die Zinsstraffung im kommenden Jahr verhaltener ausfallen dürfte, wobei eine bis zwei Zinserhöhungen realistisch erscheinen.



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