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    Marktkommentar  1211  0 Kommentare Chetan Sehgal (Franklin Templeton): Chinesische Handelsstrategie zunehmend auf Nachbarländer ausgerichtet

    Warum der Einfluss der USA auf die Schwellenländer abklingen könnte.

    Die Schwellenländer haben die Eintrübung der Anlegerstimmung aufgrund des anhaltenden Handelskonflikts zwischen den USA und China, der über Monate hinweg eskaliert war, bis kürzlich schließlich ein „Waffenstillstand“ vereinbart wurde, schmerzhaft zu spüren bekommen.

    10.12.2018

    Chetan Sehgal, Senior Managing Director und Director of Portfolio Management bei Franklin Templeton Emerging Markets Equity, ist jedoch der Ansicht, dass die Reaktion überzogen ausgefallen ist und Chancen für Anleger eröffnen könnte. Im ersten Beitrag der dreiteiligen Serie „Die Auswirkungen der US-Politik auf die Schwellenländer“ erklärt Chetan, warum der Einfluss der USA auf die Schwellenländer abklingen könnte.

    Der Hauptgrund für den von Schwellenländeraktien verzeichneten Rückgang dürfte wohl der Handelskonflikt zwischen den USA und China gewesen sein. Wir sind jedoch der Ansicht, dass der Markt übertrieben reagiert hat. Es ist zweifellos schwierig, genau vorherzusagen, wie die Situation wohl ausgehen wird. Angesichts des jüngsten G20-Gipfels und der Gespräche zwischen US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping erscheint es jedoch wahrscheinlich, dass künftig mit weiteren Verhandlungen und möglicherweise auch mit einem etwas versöhnlicheren Tonfall zu rechnen sein dürfte.

    Genaugenommen könnte der zunehmende Protektionismus der USA als Ansporn für einige Entwicklungsländer dienen und vermehrt regionale Handelsabkommen zwischen Schwellenländern fördern. Wir sind der Ansicht, dass China in dieser Entwicklung eine zentrale Rolle spielen wird.

    Der sinkende Einfluss der USA auf die Schwellenländer

    Im Laufe des vergangenen Jahrzehnts hat China die Nachfolge der USA als größtes Exportziel der Schwellenländer insgesamt angetreten.

    Die sich entwickelnde Handelsbeziehung ist jedoch alles andere als eine Einbahnstraße. China hat die USA als größtes Exportland an Brasilien und Thailand überholt. Zudem hat das Land Japan als größten Exporteur nach Indonesien verdrängt.


    Innerhalb der chinesischen Wirtschaft hat eine Verlagerung stattgefunden, so dass diese inzwischen sehr viel stärker auf den Konsumsektor ausgerichtet ist. Wir gehen davon aus, dass dieser Umschwung den Weg für andere Schwellenländer ebnen und sie in ihrem Aufschwung unterstützen könnte. Zudem dürfte die Entwicklung die Zuversicht der Anleger bezüglich der Schwellenländer stärken.

    Die massive Binnenwirtschaft Chinas wird durch eine große und wohlhabende Konsumentenschicht angetrieben. Wir rechnen mit Wachstum bei der Nachfrage nach höherwertigeren Konsumgütern – ein Phänomen, das auch als „Premiumisierung“ bezeichnet wird.

    Die Nachfrage nach High-End-Waren wie Designer-Handtaschen und Möbeln, Luxusfahrzeugen und gehobener Gastronomie ist stark gestiegen – so sehr, dass China inzwischen Kontrollen über private Importe von Luxusartikeln durch chinesische Staatsbürger, die aus dem Ausland zurückkehren, eingeführt hat. China ist zum zweitgrößten Verbrauchermarkt der Welt geworden.


    Die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen unter chinesischen Verbrauchern beschleunigt sich dank der steigenden Haushaltseinkommen zunehmend, was Chancen für konsumorientierte Unternehmen eröffnet. Wir sind davon überzeugt, dass Konsum einen immer wichtigeren Wachstumstreiber in China und anderen Schwellenländern darstellen könnte.

    Wer zukünftig das Wachstum der Schwellenländer anführen wird

    Wir sind zuversichtlich, dass das aktuelle Umfeld das Wachstum technologieorientierter Fertigungsunternehmen in Schwellenländern außerhalb Chinas begünstigen dürfte.

    Während der letzten sechs Jahre hat sich China allmählich von der Fertigung von für den Export vorgesehenen Produkten weg verlagert. Die beim 18. Nationalkongress der kommunistischen Partei Chinas im Jahr 2012 vorgestellten politischen Maßnahmen waren darauf ausgerichtet, die Wirtschaft weg von ihrer Fertigungsorientierung und hin zu einem konsum- und dienstleistungsorientierten Modell zu verlagern.

    Wir gehen davon aus, dass Vietnam und Malaysia möglicherweise von dieser Situation profitieren könnten. Beide Länder verfügen bereits über eine Transportinfrastruktur, die wiederum hilft, Logistik- und Versandnetzwerke zur Unterstützung des regionalen oder internationalen Handels zu entwickeln. Im Vergleich zu China könnten Vietnam und Malaysia, die tendenziell günstigere Produktions- und Lohnkosten aufweisen, einen höheren Anteil des Fertigungsmarkts erobern.

    Große Elektronikunternehmen sind in Malaysia bereits heute sehr präsent, und wir gehen davon aus, dass sich die Exporte von integrierten elektronischen Schaltkreisen, Flüssigerdgas und Kommunikationsgeräten möglicherweise erhöhen könnten.

    China hat sich zudem immer mehr von der exportbestimmten Fertigung von Kleidung abgewandt. Die Auferlegung von Importzöllen auf chinesische Bekleidung durch die USA könnte daher erhebliche Chancen für kostengünstigere Herstellerländer wie Indien und Vietnam eröffnen. Bereits heute sind einige der größten internationalen Modemarken in den Produktionsketten der Bekleidungsindustrie in diesen Ländern tätig.

    Als größtes Schwellenland könnte das Schicksal Chinas in dieser neuen Ära des Handels und der Produktion tiefgreifende Auswirkungen auf andere Schwellenländer und die Weltwirtschaft insgesamt haben. Die strukturellen Argumente für die Schwellenländer konzentrieren sich immer noch auf weiteres Wachstum, die demografische Entwicklung und die Fähigkeit, einen größeren Anteil am weltweiten Fertigungsmarkt zu erobern. Unserer Einschätzung nach ist dies eines der Elemente, die es anderen Schwellenländern erlauben könnten, diese Phase nicht nur zu überstehen, sondern sich möglicherweise sogar ausgezeichnet zu entwickeln.

    In unserem nächsten Beitrag in dieser Serie „Die Auswirkungen der US-Politik auf die Schwellenländer“ erklärt Chetan, warum der Anstieg des US-Dollars einen geringeren Einfluss auf die Schwellenländer haben könnte als von vielen womöglich erwartet wird.




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