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     1198  0 Kommentare 2018: Öl- und Gas-Aktien im Jahresrückblick

    Der Ölpreis schlug 2018 wilde Kapriolen. Beginnend bei 60 US-Dollar, erholte sich der Ölpreis wieder und erreichte Anfang Oktober ein Viereinhalbjahreshoch, wobei der globale Richtwert, bekannt als Brent, mit 86,74 US-Dollar pro Barrel seinen Höchststand erreichte. Diese höheren Ölpreise ermöglichten es den Ölproduzenten, deutlich mehr Cashflow zu generieren als erwartet, was den Aktionären zugute kam, während sich die Wall Street vorübergehend in den Sektor verliebte.

    In Q4 ging es dann aber abwärts, als der Rohölpreis wieder in Richtung 50 US-Dollar pro Barrel fiel und die Ölpreise für das Jahr zweistellig nach unten drückte. Daher steht die Energiewirtschaft Anfang 2019 an einem Scheideweg, mit der Notwendigkeit, die Ölförderung zu zügeln, um einen weiteren Preisverfall zu verhindern.

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    Jeder Investor, der darüber nachdenkt, Geld in den Öl- und Gassektor zu investieren, sollte verstehen, wo sich der Sektor befindet, um vorauszusehen, wohin es in Zukunft gehen könnte. Hier ist ein Rückblick auf die Ursachen der starken Volatilität auf dem Ölmarkt sowie die Auswirkungen auf den Betrieb und die Gewinne der börsennotierten Ölunternehmen im Jahr 2018.

    Die OPEC hat sich bereit erklärt, weiterhin Unterstützung zu leisten

    Keine Gruppe hat mehr Einfluss auf den Ölmarkt als die Organisation der Erdöl exportierenden Länder (Organization of Petroleum Exporting Countries, kurz OPEC). Zu den 14 Nationen, aus denen sich die OPEC zusammensetzt, gehören viele der weltweit größten Ölproduzenten. Sie koordinieren ihre Ölpolitik, um den Ölmarkt in die gewünschte Richtung zu lenken, indem sie entweder ihre Produktion zurückhalten oder erhöhen. Dies zielt darauf ab, das Angebot besser an die Nachfrage anzupassen.

    Die Maßnahmen dieser Organisation spielten auf dem Ölmarkt 2018 eine Hauptrolle, aber wir müssen bis Anfang Dezember 2017 zurückgehen, als die OPEC und eine von Russland geführte Koalition aus zehn Nationen von Nichtmitgliedern vereinbarten, an ihrem Plan zur Kürzung der Produktion bis 2018 festzuhalten. Diese Entscheidung bedeutete, dass diese großen Ölproduzenten 1,8 Mio. Barrel pro Tag (BPD) vom Ölmarkt zurückhalten würden, so dass die Lagerbestände weiter abgebaut werden konnten, nachdem die USA in den vorhergehenden Jahren so viel produziert hatten, dass man das Öl irgendwo lagern musste.

    Diese Entscheidung trug zur Stabilisierung des Ölmarktes bei und drückte den Ölpreis bis Anfang 2018 wieder in den 60-US-Dollar-Bereich. Das versicherte dem Markt auch, dass die OPEC alles Notwendige tun würde, um die Preise zu stabilisieren.

    US-Ölproduzenten erhöhen die Ausgaben, aber nicht für mehr Bohrungen

    Angesichts der Stabilisierung des Ölmarktes und der deutlich höheren Ölpreise als 2017 befanden sich die US-amerikanischen Ölproduzenten in einem Dilemma. Auf dem Weg zu einem deutlich höheren Cashflow im Jahr 2018 hätten sie das Geld durchaus nutzen können, mehr in Bohrungen zu investieren. Stattdessen beugten sie sich jedoch dem Druck der Investoren, ihnen mehr Geld zukommen zu lassen.

    Bereits 2017 hatten mehrere Ölunternehmen begonnen, mehr Geld an ihre Aktionäre zurückzugeben. Die US-Ölriesen ConocoPhillips (WKN:575302) und Anadarko Petroleum (WKN:871766) kauften in diesem Jahr für mehrere Milliarden Dollar ihre eigenen Aktien zurück, die durch Anlagenverkäufe bezahlt wurden, und beide Unternehmen setzten den Trend 2018 fort. Im Februar kündigte ConocoPhillips an, für weitere 2 Mrd. US-Dollar Aktien zurückzukaufen, nachdem im Vorjahr schon für 3 Mrd. US-Dollar zurückgekauft und die Dividende um 7,5 % erhöht worden war. Im selben Monat hat Anadarko 500 Mio. US-Dollar zu seinem 2,5 Mrd. US-Dollar Aktienrückkaufsprogramm hinzugefügt und die Dividende verfünffacht.

    Andere Ölproduzenten zogen bald nach. Bis Mitte März hatten Explorations- und Produktionsunternehmen (E&P) in den USA mehr als 15 Mrd. US-Dollar an Aktienrückkäufen genehmigt. Diese Zahlen stiegen im Laufe des Jahres weiter an, da es ihnen weitere Unternehmen gleich taten, während andere ihre Rückkaufprogramme dank höherer Ölpreise ausweiteten.

    Devon Energy (WKN:925345) genehmigte zunächst ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von einer Milliarde US-Dollar sowie eine Dividendenerhöhung um 33 %, und fügte dann nach dem Verkauf der Midstream-Vermögenswerte einige Monate später 3 Mrd. US-Dollar zum Rückkaufprogramm hinzu. Ebenso haben ConocoPhillips und Anadarko ihre Rückkaufgenehmigungen später im Jahr erhöht — jeweils zunächst um eine Milliarde US-Dollar, finanziert durch die Cashflows, die sie aus den höheren Ölpreisen generierten. Bis zum Jahresende hat Anadarko seine Genehmigung um eine weitere Milliarde US-Dollar erweitert, während ConocoPhillips erwartet, im Jahr 2019 weitere 3 Mrd. US-Dollar an Aktien zurückzukaufen.

    Säbelrasseln erhöht den Ölpreis

    Einer der Faktoren, die den Ölpreis Mitte 2018 steigen ließen, war das Versprechen der Regierung Trump, dem Iran neue Sanktionen zu verhängen. Eine der Strafen wäre, dass das Land nicht mehr in der Lage sein würde, so viel Öl zu exportieren. Der genaue Umfang war jedoch nicht klar. Einige Analysten der Wall Street schätzten 500.000 bis 1 Mio. BPD, eine überschaubare Menge. Andere warnten unterdessen, dass die Sanktionen bis zu 2,5 Mio. BPD betreffen könnten, wenn alle Länder die Vorschriften einhalten würden, was zu einer deutlichen Verringerung des globalen Angebots führen würde. Einige Marktbeobachter meinten, dass eine Rückkehr  zu dreistelligen Ölpreisen bevorstehen könnte.

    Die Androhung von Sanktionen veranlasste die Mitglieder der OPEC dazu, die Ölversorgung etwas zu drosseln. Im Juli vereinbarte die Organisation, die Produktion um 1 Mio. BPD zu erhöhen, um sowohl dem potenziellen Verlust iranischer Lieferungen und Produktionsproblemen in Ländern wie Venezuela, Libyen und Nigeria entgegenzuwirken, die alle aufgrund wirtschaftlicher Turbulenzen oder politischer Unruhen mit Lieferproblemen zu kämpfen hatten. In der Zwischenzeit sagte die OPEC, dass sie den Ölmarkt bei Bedarf weiter stützen werde, um den Ölpreis nicht zu weit steigen zu lassen und damit die Weltwirtschaft zu schädigen.

    Das Pipeline-Problem im Perm-Becken

    Während der Rest der Welt mit Versorgungsengpässen Probleme hatte, gingen dem wichtigsten Wachstumsmotor in Amerika, dem Perm-Becken, die Reserven aus. Nicht die Region war ressourcenarm, sondern die Pipelinekapazität knapp.

    Nach der rasanten Ausweitung der Produktion in den Jahren 2017 und 2018 hatten die Produzenten im Perm bis Mitte 2018 die Ölproduktion der Region auf 3,3 Mio. BPD erhöht, was es ermöglichte, die 3,6 Mio. BPD in wenigen Monaten deutlich zu erhöhen. Das übte auf die regionalen Ölpreise Druck aus, was einige Produzenten dazu veranlasste, ihre Bohrtätigkeiten zu reduzieren, wie zum Beispiel ConocoPhillips, das eine seiner Perm-Anlagen in den Eagle Ford Shale verlegte.

    Die Pipeline-Unternehmen bauten so schnell wie möglich eine neue Infrastruktur auf, um dieses Problem zu lösen. Der Ölpipeline-Riese Plains All American Pipeline (WKN:917437) hat zwei seiner Expansionsprojekte beschleunigt und damit zusätzliche Kosten auf sich genommen.

    Die Pipeline-Krise in der Region ermöglichte es mehreren Midstream-Unternehmen, genügend Kundenverträge abzuschließen, um neuen Projekten grünes Licht zu geben. Unterdessen begann Plains All American mit einer neuen Pipeline, die vom Ölriesen ExxonMobil unterstützt wurde. Die Krise ermöglichte es auch anderen, die Situation zu nutzen und mit ihrer Infragstruktur im Perm-Becken Kasse zu machen.

    Eine entscheidende Phase für Öl

    Weltweite Versorgungsprobleme versetzen den Ölmarkt in einen Zustand des Wandels. Obwohl die Produktion unter Druck stand, erhöhte sich die Nachfrage und erreichte im August einen Rekord von 100 Mio. BPD. Das veranlasste die Internationale Energieagentur (IEA) zur Feststellung, dass der Ölmarkt in eine „entscheidende Phase“ eintrete, da unklar war, ob die Welt über genügend Öl verfügen würde, um die wachsende Nachfrage zu decken — insbesondere wenn die Regierung Trump den Iran vollständig aus dem Ölmarkt ausschließen würde.

    Während sich viele Ölmarktbeobachter jedoch Sorgen darüber machten, ob es genügend Rohöl geben würde, um die Nachfrage zu decken, war die OPEC der Meinung, dass die Sorge unbegründet wäre. Im Ölmarktbericht der IEA vom Oktober stellte man fest, dass sich das Nachfragewachstum aufgrund der Auswirkungen höherer Ölpreise und des Handelskrieges zwischen den USA und China auf die Weltwirtschaft zu verlangsamen begann, so dass die Prognose für 2018 und 2019 gesenkt wurde. Die OPEC sagte auch, dass ihre internen Prognosen darauf hindeuteten, dass die Öllagerbestände 2019 steigen könnten, da sie der Ansicht sei, dass das Angebot die Nachfrage überholen würde.

    Der Fusionswahn

    Während viele Ölunternehmen in den USA ihre Gewinne aus den höheren Ölpreisen von 2018 nutzten, um Aktien zurückzukaufen, gingen andere auf Einkaufstour. Der erste nennenswerte Deal erfolgte Ende März, als Concho Resources um 9,5 Mrd. US-Dollar das andere Perm-Bohrunternehmen RSP Permian kaufte. Concho sah seinen Auftrag darin, einen Fahrplan für die Konsolidierung zu erstellen.

    Die Öl- und Gasproduzenten kündigten im Jahr 2018 eine Flut von Geschäftsabschlüssen an:

    Ölunternehmen Übernahmeziel Tag der Ankündigung Wert des Deals Schwerpunktgebiet
    Diamondback Energy Energen 14. Aug. 9,2 Mrd. USD Perm-Becken
    Denbury Resources Penn Virginia 28. Okt. 1,6 Mrd. USD Eagle Ford Shale
    Chesapeake Energy WildHorse Resource Development 30. Okt. 4 Mrd. USD Eagle Ford Shale
    Encana Newfield Exploration 1. Nov. 5,5 Mrd. USD STACK Shale
    Cimarex Energy Resolute Energy 19. Nov. 1,6 Mrd. USD Perm-Becken

    DATENQUELLEN: PRESSEMITTEILUNGEN DER UNTERNEHMEN.

    In jedem Fall war das Hauptziel des Erwerbers — das Unternehmen, das das kleinere gekauft hat — seine Wachstumsaussichten zu beschleunigen. Concho, Diamondback, Chesapeake und Cimarex übernahmen alle Unternehmen, die ihre Präsenz in einer Kernwachstumsregion ausgebaut haben. Denbury und Encana hingegen haben ihr Portfolio um einen neuen Wachstumsmotor erweitert. Unterdessen konnten sowohl Denbury als auch Chesapeake durch die Übernahmen ihre strategischen Pläne zur Stärkung der Bilanz beschleunigen, die sich aufgrund des Ende 2014 einsetzenden Marktrückgangs noch in einem schwachen Zustand befanden. Alle Käufer sind der Meinung, dass ihre Übernahmen langfristig die Kosten senken werden.

    Auch Midstream-Unternehmen wurden konsolidiert, vor allem durch den Erwerb einer Master Limited Partnership (MLP) durch Mutterunternehmen oder umgekehrt. Viele Unternehmen haben MLPs gegründet, also spezielle Einheiten, die keine Steuern auf Unternehmensebene zahlen, um diesen Steuervorteil zu nutzen. Eine Regeländerung, die MLPs betraf, veranlasste jedoch mehrere Unternehmen, sich wieder in ein Unternehmen umzuwandeln, um eine Gesetzesänderung zu umgehen, die MLPs daran hinderte, Gebühren zu erheben, um Ertragsteuern zusammen mit ihren Leistungssätzen zurück zu erhalten. In der Zwischenzeit haben sich andere zusammengeschlossen, um ihre Struktur zu vereinfachen und die Kosten zu senken. Diese beiden Faktoren führten in der Branche zu einem Dominoeffekt, da die Unternehmen bei der Ankündigung dieser Vereinfachungen es ihren Konkurrenten gleich taten:

    Überlebende Einheit Struktur Erworbene Unternehmen Tag der Ankündigung Grund für die Fusion
    NuStar Energy MLP NuStar GP Holdings 8. Feb. Vereinfachung
    Tallgrass Energy Unternehmen Tallgrass Energy Partners 26. März Vereinfachung und Umwandlung des Unternehmens
    Williams Companies Unternehmen Williams Partners 17. Mai Vereinfachung und Umwandlung des Unternehmens
    Enbridge Unternehmen Enbridge Energy Partners, Spectra Energy Partners, Enbridge Energy Management, and Enbridge Income Fund 17. Mai Vereinfachung und MLP-Marktthemen
    Cheniere Energy Unternehmen Cheniere Energy Partners LP Holdings 17. Mai Vereinfachung
    Energy Transfer MLP Energy Transfer Partners 1. Aug. Vereinfachung
    Dominion Energy Unternehmen Dominion Energy Midstream Partners 19. Sept. MLP-Marktthemen
    Antero Midstream Unternehmen Antero Midstream Partners 9. Okt. Vereinfachung und Umwandlung des Unternehmens
    Valero Energy Unternehmen Valero Energy Partners 18. Okt. MLP-Marktthemen
    EnLink Midstream MLP EnLink Midstream Partners 22. Okt. Vereinfachung
    Western Gas Equity Partners MLP Western Gas Partners 18. Nov. Vereinfachung

    DATENQUELLEN: PRESSEMITTEILUNGEN DER UNTERNEHMEN.

    Trotz all dieser Transaktionen müssen mehrere Midstream-Unternehmen noch konsolidiert werden, was darauf hindeutet, dass 2019 weitere Transaktionen abgeschlossen werden könnten.

    Eine schnelle Kehrtwende bei den Ölpreisen

    Da sich die Ölpreise die meiste Zeit des Jahres 2018 im Aufschwung befanden, hatten die Energieunternehmen das Vertrauen, Geschäfte zu tätigen. Doch gerade als sich der M&A-Markt erwärmte, sanken die Ölpreise, nachdem die Regierung Trump den wichtigsten Käufern von iranischem Öl Ausnahmen gewährte, was die Auswirkungen der Sanktionen  abschwächte. Dann wechselte der Ölmarkt von der Sorge über ein mögliches Defizit zur Sorge, dass sich Öl wieder in den Lagern stapeln und ein neues Überangebot verursachen könnte — genau das, was die OPEC befürchtete.

    Diese Stimmungsumkehr führte von Oktober bis November zu einem Rückgang der Ölpreise. Nachdem das Öl Anfang Oktober  ein Vierjahreshoch erreicht hatte, hatte es am Ende den schlechtesten Monat seit zwei Jahren und verlor mehr als 10 % seines Wertes. Dieser Ausverkauf setzte sich im November fort, und innerhalb von nur 12 Handelstagen verlor der Ölpreis die Gewinne von 12 Monaten. Am Ende dieses Monats war er um weitere 20 % gesunken — der größte monatlicher Einbruch in einem Jahrzehnt — und lag damit unter dem Anfangswert des Jahres. Dieser starke Rückgang der Ölpreise bedeutet, dass die Ölunternehmen weniger Geld verdienen werden, was dazu führte, dass die Kurse der Ölaktien einbrachen.

    Das billigste Öl der Welt

    Der Ölpreisverfall verschärfte das ohnehin schon schwierige Klima in Kanada noch weiter. Das aus Ölsanden gewonnene Schweröl wird traditionell mit einem Rabatt auf leichteres Öl aus den USA und dem Ausland verkauft, da es durch die höheren Konzentrationen von Schwefel und mehreren zu extrahierenden Metallen schwieriger zu raffinieren ist. Dieser Rabatt hat sich jedoch 2018 aufgrund der Beschränkungen der kanadischen Pipeline deutlich ausgeweitet, da das Land aufgrund des starken Widerstands von Umweltschützern und anderen Gruppen nicht in der Lage war, neue Pipelinekapazitäten aufzubauen, um der steigenden Produktion gerecht zu werden. Obwohl das Land bei einigen wichtigen Ölpipeline-Projekten scheinbar Fortschritte machte, kam es zu einer Reihe von Rückschlägen, die den Druck auf die Ölpreise noch verstärkten.

    Zu einem bestimmten Zeitpunkt wurde der Western Canadian Select (WCS), ein kanadischer Ölrichtwert-Preis, mit einem Rabatt von 51,50 US-Dollar pro Barrel auf den WTI, den US-Ölrichtwert, verkauft, der seinerseits für rund 10 US-Dollar pro Barrel unter dem Preis von Brent gehandelt wurde. Das trieb den Preis von WCS auf bis zu 12 US-Dollar pro Barrel und machte es damit mit Abstand zum billigsten Öl der Welt.

    Der hohe Preisabschlag belastete die Rendite der kanadischen Ölunternehmen erheblich. Als Reaktion darauf begannen große Ölsandproduzenten wie Cenovus Energy (WKN:A0YD8C), auf die Schiene zu wechseln, um ihr Öl aus dem Land in lukrativere Märkte zu bringen. Cenovus unterzeichnete Dreijahresverträge mit zwei der größten kanadischen Eisenbahnen, um bis zu 100.000 BPD zu transportieren, und verpflichtete sich, einen Preis von mittleren bis hohen Zehnerbereich pro Barrel zu zahlen. Das war eine bessere Option, als es in Kanada zu verkaufen.

    Die Preisprobleme im Westen Kanadas wurden so gravierend, dass die Regierung von Alberta, der Provinz, die das meiste Öl des Landes fördert, Anfang Dezember eine vorgeschriebene Produktionskürzung von 8,7 % beschloss, was etwa 325.000 BPD entspricht. Die erste Reduzierung wird im Januar in Kraft treten und bis zum Jahresende auf 95.000 BPD sinken, da die Lagerbestände im Land sinken. Der Schritt führte dazu, dass sich der Ölpreis im Land schnell verdoppelte, obwohl es sich nur um eine vorübergehende Lösung handelt, da Kanada mehr Exportpipeline-Kapazitäten aufbauen muss, um sein Öl in die Märkte mit hoher Nachfrage zu bringen.

    Die OPEC tritt wieder auf den Plan

    Auch die OPEC beschloss, die Produktion im Dezember zu kürzen, nachdem die Ölpreise im Oktober und November gesunken waren. Die Organisation und ihre Nichtmitglieder verpflichteten sich, ihre Produktion ab Januar um 1,2 Mio. BPD zu reduzieren. Mit dieser Entscheidung wurde der Förderanstieg der OPEC im Juli rückgängig gemacht, in der Hoffnung, auch den Rückgang der Ölpreise umzukehren.

    Doch selbst nach der Kürzung durch Kanada, die OPEC und ihre Nichtmitglieder scheint der Ölmarkt in der ersten Jahreshälfte 2019 überversorgt zu bleiben. Der Grund dafür ist, dass die Produktion aus den USA in den kommenden Monaten an Fahrt gewinnt, nachdem einige Bohrunternehmen als Reaktion auf die gestiegenen Ölpreise die Ausgaben in der zweiten Jahreshälfte 2018 erhöht haben. Dieser Produktionsschub könnte den Druck auf die Ölpreise Anfang 2019 aufrechterhalten, insbesondere wenn sich das Nachfragewachstum in einer sich abschwächenden Wirtschaft verlangsamt.

    Wenn andererseits die Nachfrage erwartungsgemäß weiter ansteigt, sollte der Ölmarkt wieder ins Gleichgewicht kommen, da das Angebot ab dem dritten Quartal die Nachfrage übertreffen wird, was zu höheren Ölpreisen führen könnte. Allerdings könnten mehrere Faktoren diese Prognose beeinflussen. Anhaltende Produktionsprobleme in Ländern wie Venezuela, Nigeria und Libyen sowie neue Probleme anderswo könnten dazu führen, dass der Markt schneller wieder ins Gleichgewicht kommt. Andererseits könnte ein schneller als erwartetes Produktionswachstum aus den USA oder eine Nichteinhaltung der Bestimmungen durch die OPEC-Mitglieder dazu führen, dass die Fördermengen über den Erwartungen liegen, was das Überangebot im ersten Halbjahr 2019 vergrößern könnte. Die Investoren sollten zwar bereits an Schwankungen gewöhnt sein, sich aber auf eine höhere Volatilität im Jahr 2019 einstellen.

    Was die Investoren vom Ölmarkt 2018 lernen können

    Im Jahr 2018 bewegten zwei Themen den Ölmarkt. Erstens erwies sich die Geopolitik als wichtiger Faktor, der die Volatilität des Ölpreises bestimmte. Die Entscheidung der Regierung Trump, starke Sanktionen gegen den Iran zu verhängen, nur um sie einige Monate später zu lockern, führte dazu, dass die Ölpreise stark schwankten. Das war nicht das erste Mal, dass geopolitische Maßnahmen den Ölmarkt beeinflussten, und es wird auch nicht das letzte Mal sein, weshalb sich die Investoren sich in Zukunft wappnen müssen. Daher könnte beispielsweise der Handelskrieg mit China dazu führen, dass sich die Weltwirtschaft deutlich verlangsamt, was die Ölnachfrage dämpfen dürfte.

    Der zweite rote Faden, der sich durch den Ölmarkt zog, war, dass Ölunternehmen dazu neigten, nicht nur auf die Ölpreise, sondern auch aufeinander zu reagieren. Wenn zum Beispiel ein Unternehmen mit der Ankündigung eines großen Aktienrückkaufprogramms Wellen schlug, schien das andere dazu zu bringen, dasselbe zu tun. Ebenso, wenn ein Unternehmen einen bemerkenswerten Deal machte, schien es die Rivalen dazu zu verleiten, es dem Unternehmen gleich zu tun. Während die ersten Akteure proaktiv waren, machten die folgenden Unternehmen ihre Schritte oft zu einem ungünstigen Zeitpunkt, da die späte Welle von M&A erst kam, als gerade die Ölpreise zu fallen begannen.

    Dieser Rückblick sollte den Investoren einige klare Anhaltspunkte für den Öl- und Gassektor im Jahr 2019 und darüber hinaus geben. Für den Anfang ist es ratsam zu verstehen, was den Ölpreis gerade beeinflusst und zu beachten, was die Stimmung verändern könnte. Darüber hinaus sollten die Investoren sich eher an First Mover halten, im Gegensatz zu denen, die bekanntermaßen der Herde folgen. Nimm alle Prognosen aber nicht zu ernst, denn meistens wird etwas, das nur wenige kommen sahen, einen erheblichen Einfluss auf den Ölmarkt haben.

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    Dieser Artikel wurde von Matthew DiLallo auf Englisch verfasst und am 29.12.2018 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.

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    Dieser Artikel wurde ursprünglich auf fool.de veröffentlicht.



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    2018: Öl- und Gas-Aktien im Jahresrückblick Der Ölpreis schlug 2018 wilde Kapriolen. Beginnend bei 60 US-Dollar, erholte sich der Ölpreis wieder und erreichte Anfang Oktober ein Viereinhalbjahreshoch, wobei der globale Richtwert, bekannt als Brent, mit 86,74 US-Dollar pro Barrel seinen …

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