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    Marktkommentar  731  0 Kommentare Dr. Daniel Hartmann (BANTLEON): Konjunkturhoffnungen ruhen 2019 auf China

    Sollte es China gelingen, die Wirtschaft in den nächsten Monaten erneut zu stimulieren, steigen die Chancen für eine globale Stabilisierung.

    Die Weltwirtschaft befindet sich derzeit eindeutig im Abwärtstrend. Kommt es 2019 sogar zu einer globalen Rezession? Zuletzt haben in verschiedenen Ländern Sonderfaktoren als Bremsklotz gewirkt (Gelbwesten-Proteste, WLTP-Abgastest, italienischer Budgetstreit, US-Shutdown). Darüber hinaus hat 2018 aber vor allem die stotternde chinesische Wirtschaft das weltweite Expansionstempo belastet.

    Sollte es China gelingen, die Wirtschaft in den nächsten Monaten erneut zu stimulieren, sind die Chancen für eine globale Stabilisierung gegeben. Als Spielverderber könnten sich jedoch ein »Hard Brexit« und der nachlassende Schwung der US-Wirtschaft erweisen. Für die Finanzmärkte ist daher nicht nur kurz-, sondern auch mittelfristig nach wie vor Vorsicht geboten.

    Die jüngsten Ergebnisse der Einkaufsmanagerumfragen sind alles andere als ermutigend. In der Eurozone ist der Composite-EMI auf einen fünfjährigen Tiefststand abgesackt. In den USA erlitt der ISM des verarbeitenden Gewerbes das grösste Monatsminus seit 2008 und in China rutschten die Industrie-EMIs unter die Expansionsschwelle. Ohne Frage befindet sich die Weltwirtschaft im Abwärtstrend. Wird sie aber auch in die Rezession abgleiten?

    Betrachtet man zunächst das binnenwirtschaftliche Umfeld in den USA und Europa, findet sich hier nach wie vor viel Ermutigendes. Die Arbeitslosenquoten fallen, die Löhne ziehen an und die Inflation ist weiterhin niedrig. Für die Konsumenten sind das optimale Bedingungen. Gleichzeitig besteht an den Immobilienmärkten – trotz der jüngste Schwächephase in den USA – immer noch Nachholbedarf. Was die Investitionen anbetrifft, können sich die europäischen Unternehmen unverändert an günstigen Finanzierungskonditionen erfreuen. In den USA hat sich diesbezüglich das Umfeld eingetrübt. Dennoch geben die Banken auch hier noch bereitwillig Kredite und das Gewinnwachstum ist robust.

    Ganz anders sieht es in China aus. Die Entschuldungskampagne, der Abbau von Überkapazitäten und der Handelskrieg setzen der Wirtschaft stärker zu als gedacht. Ablesen lässt sich dies ganz spektakulär am Automarkt, der 2018 zum ersten Mal seit 30 Jahren wieder geschrumpft sein dürfte. Aber auch andere Indikatoren (Industrieproduktion, Einzelhandelsumsätze) befinden sich auf so tiefem Niveau wie lange nicht mehr. Leidtragende der Nachfrageschwäche sind vor allem die Nachbarländer und die exportorientierte Eurozone. Inzwischen können sich selbst die USA dem Abwärtssog nicht mehr entziehen.

    China ist indes nicht der einzige globale Bremsfaktor. Zuletzt kam eine Ansammlung von belastenden Sonderfaktoren in einzelnen Ländern hinzu. In Frankreich sorgen die Gelbwesten-Proteste für Umsatzeinbussen im Dienstleistungssektor. In Italien haben die politischen Turbulenzen die Wirtschaft an den Rand der Rezession geführt. In Grossbritannien laufen die Vorbereitungen für einen ungeordneten Brexit auf Hochtouren – mit zunehmend negativen Folgen für das Wirtschaftsklima. Schliesslich ist in den USA der Government Shutdown ein unnötiger Störfaktor.

    Versucht man die Gemengelage zu ordnen, liegt ein Schlüssel für die weltwirtschaftliche Stabilisierung zweifellos in China. Gelingt es dem Reich der Mitte, den konjunkturellen Abwärtstrend zu stoppen, stehen die Chancen gut, dass die Weltwirtschaft nicht in die Rezession abrutscht. Zusätzlich stützend könnte sich auswirken, dass viele der politischen Krisenherde in den nächsten Monaten an Brisanz verlieren (Shutdown, Gelbwesten). Es bleibt jedoch als grosses Risiko ein »Hard Brexit«, der nach wie vor im Bereich des Möglichen liegt. Darüber hinaus könnte die US-Wirtschaft einen Strich durch die Rechnung machen und 2019 (anstelle von China) die Rolle des »Bösen Buben« übernehmen und durch eine stärker als erwartete Wachstumsverlangsamung belasten. Der massive Impuls durch die Steuerreform läuft hier allmählich aus und die Verschlechterung der Finanzierungskonditionen stellt einen zunehmenden Gegenwind dar.

    Mit Blick auf die Finanzmärkte ist damit weiterhin Vorsicht geboten. Kurzfristig gilt dies aufgrund der aktuellen Konjunkturschwäche ohnehin, aber auch mittelfristig ist es angesichts der bestehenden Risiken noch zu früh, um Entwarnung zu geben.




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