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    Marktkommentar  693  0 Kommentare Dr. Andreas Busch (BANTLEON): »Powell-Put«

    Durch den "Powell-Put", die beschwichtigenden Töne der US-Notenbank, konnten sich die Aktienmärkte weltweit zum Jahresstart erholen.

    Weltweit konnten sich die Aktienmärkte in den ersten Wochen des Jahres erholen, nicht zuletzt weil die US-Notenbank beschwichtigende Töne anschlug. Dieser »Powell-Put« könnte die Finanzmärkte zunächst noch weiter stützen, nachhaltigen Rückenwind erwarten wir von dieser Seite indes nicht.

    Eine Wachstumsverlangsamung in den USA ist unausweichlich und die erhoffte Belebung in China immer noch nicht in Sicht. Das Risiko für einen anhaltend enttäuschenden konjunkturellen Datenstrom ist daher hoch. Die Asset Allocation sollte entsprechend defensiv ausgerichtet bleiben.

    Nachdem die Aktienmärkte im Schlussquartal des vergangenen Jahres weltweit massiv unter Druck gekommen waren und mehrheitlich zweistellige Verluste verzeichneten, hat sich die Lage in den ersten beiden Wochen des neuen Jahres deutlich beruhigt. In den USA legte der S&P500 seit seinem Tief Ende Dezember um rund 10% zu – beim DAX sind es immerhin gut 5%.

    Massgeblich beigetragen hat zu dieser Beruhigung neben den versöhnlichen Tönen im Handelsstreit die US-Notenbank. Sie liess keine Gelegenheit aus, ihre Bereitschaft zur Stützung der Wirtschaft zum Ausdruck zu bringen. Allen voran legte sich Fed-Präsident Jerome Powell ins Zeug und bekräftigte, man könne angesichts der niedrigen Inflation mit weiteren Zinserhöhungen geduldig abwarten. Die Geldterminmärkte interpretierten diesen »Powell-Put« sogar noch weiter und begannen, für 2020 eine erste Leitzinssenkung einzupreisen.

    Psychologisch könnte das geänderte »Wording« der US-Währungshüter den Finanzmärkten noch eine gewisse Zeit Rückenwind bescheren. Dass diese Stütze aber nachhaltig wirkt, ist zu bezweifeln. Denn die realwirtschaftlichen Perspektiven sind aktuell weltweit kritisch zu beurteilen. So ist in den USA im laufenden Jahr eine deutliche Wachstumsverlangsamung vorgezeichnet. Diese resultiert sowohl aus dem Ausklingen der fiskalischen Stimuli als auch aus den zeitverzögerten Bremswirkungen der Zinserhöhung der vergangenen beiden Jahre. Wollte hier die Notenbank für einen echten Ausgleich sorgen, müsste sie nicht nur die Zinserhöhungen beenden, sondern die Leitzinsen deutlich senken. Und selbst dann – die realwirtschaftlichen Anschubwirkungen einer derartigen Massnahme würden sich erst mit einer Zeitverzögerung von mehreren Quartalen einstellen.

    Regelrecht machtlos ist die Fed hinsichtlich des Geschehens in China. Hier ist der Wachstumstrend gegenwärtig klar abwärts gerichtet. Die verschiedenen Stützungsmassnahmen der Regierung in Peking haben immer noch nicht die erhoffte Trendwende zum Besseren herbeigeführt. Jüngste Belege für die weiter nachlassende Konjunkturdynamik lieferten die Dezember-Aussenhandelszahlen. Demnach schrumpften die Importe des Reichs der Mitte gegenüber dem Vorjahr um 7,6%. Das ist das erste Minus seit über zwei Jahren und zeigt, dass einer der wichtigsten globalen Wachstumsmotoren unverändert an Schwung verliert.

    Leidtragende dieser Entwicklung sind vor allem die exportabhängigen Nationen der Eurozone. Zusammen mit hausgemachten Problemen ist es in Deutschland zu einem regelrechten Wachstumseinbruch gekommen. Sogar eine Rezession ist im 2. Halbjahr 2018 nicht mehr auszuschliessen. Italien – als drittgrösste Wirtschaft der Eurozone – droht aufgrund der Bremswirkungen durch die gestiegenen Zinsen das gleiche Schicksal.

    Alles in allem befinden sich damit wichtige Regionen der Weltwirtschaft in sehr rauem Fahrwasser. Die Wahrscheinlichkeit, dass in diesem Umfeld die beschwichtigenden Worte der US-Notenbank allein schnell für eine nachhaltige Beruhigung sorgen, ist folglich gering. Vielmehr dürften in den kommenden Wochen enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA und China wieder für neue Unsicherheit sorgen. Politische Störfeuer, wie beispielsweise die unklare Brexit-Entwicklung, werden zusätzlich die Risikobereitschaft der Anleger dämpfen. Eine defensive Positionierung bei der Asset Allocation bleibt daher das Gebot der Stunde.



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