Italien
EZB-Wächter ziehen Daumenschrauben an: Vizepremier Salvini tobt
Laut Recherchen von "Reuters"-Journalisten sollen Kontrolleure der Europäischen Zentralbank (EZB) Banken im Euro-Raum Fristen gesetzt haben, bis wann sie ihre Problemkredite vollständig durch Rückstellungen abdecken müssen. Das gefällt dem italienischen Vize-Ministerpräsidenten und Innenminister, Matteo Salvini, ganz und gar nicht.
Die EZB hat Briefe an die von Ihnen überwachten Banken geschickt, in denen eine Deadline steht. Bis zu einem bestimmten Datum sollen die Finanzinstitute ihren gesamten Bestand an notleidenden Krediten über Rücklagen komplett absichern. Das sagte laut "Reuters" "eine mit dem Vorgang vertraute Person".
Die Deadlines in den Briefen der EZB an die Banken sollen mittelfristig gesetzt sein. Die Fristen hätten je nach Bank unterschiedliche zeitliche Längen. Die italienische Zeitung "Il Sole 24 Ore" berichtete, dass die vollständige Abdeckung der Problemdarlehen "bis etwa 2026 erreicht werden soll". Dabei gebe es aber für die Banker genug Spielraum, wenn sie begründen, warum sie die Vorgabe nicht einhalten können.
Der Vorgang rückt erneut die italienischen Banken ins grelle Scheinwerferlicht. Denn im italienischen Bankensektor häufen sich zurzeit die Auffälligkeiten: Erst gestern warnte die EZB überraschend die italienische Monte dei Paschi di Siena (MPS) "vor "beträchtlichen Herausforderungen am Kapitalmarkt“. Und nur vor knapp zwei Wochen stellten die Währungshüter die angeschlagene, italienische Carige Bank unter Zwangsverwaltung. Insgesamt werden in der Euro-Zone zurzeit 119 Finanzinstitute direkt von der EZB überwacht.
Italiens Innenminister und Vize-Ministerpräsident Matteo Salvini (Lega) warf der EZB heute vor, das sie das heimische Bankensystem attackieren würde. “Dieses neueste Faulspiel der EZB könnte Italien 15 Milliarden Euro kosten”, so das Regierungsmitglied. Laut Salvini zeige das Vorgehen der EZB, dass die EU-Bankenunion Instabilität schaffe. Er forderte mehr Transparenz, damit bewiesen werde könne, dass die EZB nicht politisch motiviert handelt.
Der italienische Bankenindex verlor heute über zwei Prozentpunkte. Auf Jahressicht ging das Bankenbarometer mit knapp 35 Prozent in die Knie. Ein weiters Signal für das schwindende Vertrauen der Anleger in Italien ist, dass die Rendite der zehnjährigen italienischen Staatsanleihen heute um 0,73 Prozentpunkte anstieg, nachdem sie sich zum Ende des letzten Jahres eigentlich auf Erholungskurs befand.
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