Trübe Aussichten für die Wirtschaft der Eurozone
Im Vorfeld der gestrigen Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) wurden die aktuellen Schnellschätzungen zu den Einkaufsmanagerdaten der Eurozone veröffentlicht. Demnach ist der von IHS Markit erhobene Einkaufsmanagerindex für die gesamte Wirtschaft der Eurozone (Composite) im Januar auf 50,7 Punkte weiter zurückgegangen, von ebenfalls schon schwachen 51,1 im Vormonat. Der Frühindikator hat sich damit wieder ein Stück mehr der Schwelle genähert, die zwischen zukünftigem Wachstum und Kontraktion der Wirtschaft unterscheidet.
Das Wachstumsmomentum lässt also derzeit kontinuierlich nach. Das Hoch der Messreihe wurde schon im Januar 2018 erreicht. Und nach einer leichten Erholung bzw. Stabilisierung im Sommer 2018 befindet sich der Wert des Index wieder auf dem Weg nach unten. Inzwischen hat er sogar ein 66-Monats-Tief erreicht. Das Wirtschaftswachstum fällt also demnach aktuell so schwach aus wie zuletzt vor fünfeinhalb Jahren (!).
Es wird noch schlimmer!
Und Besserung ist weiterhin nicht in Sicht. Denn laut IHS Markit gab es beim Auftragseingang erstmals seit November 2014 wieder ein Minus, das noch dazu so hoch ausfiel wie seit Juni 2013 nicht mehr. In der Industrie war es sogar schon der vierte Rückgang in Folge und der stärkste seit April 2013. Auch beim Exportneugeschäft war es der vierte Rückgang in Folge. Hier fiel das Minus so hoch aus wie noch nie seit Beginn der Erhebung der Composite-Daten vor über vier Jahren.
Da die Produktion derzeit noch hoch ist, aber weniger Neugeschäft reinkommt, nimmt inzwischen auch der Auftragsbestand ab. Dabei fiel der mittlerweile zweite Rückgang der Auftragsbestände in Folge so kräftig aus wie seit Dezember 2014 nicht mehr. Kein Wunder, dass auch der Jobaufbau schwächelt und sich zum Jahresbeginn das fünfte Mal hintereinander verlangsamte. Die Job-Komponente des Euro-Einkaufsmanagerindex fiel damit so schwach aus wie zuletzt im September 2016.
EZB muss tatenlos zusehen
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Und vor diesem Hintergrund ist es auch kein Wunder, dass die EZB gestern beschlossen hat, ihre derzeit noch klar wachstumsfördernde Geldpolitik zunächst unverändert fortzusetzen. Das gilt sowohl für die Leitzinsen als auch für die Reinvestitionen auslaufender Wertpapiere. Diese Entscheidung wurde im Vorfeld auch so erwartet, da die EZB erst mit dem Jahreswechsel 2018/2019 den zusätzlichen Erwerb von Anleihen eingestellt hat und nun erst einmal abwartet, wie sich diese Änderung auswirkt. Entsprechend waren die ersten Marktreaktionen gering.
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