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    TUI IM FOKUS  739  0 Kommentare Brexit und Spätbucher machen Tui schwer zu schaffen

    HANNOVER (dpa-AFX) - Es ist der erste große Rückschlag für Tui -Chef Fritz Joussen. Nach mehreren Jahren mit deutlichen Gewinnsteigerungen musste der Chef des weltgrößten Reisekonzerns seine erst im Dezember verkündeten Ziele kassieren. Der Brexit und ein Trend zum späten Buchen drücken bei Tui auf die Gewinnspannen. Auch das Mittelfristziel für 2020 ist damit außer Sicht. Die wichtigsten Punkte für das Unternehmen, was die Experten sagen und wie es für die Aktie läuft.

    DAS IST LOS BEI TUI:

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    Die Hiobsbotschaft kam am Mittwochabend nach Börsenschluss. Da räumte Tui ein, dass das Wintergeschäft und auch die Buchungen für den Sommer 2019 nicht so gut laufen wie gedacht. Der operative Gewinn - das rebasierte bereinigte Ebita (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) - werde nur das Vorjahresniveau erreichen, kündigte Tui-Chef Fritz Joussen an. Die mindestens zehnprozentige Steigerung, die dem Vorstand in den vergangenen Jahren gelungen war und auch für die Zeit bis 2020 auf dem Zettel stand, ist damit nicht mehr zu schaffen. Im Geschäftsjahr 2017/18 (bis Ende September) hatte das Ergebnis bei 1,2 Milliarden Euro gelegen.

    Für die Gewinnwarnung führte das Management gleich drei Gründe an. Wie schon im extrem heißen Supersommer 2018 buchten die Kunden ihre Urlaube eher kurzfristig, hieß es. Der Trend zum Last-Minute-Urlaub drückt aber auf die Gewinnspannen des Veranstalters, weil er die Reisen billiger verkaufen muss als geplant. Zudem entscheiden sich Gäste wieder stärker für Reisen in den östlichen Mittelmeerraum, wo etwa Urlaub in der Türkei in den vergangenen Jahren spottbillig geworden war. Auf den immer teurer gewordenen Kanarischen Inseln gebe es dadurch Überkapazitäten, erklärte Tui.

    Und dann ist da noch der bevorstehende Brexit und die damit verbundene Schwäche des britischen Pfund. Um den an sich reisefreudigen Briten weiterhin viele Reisen verkaufen zu können, kann Tui kaum die Preise erhöhen - was auf den Gewinn drückt. Der Konzern will nun Kosten senken, umstrukturieren und die Anstrengungen im Vertrieb verstärken. Die ersten Maßnahmen laufen schon. Die Zahlen zum ersten Geschäftsquartal bis Ende Dezember will Tui wie geplant an diesem Dienstag (12. Februar) veröffentlichen.

    Dabei lastet der Brexit ohnehin auf Tui. Denn bei einem ungeregelten Austritt Großbritanniens aus der EU befände sich der Konzern mit seinen vielen britischen Anteilseignern von einem Tag auf den anderen nicht mehr mehrheitlich im Eigentum von Aktionären aus dem Europäischen Wirtschaftsraum. In diesem Fall stünden auch die Flugrechte seiner Ferienfluggesellschaften wie Tuifly auf der Kippe. Die EU erwägt Insidern zufolge zwar eine Übergangszeit von rund einem Jahr, in der Airlines ihre Eigentumsverhältnisse neu ordnen könnten. Tui wappnet sich seit Monaten dafür, auch im Falle eines ungeregelten Brexit seine Flugzeuge in der Luft zu halten.

    Unterdessen ist der deutsche Ferienflugmarkt gut ein Jahr nach dem Aus für Air Berlin weiter im Umbruch. Erst wirbelte die Insolvenz der Fluggesellschaft Germania die Branche auf. Und wenige Stunden nach der Gewinnwarnung von Tui stellte Europas zweitgrößter Reisekonzern Thomas Cook (Neckermann Reisen) seine Airline-Sparte samt der deutschen Condor zum Verkauf. Auch bei Thomas Cook laufen die Geschäfte nach einem Verlust im Vorjahr nicht gut. Der Konzern braucht Geld, um etwa in eigene Hotels und eine verstärkte Digitalisierung zu investieren.

    DAS SAGEN ANALYSTEN:

    Bei Tui haben die meisten großen Analysehäuser in Reaktion auf die Gewinnwarnung ihre Kursziele erheblich gekürzt. Viele Experten zeigten sich überrascht. Die Analysten der Commerzbank sahen sich auf dem falschen Fuß erwischt. So sei die Margenentwicklung bei der Bilanzvorlage im Dezember Thema gewesen, das Management habe sie aber nicht als problematisch erachtet. Auch das US-Analysehaus Bernstein reagierte enttäuscht, weil es die Tui-Aktie vor wenigen Tagen noch als Top Pick bezeichnet hatte.

    Grundsätzlich hegt die Mehrheit der Fachleute aber keine Zweifel an der Strategie. "Trotz der bevorstehenden Delle im aktuellen Geschäftsjahr ist Tui gut positioniert, um vom mittel- bis langfristigen Nachfragewachstum zu profitieren, und auch die aktuellen Herausforderungen dürfte Tui besser wegstecken als der Wettbewerb", hieß es von den Analysten der NordLB. Auch die britische Investmentbank Barclays lobte das Geschäftsmodell. Durch dieses habe der Konzern das Jahr 2018 relativ unbeschadet überstanden, während Konkurrent Thomas Cook ein Horrorjahr erlebt habe.

    So hatte ein Trend zum Last-Minute-Geschäft und ein weitreichendes Flugchaos mit Verspätungen und Flugausfällen der Branche vergangenen Sommer zu schaffen gemacht. Aus Sicht der Analysten von Barclays könnten die Auswirkungen dieses Rekordsommers weiter zu spüren sein, ebenso wie das schwache britische Pfund. Es gebe mehr offene Fragen als Antworten.

    Kurzfristig könnte nun also eine Unsicherheit auf den Tui-Aktien lasten. Die Konzernführung hält zwar trotz Gewinnwarnung an ihrem Dividendenvorschlag von 0,72 Euro je Aktie fest. Die US-Investmentbank Morgan Stanley sieht nun aber gestiegene Sorgen mit Blick auf künftige Dividenden. Es mache jedoch Mut, dass Tui finanziell gut dastehe.

    DAS MACHT DIE AKTIE:

    Anleger reagierten auf die Gewinnwarnung geschockt, die Aktie verlor am vergangenen Donnerstag über 19 Prozent an Wert und rutschte unter die Marke von 11 Euro. Am Folgetag ging die Talfahrt noch weiter, der leichte Kursanstieg zum Wochenstart macht nur wenig wett. Seit dem Jahreswechsel hat der Konzern damit mehr als eine Milliarde Euro Börsenwert verloren.

    Dabei kannte der Tui-Kurs schon seit vergangenem Mai fast nur die Richtung nach unten. Vom Hoch bei 20,69 Euro kam der tiefe Fall. Seit einem Jahr hat Tui nun mehr als 40 Prozent an Wert verloren. Insgesamt hat der Konzern damit noch einen Börsenwert von gut 6 Milliarden Euro. Die Lufthansa kommt im Vergleich auf gut 10 Milliarden Euro, Ryanair ist fast 14 Milliarden Euro wert, Thomas Cook kommt allerdings nur auf etwa 500 Millionen Euro./niw/stw/jha/





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