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    Börsen-Zeitung  525  0 Kommentare Mehr als nur Ausrutscher / Kommentar zur Entwicklung von Finanztiteln an der Börse von Dietegen Müller

    Frankfurt (ots) - Nicht nur das Finanzministerium in Berlin macht
    sich Sorgen um den niedrigen Börsenwert von deutschen Banken. Auch
    die Banken selbst zweifeln, wie wettbewerbsfähig sie eigentlich noch
    sind. Seit Anfang 2018 haben die gelisteten europäischen Institute
    fast ein Viertel ihres Wertes verloren, gemessen am Stoxx 600
    Bankenindex. Und nach den dürftigen Zahlen großer europäischer
    Adressen im vierten Quartal und insbesondere einigen unerwarteten
    Ausrutschern im Bereich Investment Banking sind die Zweifel an einer
    baldigen Erholung nicht kleiner geworden.

    Vor einigen Wochen erklärte Jean Pierre Mustier, Vorstandschef von
    Unicredit, dass die US-Banken die Schlacht um das Investment Banking
    zumindest in der Beratung und Generierung von Neugeschäft gewonnen
    hätten, dank eines strukturell profitableren Heimatmarktes. Deshalb
    müssten sie sich auf Kredite an Privathaushalte und klein- und
    mittelgroße Unternehmen beschränken.

    Die Zweifel am europäischen Investment Banking sind nicht
    grundlos. Im vierten Quartal waren die Erlöse in diesem Bereich auch
    wegen der gestiegenen Volatilität an den Märkten unter Druck
    gestanden. Kurskapriolen an den Märkten animieren Emittenten kaum,
    aktiv zu werden, und eine sinkende Risikoneigung dämpft Investitionen
    und Neuanlagen. Doch hat etwa die US-Großbank J.P. Morgan trotz
    dieses Dämpfers insgesamt ein Rekordergebnis im vierten Quartal
    vorgelegt.

    In Europa sieht die Lage insgesamt weniger rosig aus, da die
    Profitabilität in den nichtzyklischen Segmenten geringer ist. Und
    allein im Handel haben BNP Paribas, Crédit Agricole, Natixis und
    Société Générale im Jahresvergleich im vierten Quartal 2,1 Mrd. Euro
    oder 37% weniger erlöst. Auch UBS verzeichnete im vierten Quartal
    einen Erlösrückgang um 13% im Handel, während es im
    Festverzinslichen-, Währungs- und Rohstoffgeschäft (FICC) immerhin
    mit den Erlösen um 14% nach oben ging. In den Zahlenwerken finden
    sich auch einige Überraschungen. So verbuchte Natixis 259 Mill. Euro
    Verlust auf Derivategeschäfte in Asien - darin enthalten auch
    entgangene Einnahmen. Dabei galt Natixis als besonders erfolgreich
    im koreanischen Markt für strukturierte Produkte. Die Liste an
    Innovationen, die Natixis in den koreanischen Markt gebracht habe,
    sei lang, urteilte Risk.net im August 2018. Wenige Monate später hat
    sich gezeigt, dass die Absicherungsgeschäfte auf komplex
    strukturierte Zertifikate - sogenannte Autocallables, die sich auf
    koreanische Aktien bezogen - wohl nicht so ausgestaltet waren, dass
    sie die Bank in jeder Marktlage ausreichend vor Risiken und
    Verlusten schützten.

    Natixis ist mit den Problemen in außereuropäischen Märkten kein
    Einzelfall. BNP Paribas wies einen Verlust von 80 Mill. Euro auf
    Derivatgeschäfte im Zusammenhang mit dem US-Aktienmarkt aus. Société
    Générale und Deutsche Bank verbuchten schwache Ergebnisse im Bereich
    FICC. Credit Suisse schnitt quer durchs Band in den Bereichen FICC,
    Handel und Banking - also M&A und Beratung - schwach ab, besonders
    dürftig war das Ergebnis auch hier in Asien, was die Bank auf ein
    ungünstiges Handelsumfeld zurückführte. Deutlich unter Buchwert

    Für viele Investoren sind Banktitel in Europa nach wie vor ein
    rotes Tuch. Zwar gibt es Anleger, welche die optisch niedrige
    Bewertung des Sektors für ansprechend halten. Laut Bloomberg beträgt
    das Kurs-Buchwert-Verhältnis 0,7 und das Kurs-Gewinn-Verhältnis gut
    10. Das niedrige Kurs-Buchwert-Verhältnis haftet der Branche
    allerdings schon seit der Finanzkrise an. Es spiegelt die Zweifel, ob
    die Banken ihre Kapitaldecke bewahren können.

    Dass nun die laufenden Renditen an den Anleihemärkten wieder im
    Sinkflug begriffen sind, lässt für die anämische Ergebnisentwicklung
    vieler europäischer Banken wenig Gutes erahnen. Mängel im
    Risikomanagement - wie das Beispiel von Natixis zeigt, das laut
    Beobachtern kein Einzelfall sein dürfte - wecken zudem Bedenken, dass
    die Institute ausreichend für ein schwieriges Marktumfeld vorgesorgt
    haben.

    (Börsen-Zeitung, 16.02.2019)

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