Sag mir, wo die Werte sind…
Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
die US-Aktienmärkte zeigen sich weiterhin stark und haben nach dem Einbruch Ende 2018 ihre Verluste zum Großteil schon wieder aufgeholt. Damit stellt sich die Frage, ob dieser plötzliche erneute Sinneswandel berechtigt und damit von Dauer ist.
Die Anleger sind schon wieder im Kaufrausch
Denn die Börsianer haben schon wieder voll in den Risikomodus geschaltet: Defensive Werte sind seit Anfang Januar out, ab Februar stürzen sich die Anleger sogar wieder auf die zyklischen Werte. So führen z.B. der Technologie-, aber auch der Industriegütersektor in den USA inzwischen die laufende Erholung an. Offenbar rechnen die Anleger damit, dass die Auswirkungen des Handelskonflikts noch eine Weile an den USA vorübergehen. Und die neue Zurückhaltung der Fed in Sachen Zinserhöhungen drückt auf die Anleiherenditen, so dass Festverzinsliche weiterhin keine ernsthafte Anlagealternative zu Aktien werden. Stattdessen bleiben (Wertpapier-)Kredite günstig, womit die weitere Liquiditätszufuhr für Aktienkäufe gesichert ist.
Die Frage ist nur, was die Anleger damit kaufen. Sven Weisenhaus hat vor kurzem darauf hingewiesen, dass die Analysten ihre Gewinnerwartungen seit Ende 2018 deutlich reduziert haben. Angesichts der wieder kräftig gestiegenen Kurse kaufen die Anleger zum einen also relativ teure Aktien. Zum anderen packen sie sich zusätzliche, zum Teil versteckte Risiken ins Depot, weil sich aufgrund von Aktienrückkäufen, Firmenübernahmen und buchhalterischen Winkelzügen immer mehr Fragwürdiges in den Unternehmensbilanzen sammelt (siehe z.B. Börse-Intern vom 22.01.2019).
So haben inzwischen etliche Unternehmen aufgrund der niedrigen Zinsen Aktienrückkäufe auf Kredit getätigt, weil sie die (niedrigen) Zinskosten zum Teil durch die eingesparte Dividende kompensieren können. Das führt jedoch zu weiteren bilanziellen Belastungen – bis hin zu einem negativen Eigenkapital.
Money for nothing
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Das Eigenkapital bzw. der Buchwert ist rein rechnerisch das, was nach Abzug aller Verpflichtungen des Unternehmens (insbesondere Schulden, Zahlungs- und Lieferverpflichtungen) bei seiner Liquidierung als Anteil für die Eigentümer – bei Aktiengesellschaften also die Aktionäre – übrigbleibt. Wenn das Eigenkapital eines Unternehmens, dessen Aktie man kauft, negativ ist, investiert man nicht in Werte, sondern in eine leere Hülle. Die Hoffnung ist dann, dass sich diese Situation wieder bessert (was von der Geschäftsentwicklung der Firma abhängt) oder jemand noch dümmer ist und einem diese an sich wertlosen Aktien wieder abkauft (was von der Börsenentwicklung abhängt)
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